Thema:
Re:kurzer Artikel zur Kriminalstatistik flat
Autor: Zinkhal
Datum:10.04.24 12:09
Antwort auf:kurzer Artikel zur Kriminalstatistik von Wurzelgnom

>[https://www.tagesschau.de/kommentar/polizeiliche-kriminalstatistik-104.html]
>
>finde ich ganz gut.
>Problem ist nur dass die Masse so denkt wie sie laut Artikel nicht denken soll.
>Und wenn man die Politik nicht anpasst wie im weiteren Verlauf des Artikels genannt, dann wird sich da auch nichts ändern und man muss sich nicht wundern wieso der Zulauf der AFD immer größer wird. Zuspieler sind in dem Fall die anderen Parteien die die AFD gerne abschaffen würden.
>
>Ich hatte am Montag mit einem Antragsteller zu tun der vergewaltigt hat und generell als gewalttätig eingestuft war.
>Da ist die Anspannung natürlich entsprechend wenn der direkt vor einem steht.
>Und er durchläuft ernsthaft noch den Asylprozess.
>Das sind Beispiele die kein Mensch vesteht und solche Peaks tauchen dann auch in den Medien auf.


Das hängt ja auch damit zusammen,. dass oftmals noch Verfahren vor Gericht laufen. Das Verwaltungsgericht Minden braucht z.B. gut 2 Jahre, bis da mal eine Entscheidung vorliegt. Die Behörde wird im Regelfall das Ersuchen auf Asyl schon abgelehnt haben, muss aber das entsprechende Urteil vom VG oder gar OVG abwarten. Nicht selten sind es ja auch auch bereits abgelehnte Asylbewerber, die nicht abgeschoben werden können, weil keine Papiere vorliegen. Marokko z.B. hat selbst keinen Bock auf die eigenen Landsleute, wenn diese als Straftäter bekannt sind und stellt die entsprechenden Papiere schlicht nicht aus. Und ohne Papiere kommt die Asylbehörde nicht weiter. Dann ist er halt bis ultimo in der Duldung. Entsprechende Person hat aber auch keine wirkliche Perspektive hier. Schlechte Ausgangssituation für alle Beteiligten.

>
>Was auch hausgemacht ist:
>Viele wollen gerne arbeiten, können aber nicht. Weil die ganze Bürokratie lange braucht und mit Scheuklappen arbeitet.
>Ein Beispiel hatte ich ja schon genannt.
>Jemand möchte seit Monaten seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern und hat sich dazu in genau dem Amt als Sachbearbeiter beworben die auch die Verlängerungen ausstellen.
>Alle waren positiv gestimmt nach dem Bewerbungsgespräch, eine Woche später "wir konnten blabla aufgrund ihrer fehlenden AG blabla leider ablehnen".
>Da ist mir echt der Kragen geplatzt.
>Es wäre möglich gewesen den Bewerber einfach mal runter zu den Kollegen zu schicken  "kürz mal deine Pause um 15min und bearbeite den Fall mal bitte", dann wär das Thema durch.
>Aber dann käme das Forum: ey du kannst doch dem die Pause nicht kürzen, das ist nicht rechtens. Da habt ihr dann eure Bürokratiebremse ;)


Meine Lebensgefährtin (verbeamtet) hat Überstunden ohne Ende. Arbeitet auch am WE, wenn es sein muss. Sie ist jedoch die Ausnahme. Bei vielen Kollegen wird stumpf das gemacht, was in der Stellenbeschreibung steht und fertig. Zum Teil ist dies aber nachvollziehbar, wenn Behörden und deren Personal völlig im Regen stehen gelassen werden. Das Sachgebiet meiner Lebensgefährtin umfasst 11 Planstellen. Bis vor kurzem waren nur drei Stellen besetz. Es gab Tage, das saß sie völlig allein in ihrer Abteilung. Keiner will sich diesen Job antun bzw. werben sich die Städte und Gemeinden zu allem Überfluss das Personal gegenseitig ab. Es ist nicht selten, dass die Nachbargemeinde die gleiche Stelle mit A10 einstuft und hier vor Ort ist es nur A9. Für eine absolut identische Stelle. Dachte auch immer, dass würde nicht gehen. Doch, ist wohl Alltag. In der Stellenbewertung kann man etwas schrauben um die gewünschte Einstufung zu erzielen. Im Endeffekt sind die Behörden massiv unterbesetzt.

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>Solche Fälle sind keine Einzelfälle und wenn dann die Miete in Gefahr ist, lockt die Kriminalität weil es aus Verzweiflung kaum andere Möglichkeiten gibt.
>Gepaart mit Verständigungsproblemen, Einsamkeit weil man Niemanden kennt usw. ist die Hemmschwelle nicht sehr hoch.
>Steht dann so ein Mensch vor einem und wird zu recht sauer, heißt es wieder "immer diese scheiss Ausländer"
>i-Tüpfelchen sind dann eben wie schon mehrfach angesprochen die leider vielen motivationslosen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst.
>Und bitte jetzt nicht so ein scheiss wie "dann ist das Land Schuld, die müssen motivieren". Das ist kompletter Bullshit, das liegt in der Regel an den Menschen selbst.


Das Land und der Bund ist dafür zuständig, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Dies sind nur nur handhabbare Gesetze sondern auch ausreichend Personal. Wer irgendwann frustriert ist, macht nur das nötigste. Irgendwann wird resigniert. Hinzu kommt eine mangelnde Digitalisierung, die kaum mit einem modernen Arbeitsplatz in Einklang zu bringen ist und Prozesse auch nicht gerade schneller macht. Die monatliche Statistik (z.B. abgeschobene Asylbewerber nach Herkunft) macht meine Lebensgefährtin mit Excel. Dachte auch, dass die sich die Daten aus dem System ziehen können. Nö, geht wohl nicht.

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>Auf jeden Fall ist aus meiner Sicht Politik und Mitarbeiter zu gleichen Teilen Schuld.
>Und für Beide gilt: wenn man will und nicht gleich beim kleinsten Schweißtröpchen zum Arzt rennt, dann geht es auch.
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>Ich bin jedenfalls dezent angepisst.


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