Thema:
Re:"Chemie" als abwertender Kampfbegriff... flat
Autor: JPS
Datum:04.03.24 01:18
Antwort auf:"Chemie" als abwertender Kampfbegriff... von Spyro2000

>... finde ich immer etwas - schwierig. Etwas ist nicht schädlich, nur weil "Chemie" in irgendeiner Form daran beteiligt ist. Das ist erstmal komplett wertneutral. Umgekehrt sind Zucker oder von mir aus auch Heroin nicht gesund, nur weil sie "pflanzliche Naturprodukte" sind.

Dass es genug pflanzliche Produkte gibt, die sehr klar ungesund sind (allen voran "Zucker" in jeder Form), macht den Chemie-Einsatz in der Lebensmittelindustrie nicht besser.

Dort sind die Forschungsdaten zwar nicht so eindeutig, aber genau das ist eben auch problematisch, da Du als Konsument überhaupt nicht die Langzeitfolgen und Auswirkungen auf Deinen Stoffwechsel und Körper im Allgemeinen einschätzen kannst, wenn Du mit Deiner Nahrung hunderte verschiedene künstliche Stoffe regelmäßig aufnimmst.

Das Problem ist ja gerade, dass das kein Gift ist, das Dich sofort tötet, sondern im Zweifel fast immer nur die Langzeitfolgen nach jahrzehntelangem Konsum problematisch sind - erst dann hast Du Deinen recht anpassungsfähigen Körper soweit aus dem Gleichgewicht gebracht, dass Deine Organe Ausfallerscheinungen zeigen oder Dein Stoffwechsel nachhaltig kaputt ist.

Es gibt selbst in der jüngeren Vergangenheit (also wenige Jahrzehnte) etliche Erkenntnisse die frühere Einschätzungen bzgl. Ernährung über den Haufen geworfen haben. Vieles was unseren Eltern und damit auch uns als "gesund" oder zumindest unbedenklich vermittelt wurde (und bis heute in vielen Köpfen noch so abgespeichert ist), hat sich als alles andere als gesund herausgestellt.

Sind diese "Energy Drinks" und andere Light-Getränke es wirklich wert, sich dafür solche Substanzen regelmäßig zuzuführen, wenn es mit Wasser (zur Sicherheit aus der Glasflasche) eine unbedenkliche Alternative zur Durststillung gibt, an die man sich innerhalb von nur wenigen Wochen problemlos gewöhnen kann, ohne nach dieser Umstellung Light Getränke, Energy Drinks und Fruchtsäfte noch ernsthaft zu vermissen?

Das ist ja das Lustige an unserem Geschmacksempfinden und unseren Bedürfnissen. Wenn man solches Zeug weglässt, lässt auch die Lust darauf sehr schnell nach und Vieles schmeckt dann nach einer längeren Abstinenz plötzlich gar nicht mehr so toll wie man es in Erinnerung hatte.

Ich habe kein Problem damit, wenn man sich bei gelegentlichen Anlässen mal ein Coke Zero bestellt, aber gerade der Faktor "keine/wenige" Kalorien führt bei vielen Konsumenten eben doch zum sehr regelmäßigen Konsum. In Extremfällen zu mehreren Litern Light-Getränken oder mehreren Dosen Energy-Drink pro Tag - wobei ich auch schon eine Dose pro Tag viel zu häufig empfinden würde, wenn man das über Jahre praktiziert.

Womit ich ein Problem habe ist aber, dass es relativ schwierig ist diesen ganzen Produkten auszuweichen. Klar kann man jetzt berichten wie toll man doch selbst gesund kochen kann, aber erstens glaube ich, dass sich auch solche Leute viel Zeug reinstopfen, von dem sie fälschlicherweise denken es wäre gesund oder die Häufigkeit Ihrer "kleinen Sünden" falsch einschätzen und zum anderen hat man eben nicht immer Zeit zum selbst kochen und wenn dann quasi die ganze Fastfood Industrie, inkl. Metzger, Bäcker und vieler Gerichte im Restaurant alles andere als gesund sind, wird das zu einem echten gesellschaftlichen Problem.


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