Thema:
Re:Krankenhäuser auch legitime Ziele lt. Israelischer Ar flat
Autor: harukathor
Datum:31.10.23 20:31
Antwort auf:Re:Krankenhäuser auch legitime Ziele lt. Israelischer Ar von FS

>>Also einfach machen lassen?
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>Andere Methoden. Man sprengt auch keine Schule, wenn sich ein Geiselnehmer, der schon einen Lehrer erschossen hat, sich darin verschanzt. Das Leben Unschuldiger muss mehr wert sein als der Wunsch nach Rache oder Sühne.
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>Zuckerbrot und Peitsche Verhandlungen, Zug-um-Zug Deals. Kurz: Big Stick diplomacy statt Wohnräume und Leben von Zivilisten in Massen auszulöschen und achselzuckend als Kollateralschaden hinzunehmen. Wir wollen ja wohl kaum die finsteren Zeiten der "Sippenhaft" gutheißen.
>[https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Stick]


Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du dir das vorstellst? OK, liebe Hamas, du darfst jetzt 10 Israelis töten (Zuckerbrot), dann sind wir wieder mit 10 dran (Peitsche)? Die Hamas hat nun einmal das klar gesetzte Ziel, ganz Israel auszulöschen, weshalb sie auch weiterhin ständig Raketen abfeuert, worauf Israel dann seinerseits mit Raketen und Luftschlägen antwortet. Da gibt es wenig Verhandlungsspielraum. Big Stick Diplomacy hätte eventuell das Erstarken der Hamas (auch wenn der Israelhass schon vor 20 Jahr extrem stark war) verhindern können, jetzt ist damit leider absolut nichts mehr zu gewinnen.

Um dein Beispiel auf Israel zu übertragen, haben die Geiselnehmer schon ungefähr 200 Leute umgebracht, bevor sie sich mit 10 Geiseln in der Schule verschanzt haben. Mit einem Scharfschützengewehr schießt einer von ihnen gerade sogar noch weiter in Menschenmengen (dank aufgestellter Schutzschilde und schlechter Kugeln trifft er zum Glück allerdings lediglich in 5 Prozent der Fälle), wobei er nur mit Methoden aufgehalten werden kann, die eventuell die Schule einstürzen lassen. Wenn den Geiselnehmern zudem irgendwie der Abzug aus der Schule gelingt, ist es garantiert, dass sie zu ihrem Waffenlager eilen, um noch mehr Leute zu erschießen.

Israel befindet sich schlicht in einem absoluten Dilemma, aus dem es eigentlich keinen Ausweg gibt – weshalb der Hamas-Plan absolut aufgeht. Wenn Israel den Gazastreifen in Ruhe gelassen hätte, wäre die Hamas schlicht gestärkt aus dem Konflikt hervorgegangen, hätte massiv neue Anhänger rekrutiert, ungestört immer weitere Raketen auf Israel abgefeuert und das nächste Massaker geplant. Das hätten dann andere Akteure vermutlich als Schwäche Israels gesehen und ebenfalls eingegriffen.

Mit den Angriffen auf den Gazastreifen kann Israel dagegen vermutlich die aktuelle Bedrohung unter hohen Verlusten erst einmal ausschalten und die Hamas größtenteils entwaffnen, bekommt dafür aber heftigen internationalen Gegenwind, schürt den Hass und kreiert vermutlich die nächste Terroristengeneration.

Das Dilemma geht bis in die Details weiter: Stellt Israel den Strom an, sterben mehr eigene Soldaten, da dann die Hamas die Nachtsichtgeräte besser kontern kann. Erlaubt Israel Hilfslieferungen, besteht die große Gefahr, dass die primär in die Hände der Hamas gelangen, die wohl schon ohnehin genügend Vorräte für sich gebunkert hat – was die Situation vor Ort dann überhaupt nicht bessert.


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