Thema:
Re:München OB Reiter: Pistorius als SPD-Kanzlerkandidat? flat
Autor: Lord Chaos
Datum:18.09.24 16:03
Antwort auf:Re:München OB Reiter: Pistorius als SPD-Kanzlerkandidat? von suicuique

>>Ich schreibe „sein sollte“, nicht ist. Und das ist auch etwas, worüber Politikwissenschaftler durchaus auch in eine ähnliche Richtung argumentieren, beziehungsweise auch darauf hinweisen, dass dadurch Entscheidungen auch verzerrt getroffen werden können, weil  gewisse Gruppen nicht richtig repräsentiert werden.
>>
>>[https://www.deutschlandfunkkultur.de/abgeordnete-im-bundestag-kein-getreues-abbild-der-100.html]
>
>Danke für den Link.
>
>Ich nehme daraus folgendes mit:
>- es wäre kaum praktikabel das in rechtlichen Vorschriften zu formulieren (bei offensichtlichen Gruppen wie Geschlechter praktizieren das einige Parteien zumindest und versuchen eine Parität zu erreichen)
>- es gibt eine inhärente Schieflage in der Entscheidungsfindung wenn gewisse Gruppen unterrepräsentiert sind , gleichzeitig wird festgestellt dass man nicht Teil einer Gruppe sein muss um ihre Interessen zu vertreten (IMO ein Punkt dem hier nicht die aufmerksamkeit zukommt die ihm gebührt denn der Politiker *lebt* wortwörtlich von seiner Klientel der er nicht unbedingt angehören muss)
>
>Wo ich die Argumente hingegen sehr platt finde:
>- Die Fixierung auf Berufsgruppen die im Bundestag nicht auftauchen. Inwiefern ist das ein Problem wenn man im Kontext der Ministerauswahl stets darauf hinweist dass Politiker in Sachen Fachkompetenz eh auf Beratung angewiesen sind? Wir hatten schliesslich jahrzehntelang Verteidigungsminister*innen die selbst nie beim Bund waren. Da war das kein Problem? also was nun?


Ich sehe da schon einen Unterschied, ob Jemand Verteidigungsminister wird, aber nicht gedient hat oder ob Jemand selbst über einen längeren Zeitraum vom Mindestlohn leben musste.

Beim ersten Punkt erachte ich es auch nicht für wichtig, da ich denke,  dass das Thema so viele komplexe Punkte erfasst, dass es tatsächlich kaum eine Rolle spielt, ob er mal beim Bund war oder nicht.

Beim zweiten Punkt geht es eher um Lebenswirklichkeit, wie komme ich mit dem Mindestlohn über die Runden. Wie stellt sich das Leben dann dar, wie schaut es mit Altersvorsorge aus. Damit, dass mir das Geld fehlt, um meine Kids ins Schulheim zu schicken oder mal eben ein iPad für die Schule zu kaufen. Da spielen für mich mehr die Erfahrungswerte eine Rolle. Wenn man so mal gelebt hat, entwickelt man sicher auch ein anderes Bild auf Themen wie den Mindestlohn.

Zudem - du redest hier von Ministern, ich rede von Politikern im Allgemeinen. Und nicht jeder Abgeordnete wird über einen großen Beraterstab verfügen.

>- aus dem Begriff Volksvertretung wird abgeleitet, das Ideal der Vertretung wäre nur gegeben wenn der Querschnitt der Bevölkerung abgebildet wird. Ich halte diese Auffassung nicht für sachgerecht.
>
>Und schlieslich geht er auf das konkrete Problem nicht ein wie vereinbar das mit einer freien, unabhängigen Wahl wäre.
>Allein am Problem der Überhangsmandate (die schlieslsich geschaffen worden sind um Direktmandate und Parteienverhältnisse unter einen Hut zu bringen) sieht man doch dass eine solche Wahl umso mehr darunter leidet je mehr Randbedingungen geschaffen werden. In Summe sind das teils Anforderungen die nicht in jedem Fall eine mathematische Lösung haben. Geschweige denn eine praktische.
>Wir reden hier von der Quadratur des Kreises.
>
>gruß


Ich spreche ja auch von einem Ideal, nicht davon, dass ich einen Lösungsansatz parat hätte oder Quoten für das Maß aller Dinge halte. Und ich bin froh für jeden Politiker im Bundestag, der eben nicht die „klassische“:Politikerkarriere hinter sich hat, sondern auch anderweitig Erfahrungen sammeln konnte. Und da zählen für mich die Erfahrungswerte eines Call Center Agenten mindestens genauso wie die eines Unternehmers, eines Lehrers oder Arzt.


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