Thema:
Re:Mal zu Deinem „Diskussionsansatz“ flat
Autor: thestraightedge
Datum:06.03.24 21:21
Antwort auf:Re:Mal zu Deinem „Diskussionsansatz“ von BOBELE


>So wollte ich das nicht verstanden wissen. Ich möchte eine bestimmte "Befindlichkeit" aus der Diskussion nehmen, die ausschliesslich von der Bahn gefördert wird und von der eigentlichen Auseinandersetzung ablenkt.

Ich verstehe es dann trotzdem nicht so ganz. Befindlichkeiten bringst Du ja auch vor, nur eben Deiner Meinung und Denke entsprechend.

>Ich bin aktiver Gewerkschaftler seit über 30 Jahren, fast genau so lange als Mitarbeitervertreter engagiert in verschiedenen Stufenvertretungen... Betriebsrat, Gesamtbetriebsrat, SBV, GSBV, im Moment jetzt Personalrat. Ich habe da Einblicke in das Verhalten von Konzernen gewonnen, auf die ich liebend gerne verzichtet hätte. Da wurden Menschen auf Kostenfaktoren reduziert und an- und abgeschafft wie Betriebsmittel. Belegschaften wurden unter völliger Ausblendung sozialer Gesichtspunkte von Betriebswirten auf Zahlen reduziert und in Geschäftsprozessen verrechnet. Ich habe zuletzt 2018 auf Arbeitnehmerseite an den Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan in einem großen Konzern teilnehmen müssen und kann sagen, dass mich keine vorstellbare Verkommenheit von Arbeitgebern noch überraschen kann. Vor allem im Konzernumfeld, wo auch die Arbeitgeberseite so entpersonalisiert ist, das die Akteure persönliche Verantwortung ausblenden können.

Gut dass Du Dich engagierst, schlecht was Du erlerbt hast.

Gleichzeitig ist es vermutlich wichtig und Gebot, dass Du dich von diesen Eindrücken löst. Nicht jeder Konzern ist ein Monster - vielleicht ist die Bahn nicht so schlimm wie Du denkst? Anhand von W.s Beschreibungen lässt sich das kaum beurteilen.

>Dazu kommt eine grassierende Einstellung auch der abhängig beschäftigten Bevölkerung, dass man Gewerkschaften nicht braucht.

Ist das so? Ich bekomme da nichts von mit - sehr wohl aber, dass W. der Sache massiv schadet.

>Ich will keine weiteren Themen aufmachen, sondern Dir nur ein Gefühl dafür vernmitteln, warum ich auf jeden auch nur angedeuteten Angriff auf das Streikrecht und streikende Gewerkschaften extrem allergisch reagiere.

Das merke ich aber, es in meinen Augen ist das keine gute Ausgangslage für eine Beurteilung oder Diskussion.

Ich sehe hier und auch draussen auch keine grundsätzliche Ablehnung von Gewerkschaften, nicht einmal von Streiks. Krankenhauspersonal, Fluglotsen, Security, selbst Pilotenstreiks laufen trotz massiver Beeinträchtigungen recht geräuschlos ab. Das liegt an meist nachvollziehbareren Forderungen, klassischen Verhandlungen, und weniger Egomanie des Verhandlungsführers.

Deine Empfindlichkeit zum Thema ist imo eine Prinzipienreiterei nahe, und die empfinde ich als total unpassend. Selbst nach dem Offenbarungseid von W. postest Du einen (falschen) Link um zu sagen: aber seht doch, die anderen sind die Blöden!

Da erwarte ich echt mehr von Gesprächspartnern wie Dir.

> Und eben das wurde unten ja schon ausdrücklich gefordert. Der Staat müsse hier regulieren. Es werden sogar Streikende gegeneinander ausgespielt, indem welche aus dem medizinischen Sektor, die sich der Idee eines hippokratischen Eids verpflichtet fühlen und einen Notbetrieb am Laufen halten, damit KEINE MENSCHEN STERBEN, als Beispiel für die Bahnbeschäftigten herangezogen werden, die das doch bitte gefälligst auch tun sollten.

Das sind einfach nur Einordnungen. Niemand wiegelt gegeneinander auf. Dass der Tonfall sich hier verschärft und das Unverständnis steigt ist auch W. beschuldigt - und das verkennst Du imo komplett, selbst aktuell noch, wo seine Fehltritte und fehlendes Verhandlungsgeschick und -bereitschaft offenbar werden.

>Jetzt gibt es ja wirklich genug Punkte, über die man sich sinnvoll auseinandersetzen kann. Sind die Forderungen gerechtfertigt oder überzogen? Gerne auch, ob die Bahnprivatisierung zurückgedreht werden soll. Was aber meiner Meinung nach aus der Diskussion raus muss, ist die Frage, ob die streiken dürfen oder nicht.

Ich sehe keine Diskussion zu „dürfen“. Ich sehe eher Dikussionen zu „ist DAS noch angebracht?“.

>Ich würde diese persönliche Ebene gerne aus der Diskussion verschwinden sehen. Und auch mal darauf hinweisen, dass man sich damit zum Arbeitskampfinstrument der Bahn macht. Man schaue darauf, wie der Konzern mit seinen Äusserungen immer nur Empörung schürt.

Der Konzern hatte mit seinen letzten Aussagen, die Du als Empörungsschürung deutest, leider komplett Recht. Dass die Mediatoren das offenlegen mussten ist eine Farce. Erwarten würde ich aber nun schon, dass Du eine differenzierte Sicht wählst statt immer noch zu sagen: der Konzern ist der Teufel! Es ist nicht so schwarzweiß wie Du sagst.


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