Thema:
Sued-Norwegen flat
Autor: Aufklaerer
Datum:30.07.24 10:59
Antwort auf:Der OUTDOOR Thread, Nature und so von sidekick-x-

Meine Frau und ich waren diesen Monat mal wieder zum Camping/Wandern in Norwegen. Bis wir uns Ende der 20er kennengelernt haben, sind wir beide ueberhaupt nicht wandern gewesen und kannten das auch von niemandem (als Norddeutsche nicht ungewöhnlich). Bei einer Dienstreise nach San Francisco haben wir dann spontan einen Abstecher nach Yosemite gemacht, und seitdem machen wir das grob so jeden zweiten Urlaub. Neben Reisen nach Spanien ist vor allem Norwegen unser Hauptziel; frueher von Kiel aus, heute von Suedfinnland mit der Fähre nach Stockholm und dann weiter. Alle nordischen Länder sind schön und haben unglaublich viel Natur, aber die geilen Berge gibt's halt nur in Norwegen. Dafuer ist das auch deutlich das teuerste Land... :-/

Dieses Jahr sind wir eher im Sueden Norwegens geblieben, haben dafuer aber mehr als sonst gewandert, weil das Wetter nicht so ueberragend war - sonst haben wir gerne auch ein paar Bade-/Schnorcheltage eingelegt. Fuer's Wandern hat's aber die meiste Zeit noch perfekt gepasst. ;-) Insgesamt waren wir 40 Stunden unterwegs, haben 125km Strecke und 6,2km Höhe gemacht. Hier nur mal ein paar ausgewählte Bilder.

Am Anfang eine einfache, aber sehr schöne Wanderungen auf den Molden, mit wunderbaren Fjorblick:
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/UAFDqKiIpLxP/FIKmXCUfhPNjhWWZ5FubSN4WhfLN7LRo0CdiaOy6.jpg]
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/crcz5fSRbeQK/k8dL1OEzrlgYAnVdjZzccScuSSo0LkbEiI3rpNqG.jpg]

Zeltplatz irgendwo:
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/eveA5QSk7M6h/bAfsEwkjefwQpvyvkDwOrb4YIN8MOQ4zRkkVKFdU.jpg]

Momentan noch ein Geheimtipp: Recht kurze, aber noch schwarze (also sehr schwere) Tour auf den Lihesten/Gygrekjeften. Es gibt zwei Aufstiegsrouten, wobei die eine laut unserem Wanderfuehrer selbst beim schwarzen Grading nicht machbar ist, weil zu schlecht gesichert. Auf dem Campingplatz am Tag zuvor bin ich mit einem Norweger ins Gespräch gekommen, die mir ohne vorherige Erwähnung eben jene Tour empfohlen hat. Auf meine Bedenken wegen der Sicherung meinte er nur, dass er die Tour schon mehrfach mit seinen Kindern gemacht hat! Norweger sind manchmal echt ziemlich hart. ;-) Wir haben uns dann die schwere Route fuer den Aufstieg angeguckt (und auch gemacht), und als Sportkletterer war das wirklich nicht allzu schlimm. Wenn man allerdings wirklich nur wandern will, nicht zu empfehlen (siehe erstes der folgenden Bilder). Beim Aufstieg haben wir ganz zu Begin schon einen Hubschrauber am Hang gesehen und uns gedacht "Scheisse, die retten gerade jemand von der Route, die wir nehmen wollen!" Aber ein Blick durch's Fernglas zeigte: Die fliegen riesige Steine den Berg hoch. Auf dem Rueckweg haben wir dann gesehen, dass die tatsächlich auf der "einfacheren" (immer noch schwarzen) Route eine riesige Treppe gebaut haben - die echt direkt vor unserem Abstieg fertiggestellt wurde (siehe letztes Bild)! Einheimische haben uns später erzählt, dass das ein ziemlich grosses Projekt ist und sie extra Sherpas fuer den Bau haben.
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/VsJa5FuPRRM4/b3h8XGSkWDJfUoFLJhwiKtRyC493ZQz1k2Ws9coG.jpg]
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/gQVYW4ta2tWq/uw6RRrz9vwVnyMI7PWrRpFAGqJu8i836Zk9Jfuty.jpg]
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/jaijnSsWxMXP/lRjLcIvxpFGktzFtlCbWho1YeYAUcxb3idl9b6Me.jpg]  

Gegen Ende haben wir dann noch eine 3-Tages-Huetten-Tour im Utladal gemacht. Unser Wanderfuehrer hatte die als rote (schwere) 2-Tagestour eingeplant, aber wir haben die geplanten 9 Stunden Gehzeit des zweiten Tages aufgeteilt. Zum Glueck, wie sich im Nachhinein herausstellte! Der erste Teil war sehr schön, auch wenn der Aufstieg in Wolken stattfand. Aber puenktlich als wir am 275m hohen Vettisfossen ankamen, lichteten sich die Wolken:
[https://pxscdn.com/public/m/_v2/412530098909231878/3781ba7d4-1bb9dc/xUJ5YA3o3Xqd/oxl1xupy5tHPa9pYbRsPH6rx4aGUp7TSBIlXY9Rv.jpg]
Sind dann weiter zur bewirtschafteten DNT Huette Skogadalsbøen weiter; 6 Stunden, 19,2km und 1280m Höhe. Bis dato waren wir immer nur in Selbstverpflegungs-Huetten, ohne fliessend Wasser und Strom. Die sind echt urig und gemuetlich. Aber ehrlich gesagt ist es auch ziemlich geil, nach so einer langen Tour eine warme (!!!) Dusche zu haben, und nicht nur einen eisigen Gletscherfluss! Am nächsten Tag war es dann aber mit Entspannung vorbei. Durch unsere Aufteilung hatten wir eigentlich nur eine Halbtagestour erwartet. Der Fuehrer schrieb, dass der Weg nicht mehr offiziell von DNT gewartet wird, aber trotzdem problemlos benutzt werden kann. Alter Schwede! Das war echt die härteste Wanderung, die wir jemals gemacht haben, und wir haben schon so manche schwarze Tour gemacht. Aber das, laut Fuehrer rot, wuerde ich niemandem empfehlen. Der Pfad war quasi nicht existent, erst haben wir uns 800m durch komplettes Dickicht ins Tal gekämpft, grösstenteils irgendwelchen Bachläufen folgend. Dann ging es ueber 1,5km 600m gefuehlt senkrecht hoch. Gefuehlt haben wie die Strecke komplett auf allen Vieren oder an kleinen Bäumen hochziehend verbracht. Oben angekommen mussten wir dann noch einen Gletscherfluss durchwaten. Da sind wir dann auch noch mal 2km auf und ab gelaufen, um eine halbwegs machbare Stelle zu finden (im GPS Track des Wanderfuehrers ging das natuerlich direkt vorne am Anfang). Am Ende kamen wir um 20 Uhr bei der Huette an, wo wir eigentlich nachmittags sein wollten. Leider gibt es von dem ganzen Kampf keine eindruecklicken Bilder, weil wir entweder keine Zeit/Halt hatten, um welche zu machen oder weil mein schlicht nichts darauf sehen kann, ausser Gebuesch. Sehr oft fuehlte ich mich da echt wie Indiana Jones. Besonders nervig war auch, dass der Teil der Tour ueberhaupt nichts an schöner Aussicht brachte, sondern nur Quälerei. Der letzte Teil an nächsten Tag war dafuer wieder etwas entspannter und versöhnlicher.


< antworten >