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Autor: | Zinkhal | ||
Datum: | 23.09.24 11:20 | ||
Antwort auf: | Betrüger nimmt meinen Vater aus und ich kann nichts tun von Schlomo | ||
>Vorab: Mein Vater ist über 80, aber gesund, klar im Kopf, lebt allein, ist intelligent und hochgebildet. Nur ist er wohl "etwas" naiv. > >Die Sache geht schon Jahre. Er hat dem Typen seine gesamten Ersparnisse gegeben und dafür im Schlafzimmer einen Stapel von sicherlich wertlosen Teppichen. Der gewinnbringende Wiederverkauf wird ihm seitdem immer wieder für die nahe Zukunft versprochen und dann aus den verschiedensten Gründen verschoben. > >Als dem Rest der Familie das Ausmaß klar wurde, war es schon lange zu spät, um noch etwas zu verhindern. Und er hat sich auch jeglicher Hilfe verweigert, wollte keinen unabhängigen Gutachter auf die Teppiche schauen lassen. > >Viel später erfahre ich dann, dass der Kerl ihn eine Zeit lang jeden Monat zur Bank gefahren und sich von ihm Bargeld zur persönlichen Unterstützung hat abheben lassen. Einfach nur, weil er angeblich unverschuldet in Not geraten sei und das Geschäft ja ohne ihn nicht zum Abschluss gebracht werden könne. Daraufhin habe ich gegen seinen Willen Anzeige erstattet. Mein Vater hat sich dann auch von der Polizei überreden lassen, sich der Anzeige anzuschließen. Aber so ganz konnte er trotzdem nicht glauben, dass alles erstunken und erlogen sein soll. Ist doch ein ganz normaler "bürgerlicher Typ"! Und die vielen Details rund um den designierten Käufer, das kann doch nicht alles erfunden sein! > >Vor Kurzem habe ich dann erfahren, dass er weiterhin mit dem Typen in Kontakt steht und der ihm erzählt hat, dass er wegen unserer Anzeige zeitweise unschuldig im Gefängnis war. Natürlich habe ich ihn schon zigmal darauf eingeschworen, keinen Cent mehr zu zahlen. Aber die Hoffnung, dass vielleicht doch alles wahr ist und er sein Geld wie versprochen bekommt, war nicht tot zu kriegen. > >Und jetzt abermals der Hammer: Er gesteht mir, dass er sein komplettes Konto geplündert hat (sein Auto hatte er vor einer Weile schon aus Altersgründen verkauft) und noch einen Kredit über 10.000€ aufgenommen hat. Alles angeblich für Anwalts- und Gerichtskosten des Betrügers, der ihm weisgemacht hat, dass er nur so endlich an das erträumte Geld kommt. > >Immerhin war er nun, nachdem der Teppichverkauf natürlich erneut (zum x-ten Mal) verschoben wurde, ziemlich zerknirscht und bereut die Zahlung. Ich habe ihm gesagt, dass er statt den Anwalt des Betrügers lieber einen eigenen Anwalt bezahlen sollte, um dem Typen die Hölle heiß zu machen, und er ist einverstanden, dies mit mir in Angriff zu nehmen. Natürlich werde ich auch noch mal mit ihm zur Polizei gehen und erneut Anzeige erstatten. > >Allerdings bin ich selbst nicht sicher, mit welchem Ansatz man die Misere endgültig beenden kann. Der Rechtsstaat scheint schon mal keinen Schutz vor solchen Leuten zu bieten. Ich versuche auch seit Wochen, herauszukriegen, was aus der damaligen Anzeige nun geworden ist. Staatsanwaltschaft und Amtsgericht verweisen mich hin und her, telefonisch gibt es eh keine Auskünfte und auf Briefe wird wenn überhaupt erst nach Wochen geantwortet. > >Habe ich schon erwähnt, dass er keinen Kaufvertrag, keine Rechnungen oder Quittungen bekommen hat und sämtliche Zahlungen immer in bar geleistet hat? > >Entscheidend wäre wohl, zumindest die verdammten Teppiche loszuwerden. Nur so wird die Hoffnung auf einen guten Ausgang bei meinem Vater wirklich zu ersticken sein. Obwohl ich selbst dann nicht sicher wäre, ob der Typ seine Klauen wirklich aus seinem Goldesel nehmen würde. Heftige Geschichte. Ich habe das zum Glück noch nie auf privater Ebene gehabt. Eine Mandantin stand aber auch kurz davor, ihre Immobilien auf jemand völlig Fremden (Betrüger) zu übertragen. Habe die Kinder zu einem guten Rechtsanwalt geschickt und mit dessen Hilfe und die vom Amtsgericht konnte sie für geschäftsunfähig erklärt werden. So konnte das schlimmste verhindert werden. Das war alles mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden. Von den familiären Baustellen im Anschluss spreche ich erst gar nicht. In deinem Fall schilderst du es jedoch so, dass dein Vater eher nicht geschäftsunfähig ist, sondern schlicht sehr naiv agiert. Die Abstufung ist aber für Laien wie uns gar nicht richtig einzuschätzen. Da muss eigentlich jemand vom Fach dran und ein medizinisches Gutachten erstellen. Am einfachsten wäre, wenn du dir einfach mit Zustimmung deines Vaters Vollmachten einholst und mit den wesentlichen Stellen offen sprichst (Banken, Behörden etc.). So haben wir das mit Schwiegermutter gemacht. Die Banken z.B. wissen Bescheid, dass wir bei allen höheren Transaktionen vorab informiert werden und es zusätzlich freigeben müssen. Das geht aber nur, weil Schwiegermutter eingesehen hat, dass sie nicht mehr alles richtig beurteilen kann und durchaus für Betrug anfällig ist. |
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