Thema:
Re:Ein paar Punkte zur Diskussion: flat
Autor: Bullitt
Datum:05.03.24 16:46
Antwort auf:Ein paar Punkte zur Diskussion: von BOBELE

>2. Die Bahn schuldet dem Fahrgast die bezahlte Beföderungsleistung. Wenn Sie ihre Infrastruktur verkommen lässt und zur Gewinnmaximierung auf Wartung und Investition verzichtet, dann ist das ausschließlich Schuld des Unternehmens Bahn.

Nein.

Es ist die Schuld der Politik, welche per Gesetz (!) festgelegt hat, dass die Deutsche Bahn eine Aktiengesellschaft sein soll und damit per Definition gewinnorientiert arbeiten muss, was grundsätzlich schlecht ist wenn man eine Grundversorgung leisten soll.

Das ganze jahrzehntelange "Sparen um jeden Preis" hat Niemand bei der Bahn gewollt; es wird aber durch Vorstände durchgedrückt, welche durch die Politik zumindest abgenickt werden, und teilweise sogar direkt eingesetzt wurden, wie der gute Herr Mehdorn durch seinen guten Kumpel Gerhard "Gerd" Schröder. Dass allein Mehdorn einen Schaden angerichtet hat, an welchen man noch jahrzehntelang zu knabbern hat, konnte Niemand bei Bahn verhindern, da Mehdorn direkt im Auftrag der Bundesregierung gehandelt hat.

Das gilt auch heute noch: Wesentliche Entscheidungen innerhalb der DB AG werden immer von der Bundesregierung zumindest abgenickt, wenn nicht sogar vorgegeben, wie der geplante Schenker-Verkauf.

Dass deutsche Verkehspolitik sehr stark von der Automobilindustrie dominiert wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Das bedeutet nicht zwingend dass die Bahn bewusst sabotiert wird, aber die Alternative lautet "kolossale Inkompetenz über jede Bundesregierung der letzten 30 Jahre hinweg", was auch nur unwesentlich positiver klingt als gezielte Sabotage.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Deutsche Bahn AG exakt im durch die Politik vorgegebenen Rahmen handelt seit 30 Jahren. Dieser Rahmen hat unweigerlich dazu geführt, dass das Netz nun kurz vor dem Kollaps steht, massiv Kapazitäten fehlen in Gleise, Werkstätten, Personal usw, und nicht zuletzt dass weiterhin die Gesetzeslage eine Grundversorgung verhindert.

Es ist egal wer im Vorstand sitzt, es ist egal wie gut die Arbeit der Mitarbeiter ist (welche in der überwiegenden Mehrheit sehr gut ist), unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist es einfach nicht möglich, eine verlässliches flächendeckendes Angebot auf die Schienen zu bringen.

>Das gleiche gilt für Personalmangel oder Streiks, die Folge fehlender Attraktivität als Arbeitgeber sind.

So schlecht sind Bezahlung und Arbeitsbedingungen nun wirklich nicht. Dass man zum Beispiel regulär 42 Urlaubstage im Jahr auf Basis einer 5-Tage-Arbeitswoche haben kann, ist nicht in vielen Unternehmen so und man wird da auch häufig beneidet.

Was die Bahn als Arbeitgeber unatraktiv macht, ist der schlechte Ruf, und insbesondere die Tatsache, dass gerade MA in Kundenkontakt täglich beschimpft werden für Dinge, an welchen man selbst nix ändern kann.

Die DB AG ist die Hure der Bundesrepublik: Von allen Seiten missbraucht, beschimpft und dann sagt noch Jeder "selbst Schuld!".

Und du trägst durch solche Unsinnsaussagen auch dazu bei:
>Die Wut der Bahnkunden sollte also immer dem Unternehmen Bahn gelten.

Dass sich die "Wut der Bahnkunden" immer häufiger in wüste Beschimpfungen und gar tätliche Angriffe äußern, ist mehr als schäbig, wird dabei trotzdem gern übersehen.

Alle weiteren hier genannten Punkte sind direkt oder indirekt Folge der Tatsache, dass die Bahn seit 30 Jahren unter verheerender Verkehrspolitik steht. Dort muss sich zu allererst etwas Ändern, alles weitere ist ansonsten von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Wer das nicht anerkennen will, will nicht sachlich diskutieren sondern lediglich munter draufhauen. Das mag sich gut anfühlen, aber zur Problemösung trägt das nicht bei.

Christian

Christian


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de