Thema:
Re:Alicia Joe: Wasser auf die Mühlen der Kritiker flat
Autor: kellaabaa
Datum:08.02.24 06:14
Antwort auf:Re:Alicia Joe: Wasser auf die Mühlen der Kritiker von Pezking

>>Wie das Magazin Royale Nazis in die Karten spielt
>>[https://youtu.be/SzLNw5yZ6t4?si=vFcC4DncccvBwvGE]
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>>Habs mir aufm Arbeitsweg angehört und fand es ganz interessant. Alicia Joe hat ein paar Punkte zusammengeklaubt, wo sich das Magazin Royale ethisch widerspricht, wo Belege leicht hingedreht wurden, wo die Sprache/Wortwahl daneben ist, und dass man auch mal Methoden anwendet, die man ein paar Sendungen vorher noch angeprangert hat.
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>>Einiges wirkt pineglig, auch wenn sie's belegt und ja doch was wahres dran ist. Bei anderen Punkten wird man aber schon etwas stinkig. Tatsächlich hab ich auch erst hier den Eklat um die FPÖ-Ibiza-Affäre von Julian Hessenthaler gecheckt. Ich kannte zwar sein Interview mit Jung bei Jung & Naiv, wo er von seinem Kontakt mit Böhmermann erzählt, aber da gingen mir ein paar Details unter. Alicia Joe hat's mir hier noch ma für Dumme dargelegt. Schon irre und sackenfrech vom Böhmermann.
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>>Am Ende schnürt sie den Sack noch mal mit nem guten Fazit zusammen, dass dieses extreme "ALLE SIND NAZIS DIE NICHT 100% PERFEKT SIND!"-Gerufe die Spaltung vorantreibt und neue Mitglieder ins rechte Becken schwemmt. Und das halte ich für eine wichtige Aussage - auch wenns überhaupt keine neue Erkenntnis is. Denn ich hab in dem Böhmi-Kontext (aber auch sonst) das Gefühl, dass diese (wie sie sagt) "Twitter Wokeness" zu weit geht. Diese Wokeness ("Virtue Signaling", Zurschaustellung moralischer Werte) kann von einer gewissen Bubble so militant ausgeübt werden, dass viele Leute, die sich eigentlich auf dieser Seite stehen sehen, nicht mehr abgeholt fühlen. Und wenn's dumm läuft, sogar davon abgestoßen werden.
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>>Ich schau das Magazin Royale zwar gern (und das, obwohl ich Böhmi manchmal auch eher in der Ecke arroganter Fatzke verorte), aber man merkt den schwächeren Folgen oft an, wenn Sand im Getriebe is. Wenn Sachverhalte zu groß aufgebauscht werden, um ne Fallhöhe zu schaffen, und der große Knall dann ausbleibt. Oder wenn dann doch zu frech auf manche Leute verbal eingeprügelt wird. Finde das Video oben deswegen verlinkenswert.
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>Zunächst mal muss ich festhalten, dass ich seit über zehn Jahren Stammhörer und -zuschauer von Böhmermanns Output bin. Und als Solcher muss ich sagen, dass ich diese Vorwürfe bezüglich irgendeines angeblich von ihn ausgehenden Kulturkampfes nicht unterschreiben kann. Dazu ist er selbst viel zu brüchig und selbstironisch. Er ist auch kein Idealist und kein Linker. Müsste ich wetten, würde ich ihn als Wähler der Realo-Grünen verorten: Liberal, demokratisch, progressiv - aber zuweilen auch ziemlich mittig und punktuell auch konservativ.
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>Dieses Bild habe ich jedoch nur, weil ich seit mindestens 2014 keinen S&S/F&F-Podcast verpasst habe und seinen TV-Output schon aus der Zeit kenne, als er noch Late-Night-Klamauk gemacht hat.
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>Seinen Wechsel weg davon und hin zur John Oliver-Schiene bedauere ich übrigens. Witzig finde ich ihn immer noch, aber er begeht da IMO stets einen Kardinalfehler: Last Week Tonight endet immer zumindest mit Perspektiven, die Hoffnung machen. Mit Lösungsansätzen, auch wenn diese oft noch so klein wirken.
>Das ZDF Magazin Royale ist jedoch viel zu oft keine runde Sache, und so ein abruptes Ende lässt einen dann immer wieder zynisch zurück. Was ich blöd finde. "Hier, das ist scheiße! Wusstest Du noch nicht, huh? Verhagelt Dir die Laune? Tja, deal with it!"
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>Und zur Polarisierung durch oder von Böhmermann: Seit er den Switch komplett hin zur politischen Satire vollzogen hat, hat sich die deutlicher konservative Presse schlagartig auf ihn eingeschossen. Er ist zum willkommenen Feindbild von Welt, Focus, NZZ, Berliner Zeitung und deren Leserschaft etc. (gemacht) worden. Halt für alle paranoiden Wokeness-Detektoren und ÖRR-Feinde. Im Zweifelsfall steckt überall irgendwie die "Methode Böhmermann" dahinter. IMO ist das teils arg unsouverän, teils sogar schon unverantwortlich. Und IMO liegt hier auch die Hauptursache für die angebliche Spaltung, die im Windschatten des ZDF Magazin Royale entsteht: Würde sich niemand so besessen 24/7 an ihm abarbeiten, gäbe es auch nicht diese vermeintliche Polarisierung, die letztendlich eh nur in diversen Medien stattfindet, die genau damit Geld verdienen wollen. Und natürlich leider auch als landläufig als Multiplikatoren in der Meinungslandschaft wirken.
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>Böhmermann ist für rechtskonservative Kolumnisten heutzutage das, was Herzogin Meghan für die britische Regenbogenpresse ist. Und beides klickt gut.
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>Ich wünsche mir auch die Zeit zurück, als ein Telemesse hier noch Stammhörer von Sanft & Sorgfältig war. Dass dies nicht mehr so ist, liegt IMO weder an Böhmermann, noch an Telemesse.


Was genau meinst Du mit "abarbeiten"? Sind die ime Einzelnen klar formulierten Kritikpunkte Deiner Meinung nach alle nicht zutrefeffend?
Das Team um ihn arbeitet halt zuweilen unsauber, die Faktenlage betreffend, da hilft es auch nicht sich immer wieder heraus zu reden, dass man ja kein Journlist sei, sondern bloß Unterhaltung macht und das daher nach Gutdünken nicht so genau nimmt, solange es ins eigene Framing passt. Sorry, aber das wäre mir zu kurz gesprungen. Allein wie er das Team um die Ibiza-Affäre hat auflaufen lassen, war schon verdammt uncool, da wäre vielleicht mal eine Enstchudldigung fällig, statt das vom Lindemann-Anwalt glattbügeln zu lassen.


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