Thema:
Yellowface von Rebecca F. Kuang flat
Autor: chifan
Datum:07.04.24 20:03
Antwort auf:Bücher Thread #6 von Matze

War meine Urlaubslektüre. Eigentlich hat sich ja noch bis zum Abmarsch Richtung Flughafen Yan Liankes Der Traum meines Großvaters auf dem Weg ins Handgepäck befunden. Doch während mir Dem Volke dienen letztes Jahr passend fürs Reisen durch China ein paar vergnügliche Stunden bereitete, klang ein Buch über arme Dörfler die ihr Blut verkaufen und sich alle mit AIDS infizieren (ist tatsächlich passiert) nicht so förderlich für die Urlaubsstimmung.

Da traf es sich gut, dass mir - woher auch immer, ich kann mich wirklich nicht mehr dran erinnern - Kuangs Yellowface ins Auge sprang. Dachte ich zumindest. Ihre Vita las sich jedenfalls nicht so schlecht, auch wenn ich immer noch ratlos bin, ob NY-Times Bestseller-Autorin was Gutes oder Schlechtes ist. Zumindest gab’s noch Hugo und Nebula Nominierungen und irgendwie einen Hype um das Buch, von dem ich bis dahin allerdings nichts mitbekommen hatte.

In Yellowface ist Athena Liu ein Star der Literaturszene, während ihre Freundin June Hayward nach ihrem erfolglosen Debütroman auf der Stelle tritt. Da trifft es sich ganz gut, dass erstere bei einem Unfall ums Leben kommt und sich für June die Möglichkeit ergibt, Athenas gerade fertiggestelltes Manuskript über chinesische Arbeiter im ersten Weltkrieg in die Finger zu bekommen und dieses als ihr Werk zu veröffentlichen. Fortan geht’s aufwärts - zumindest anfangs.

Ja puh. Hätte ich mal den Großvater mitgenommen. Allein wenn ich in einem Buch geduzt werde, ich hab vorher keine Zeile reingelesen, reicht mir das schon. Ich weiß allerdings nicht ob das an der Übersetzerin liegt, die auch dafür gesorgt hat, dass ich nun auch mein erstes Mal hatte - mit nem Roman in gendergerechter Sprache. Ja, von sowas würde ich zukünftig gern in der Literatur verschont bleiben. Und außerhalb von Jugend- und Kinderbüchern hat auch das Du in der direkten Leseransprache nichts verloren.

Von diesen stilistischen Sachen einmal abgesehen, streift Kuang zwar neben gesellschaftlichen auch interessante Aspekte der Literaturlandschaft, der eigentliche Grund warum ich mir das Buch gekauft hatte, mir war das insgesamt aber einfach viel zu wenig, oberflächlich und konstruiert. Kann man sich wirklich sparen.

1,5/5

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PS: unter dem Schutzumschlag stehen auf dem Einband übrigens Autor und Titel des im Buch veröffentlichten Buchs. Nette Idee.


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