Thema:
Re:Ein paar Punkte zur Diskussion: flat
Autor: Bullitt
Datum:05.03.24 22:40
Antwort auf:Re:Ein paar Punkte zur Diskussion: von BOBELE

>Ich stimme Dir zu 100% zu. Es verlagert die Diskussion nur auf einen weiteren Beteiligten, der bislang nicht im Fokus steht.

Ich weiß, dass die Verkehrspolitik bei solchen Diskussionen nie im Fokus steht; das ist ja gerade mein Problem: Hier wird mal wieder die sprichwörtliche Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nur um sich am Ende zu wundern, dass sich trotz massiver Kritik nie etwas ändert.

>Die Diskussion dreht sie hier doch nur darum, ob die Forderungen der Gewerkschaft berechtigt sind und wer die Schuld am Abbruch der Verhandlungen trägt: Bahn oder GDL.

Mir geht es um deine Aussage, dass Wut allein an die Deutsche Bahn gerichtet werden solle. Ich denke ich habe ausführlich erläutert, warum diese Kritik a) ins Leere läuft wenn es um Änderungen geht, und b) die Falschen trifft, da die Wut in erster Linie die Menschen an der Kundenfront trifft, welche nichts für die Missstände können, aber trotzdem häufig kokmplett unwürdig behandelt werden von wütenden Bürgern.
Daher finde ich deine Aussage nicht gut.

Was die GDL selbst angeht, möchte ich hier gar nicht werten, denn meine Meinung zur GDL ist zwiegespalten.
Was ich sagen kann: Ich drücke die Daumen, dass alle von der GDL vertretenen Menschen Verbesserungen erhalten sowohl in Sachen Arbeitsplanung als auch Geld.

>Bei der Bahn gibt es eine 5-Tage-Arbeitswoche? Das ist mir neu.

Nun, ich bin mir hinreichend sicher, eine 5-Tage-Arbeitswoche zu haben.

>denn das ist ein der aktuellen Kernforderungen der GDL.

So wie du es formulierst, klingt das so als ob Zugpersonal generell eine 6-Tage Arbeitswoche hätte. Das ist nicht der Fall, und diese Behauptung habe ich auch von der GDL bisher nicht gehört. Wobei ich natürlich nicht jede Äußerung von deren Vertretern kenne.

Richtig ist, dass hier anders als im Büro kein Montag-Freitag im Tarifvertrag festgeschrieben ist, aus relativ offensichtlichen Gründen.

Problem ist, dass auch 6 Arbeitstage in Folge relativ häufig vorkommen wegen anhaltenden Personalmangel. Dass dieser Mangel ein zentrales Problem ist, und darunter die MA leiden, darin sind sich GDL und Arbeitgeber einig.
Nun erlauben es die aktuellen Verträge, dass MA ziemlich häufig 6 Tage in Folge eingesetzt werden können bei Bedarf. Das möchte die GDL aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr.

Das alles ist trotzdem keine 6-Tage-Woche, da nach 6 Arbeitstagen in aller Regel mehr als 1 Tag frei ist. Wie häufig im Schichtdienst: Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch hier verständlich: die GDL will diese Ausnahmen abschaffen.

Die spanende Frage ist nun: Wie erreicht man das? Mehr Personal, klar. Nur woher nehmen?

GDL sagt: 35-Stunden-Woche, dann sei der Job attraktiv und schwupps sind mehr Leute da.
Subjektive Wahrnehmung in meinem Umfeld sagt: Niemand, der 38 Stunden-Woche im Schichtdienst nicht will, wird bei 35 Stunden plötzlich sagen "Ja geil, Schichtdienst, gib her!".

Letztendlich setzt die GDL deshalb den Fokus auf die 35 Stunden, weil sie wissen, dass der Arbeitgeber bei dieser Forderung die größten Schmerzen hat. Eine durchaus nachvollziehbare Taktik in dieser Situation.

>Und woher Du die 42 Tage nimmst, ist mir auch schleierhaft.

30 Urlaubstage sind gesetzt (28 wenn man noch neu im Unternehmen ist), dann kann man sich in 2 Stufen für je 6 Tage zusätzlich entscheiden. Alternativ kann man rund 2,5% mehr Brutto je Stufe bekommen oder die Wochenarbeitszeit leicht absenken.
Dabei bleibt das Tabellenentgelt die Basis; das bekommt man in jedem Fall, auch wenn man sich für die 12 zusätzlichen Urlaubstage entscheidet.
Ich bin kürzlich von mehr Geld auf mehr Urlaub gewechselt, und der Unterschied im Netto ist minimal.

Nach meinen Infos nutzt auch die überwiegende Mehrheit die zusätzlichen Urlaubstage, und nur die Wenigsten eine Absenkung der Wochenarbeitszeit. Das "mehr Geld" nutzen noch Einige,aber 2,5% Brutto sind wie gesagt nicht wirklich viel.

>Die Tarifvertäge der GDL sehen viele Möglichkeiten vor, unter anderem auch das Wahlrecht auf 6 oder 12 zusätzliche Urlaubstage. Das heisst aber nicht, dass die geschenkt werden. Bei 6 zusätzlichen Urlaubstagen wird diese Zeit an anderen Tagen vor- oder nachgearbeitet und die Jahresarbeitszeit erhöht sich. Und bei 12 Tagen geht Dir einfach Gehalt verloren. Super beneidenswert so.

Ich kenne natürlich nicht alle Tarifverträge aller Tochtergesellschaften, aber deine Beschreibung erscheint mir etwas dramatisiert. Der "Standard" ist weiter oben beschrieben.

>Und schlimm, dass Menschen sich sowas überlegen müssen, weil sie durch die tageweise anderen Schichtmodelle gesundheitlich aus dem letzten Loch pfeifen und die freien Tage ohne Bereitschaft brauchen, um nicht krank zu werden.

?

Jeder Mensch hat Anrecht auf freie Tage, gerade damit man durch Arbeit nicht krank wird.

>>Dass sich die "Wut der Bahnkunden" immer häufiger in wüste Beschimpfungen und gar tätliche Angriffe äußern, ist mehr als schäbig, wird dabei trotzdem gern übersehen.
>
>Das stimmt. Ich sehe aber nicht, wie ich fordere, dass die Leute ihre Wut an den Angestellten auslassen sollen, sondern das Gegenteil.


Die Angestellten sind aus Sicht der Menschen die Bahn. Keiner kennt die Vorstände persönlich. Natürlich trifft die Wut damit die normalen Angestellten.

>Ich hoffe, dass Du mir unsachliche Diskussion an dieser Stelle hier nicht unterstellen willst.

Wenn du weiterhin darauf bestehst dass man die Politik nicht betrachten sollte und statt dessen "Wut" gegen die Bahn generell gutheißt, dann drängt sich der Gedanke leider auf, sorry.
Es kann natürlich auch sein dass ich etws unentspannt bin weil ich keine Lust mehr habe, ständig zu hören "Warum seid ihr so Scheiße?", nur um dann zu merken dass trotzdem Niemand die Antwort zur Kenntnis nehmen will.

Christian


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