Thema:
Re:Reiche Eltern zu haben hilft sicher etwas flat
Autor: Sven Mittag
Datum:30.09.24 17:10
Antwort auf:Re:Reiche Eltern zu haben hilft sicher etwas von peppi

>>Na gut. Schreibst du nicht explizit. Du beziehst dich in deinem Post auf einen Artikel, der dies in ausreichendem Umfang so wiedergibt.
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>Hartmann selbst sagt doch, dass es nicht ohne Arbeit geht.


Jetzt reden wir aber von zwei unterschiedlichen Dingen, oder? Arbeit auf der einen Seite, Leistung auf der anderen Seite. Hartmann schreibt u.a. "Die Leistungsgesellschaft ist eine Lüge. Leistung in der Unterschicht lohnt sich nicht, da je nach Gesellschaftsstand unterschiedlich Leistung unterschiedlich erfolgreich ist."

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>>Und natürlich starten in der Gesellschaft nicht alle an der gleichen Startposition. Aussehen, Intelligent, finanzielle und soziale Benefits bringen von der Natur aus Vor- und Nachteile. Und daraus folgt, dass manche sich mehr anstrengen müssen als andere:
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>So ehrlich ist aber niemand von den Leuten, die da oben stehen. Damit meine ich nicht mal, dass sie (sich selbst) (be)lügen, sondern dass sie tatsächlich der Ansicht sind, dass unsere Gesellschaft grundsätzlich fair ist und alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben. Weil sie es ja durch ihre harte Arbeit geschafft haben.


Okay, wer sind denn "die da oben"? Ich kenne recht viele, die "da oben sind! Keiner von denen ist auch nur im Ansatz der Meinung, dass das Leben oder die Gesellschaft fair im Sinne von "Gleiche Chancen für gleichen Erfolg" ist.

Die Gesellschaft ist dahingehend fair, dass eine prinzipiell Chance besteht, mit Leistung aufzusteigen. Die nötige Leistung packen aber realistisch vielleicht kleiner Teil der Bevölkerung, während leider mittlerweile 80 % der Meinung sind, sie würden ja ah so viel tun und hätten damit ein Anrecht auf den "Klassenaufstieg".

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>Ich hab das schon in anderen Threads geschrieben: ich hab dazu, aufgrund meiner Herkunft, zig Anekdoten parat. Ich hab viel zu wenig Menschen erlebt, die ihr Vermögen, ihre Jobs/Autos/Häuser als großes Glück (?) gesehen haben. Sondern weil sie halt so geile Hengste sind.


Dann her mit den Anekdoten! Bin wirklich neugierig.

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>Ich hab zwei Studis in Seminaren zu dem Thema den Raum verlassen sehen, weil sie sich nicht erzählen lassen wollten, dass es nicht allein ihr Verdienst ist, dass sie es an eine Uni geschafft haben. Und das ist allzu verständlich, wenn kein Mensch aus deiner Familie und deinem Umfeld je eine Hochschule von innen gesehen hat. Oder ähnliche Geschichten. Aber das bedeutet halt nicht, dass das deswegen allen möglich ist, wenn sie nur wollen.
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>>Das Ziel ist dadurch aber niemanden verwehrt.
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>Nein. Aber das Ziel nicht zu erreichen hat halt nicht nur was mit persönlichem Versagen zu tun.


Naja, wenn ich die Chance dazu habe, es aber nicht packe. Naja, dann ist es halt schon persönliches Versagen. Dieses stellt halt leider die Regel und nicht die Ausnahme dar.

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>>Notfalls halt muss man sich für dieses Ziel anpassen. Aber auch hier sehe ich kein Problem. Auch diese Anpassung ist ja am Ende eine Leistung, oder?
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>Meinst du das Ziel anpassen oder sich selbst anpassen?.


Sowohl als auch.

Will ich Chef von nem DAX-Konzern werden (um ein sehr spezielles Extrembeispiel zu nehmen, wie es Hartmann sinnloserweise in seiner Studie hernimmt), sollte ich vielleicht nicht gerade ein links-grün versiffter Nerd in Jeans und Sneakers sein, auch wenn ich vom Intellekt her der Überflieger bin.

Will ich garantiert Erfolg haben, sollte mein Ziel vielleicht nicht DAX-Chef sein, wo die Erfolgsquote sehr nah an Null liegt, sondern eben Arzt, wo der Erfolg "garantiert" ist und bei entsprechender Begabung bei weit über 90 % liegt.

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>>Nein, die Ideologie der Leistung, verspricht nahezu allen die Möglichkeit auf Aufstieg.
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>Sehe ich nicht so. Ich sehe/höre "Jeder und jede kann es schaffen, wenn sie nur wollen!" Der Witz ist ja, dass das nicht einmal gewollt ist. Wer soll denn im größten Niedriglohnsektor Europas die Arbeit machen?


Heißt es nicht "Jeder kann es schaffen, der genug leistet!"? Ist ja eben so, dass die große Mehrheit vom Talent eher...äh.... Niedriglohnsektor ist?

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>>Nüchtern wirst du immer Leute habe, die nur begrenzt am Aufstieg mitmachen können, da Sie wirklich schwere Schicksalschläge habe und massive Nachteile im Leben hatten.
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>Genau. Und wo ist das Problem, das einfach auszusprechen?


Wie gesagt. Kenne niemand "da oben", der mir hier je widersprochen hätte.

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>>Ein großer Teil der Bevölkerung hat diese Option jedoch.
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>Aber es weisen doch immer wieder Studien darauf hin, dass es insb. in DE v.a. mit dem Elternhaus zu tun hat, wie "erfolgreich" Menschen im Leben werden.
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Wobei das gute Elternhaus eben in deutlich mehr "Talente" endet.

>[https://www.diw.de/de/diw_01.c.414647.de/familiaerer_hintergrund_hat_grossen_einfluss_auf_zukunftschancen.html]
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>>Die Problematik ist doch aber nur, dass mittlerweile ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung meint, Anspruch auf diesen Aufstieg zu haben, da er seine eigene Leistung massiv überschätzt.
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>Wie kommst du da drauf? Die These ist mir neu.
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>>Witzigerweise genau das Problem, was bla in seinem Video darstellt. Also klassicher Dunning-Kruger-Effekt!
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>Den kannte ich nicht. Nimmst du den besonders stark wahr?


Ich nehme es als gigantisches Problem war. Und daher sind ja auch die Studien aus blas-Video so fragwürdig, da sie größtenteils aus Selbsteinschätzung basieren.


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