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| Autor: | Jassi | ||
| Datum: | 06.10.24 12:36 | ||
| Antwort auf: | Re:Was ich in den letzten Wochen gelesen habe... (Teil 16) von chifan | ||
"Die vier Bücher" von Yan Lianke ist leider erst der zweite Buchtipp, dem ich nach über zwei Jahrzehnten hier im Forum gefolgt bin. Kola hatte mir zudem "Meister und Margerita" empfohlen. Datt war's, was man wohl auf mein äußerst geringes Interesse für Belletristik zurückführen kann. "Die vier Bücher" hat mich wirklich "entzückt". Ich habe mich bewusst weiter nicht über die "große (chinesische) Hungersnot" informiert, aber Lianke versteht es prächtig dem Leser in literaischer Form klarzumachen was für 'ne Riesenscheiße damals abgelaufen ist. Bei solchem Zeuch ist Literatur allen anderen Kunstgattungen einfach mal sowas von überlegen. Zorn - nicht zu verwechseln mit Wut - war ein steter Begleiter wähernde des Lesens in meinem Abdomen. (Ich kann nur dringend empfehlen obigen Wiki-Artikel über den Lyssenkoismus und seine daraus resultierenden Folgen zu lesen. Wenn also Axiome für wichtiger als ihnen widersprechende Fakten genommen werden.) Für die meisten hier wird es wohl unverständlich bleiben, aber für mich gibt es kaum was beruhigenderes bzw. den Kopf reinigenderes als die künstlerische Auseinandersetzung mit so schweren/dunklen Themen. Meiner Resilienz tut es keinen Abbruch - eher dürfte das Gegenteil der Fall sein. Danke also nochmals für diesen Tipp und "Der Traum meines Großvaters" wird definitiv irgendwann gelesen. Für die anderen: Es geht um folgendes Gute-LauneThema [https://de.wikipedia.org/wiki/Infektionen_durch_HIV-kontaminierte_Blutprodukte#Volksrepublik_China] So, dann kommen wir jetzt zu Murakami und der alles entscheidenden Frage: Darf man Murakami gut finden? Ja, darf man sowie man sich an einem Drittligaspiel wie Viktoria Köln gegen Rot-Weiss Essen erfreuen kann. Murakami ist bei weitem kein solcher Schund wie Paolo Coelho, auch wenn ersterer dem Kitsch immer noch viel zu nahe kommt. Der "sibirische Wahnsinn" ist in diesem "geerdeterem" Buch schon ein kleiner Fingerzeig gen magischem Realismus und die Figur Yamatos ist ganz klar der von Sonja aus Dostojewskis "Schuld und Sühne" entlehnt. (BTW: Im Buch wird auf Arthur Schnitzler und Karl Kraus verwiesen wie sie den 1. WK ziemlich ungeil fanden. Warum haben sich denn die ganzen Romanschreiber alle so, dass sie Kriege so unsexy finden? Schwere Waffenlieferungen beschte!) Ich verstehe, wenn sich die Leute hier einfach nur zu gerne immer und immer wieder in ihre Murakami-Kuscheldecke reinschmusen wollen, aber wieso mal nicht einen Roman mit ähnlicher Thematik lesen wie z.B. Milan Kundera "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Und wenn ihr das nicht liest, dann zumindest das oben von mir velinkte Büchlein über Moralismus, ist dieser doch stark im hiesigen Forum. Dass ich wieder mal so naiv war ein ernstes Sachbuch über Computerspiele in einem Videospieleforum zu posten, werd ich mal als Spleen meinerseits abtun. |
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