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| Autor: | Jassi | ||
| Datum: | 14.04.24 13:19 | ||
| Antwort auf: | Re:Yellowface von Rebecca F. Kuang von chifan | ||
>Ich finde es schwer wie bei Kuangs Bildung das irgendwie zu bewerten, zumal mir privilegiert mittlerweile zu negativ konnotiert ist und immer ein Hauch von bösen Fabrikbesitzern und Ausbeutern der einkommensschwachen Schichten in der Luft schwebt. So fällt mir etwa der frühere Nachbar meiner Frau ein, mit dem sie in den 80ern in China zur Schule ging und dessen Familie es finanziell nicht besonders gut ging. Der war nicht etwa überdurchschnittlich begabt oder schlau, hat aber in der Schule einfach wie blöde gelernt, es auf eine Top-Uni in China geschafft, dann in die USA und arbeitet dort seit Jahren im IT-Sektor mit mittlerweile einem Einkommen von 500k USD. Für den wären Ausgaben wie bei Kuang in die Bildung seiner Kinder kein Problem mehr. Wären diese nun auch privilegierte Reiche? Und wie fließt der Background des Vaters in die Bewertung mit ein, der sich dieses Leben hart erarbeitet hat und die Möglichkeiten die er selbst nicht hatte, nun an seine Kinder weitergibt? > Mir schein, du verkennst was mit dem Begriff "Klasse" i.A. und auch von der Youtuberin gemeint ist. Hier geht es nicht nur um das ökonomische, sondern auch um das soziale und kulturelle Kapital, das einem durch die Möglichkeiten des Elternhauses mitgebeben werden und welchen "Habitus" man sich dadurch aneignet. [https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bourdieu] [https://de.wikipedia.org/wiki/Die_feinen_Unterschiede] Kuangs Peergroup, welche auf ihre soziale Entwicklung weitaus mehr Einfluss hatte als ihre Eltern, bestand definitiv nicht aus Arbeiterkindern. (Und falls jemand meinen sollte, ich könne mir da nicht sicher sein, dann wäre ich bereit einen hohen Betrag zu wetten.) Und damit man mich nicht falsch versteht: Obige Youtuberin stellt das in meinen Augen schon sehr gut heraus, dass Kuang zweifelsohne schreiben kann. Es geht ihr nur darum, dass Kuang einfach nicht die Opfer- bzw. Identitätskarte spielen sollte - zumindest nicht in dieser Art. Der Politikwissenschaftler Yascha Mounk (polnisch-jüdische Abstammung, in D aufgewachsen, studierte und promovierte in Harvard, lehrt jetzt in Baltiomore) stellt z.B. in der Sendung "Sternstunde Philosophie" des SFR klar, dass auch wenn sein kompletter Bekanntenkreis äußerlich sehr divers erscheint, sie letztendlich innerlich doch homogen sind. [https://www.youtube.com/watch?v=hn6f0pPZo3I] |
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