Thema:
Brüste und Eier von Mieko Kawakami flat
Autor: chifan
Datum:16.09.24 10:53
Antwort auf:Bücher Thread #6 von Matze

Wenn man wissen will, wie arm jemand war, fragt man ihn am besten, wie viele Fenster die Wohnung hatte, in der er aufgewachsen ist., so der Auftakt des Buches, in welchem man, aufgeteilt in zwei Zeitabschnitte (Sommer 2008 sowie Sommer 2016 - Sommer 2018) in die Gedankenwelt der alleinstehenden 30-jährigen Ich-Erzählerin Natsuko eintaucht. Diese hat schriftstellerische Ambitionen, muss sich aber seit Jahren mit Zeitarbeitjobs über Wasser halten.

Im ersten Teil wird sie von Ihrer älteren Schwester Makiko - Hostess, alleinerziehend und Mutter der 12-jährigen Midoriko, die seit einem halben Jahr nur schriftlich mit dieser kommuniziert - besucht, die sich einer Brust-OP unterziehen will. Passenderweise wird die Erzählung Natsukos immer wieder von den Tagebucheinträgen Midorikos unterbrochen.

Der zweite Teil dreht sich rund um Natsukos Wunsch Mutter zu werden.

Beide Teile gehen auf verschiedene Aspekte der (japanischen) Gesellschaft und insbesondere auf das Rollenbild der Frau in der Gesellschaft ein. Dabei hat mir der erste Teil (Brüste) deutlich besser gefallen als der zweite (Eier). Bei Teil 1 stimmen einfach Rhythmus und Erzählstil. Teil 2 wirkt wie ein Bruch und war mir mitunter zu langatmig, überzeugt dafür aber mit ein paar interessanten Aspekten bspw. über die Unfreiwilligkeit der eigenen Geburt.

Einzelne Punkte dürften für westliche Leser mit bisher wenig Berührungspunkten zur Kultur zudem etwas unverständlich und wenig nachvollziehbar sein, etwa die Wichtigkeit des familiären Hintergrunds, bieten aber einen guten Einblick in der meiner Meinung nach bei uns viel zu oberflächlichen und unkritischen Darstellung der Kultur.

Insgesamt ziemlich lesenswert, auch wenn mir Heaven deutlich besser gefallen hat.

3,5/5

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