Thema:
Re:Wagenknecht als einzige Rettung? flat
Autor: Phil Gates
Datum:27.09.23 10:40
Antwort auf:Re:Wagenknecht als einzige Rettung? von token

Interessante Ansätze, ich fände es auch gut, wenn CDU und SPD wieder zuverlässig deutlich über 35% landen, allerdings löst das das Problem der Zersplitterung nicht. Die Volksparteien sind insbesondere deshalb Volksparteien, weil sie heterogen sind. Du findest in der CDU vom Gewerkschafter wie Norbert Blüm bis hin zum Topmanager wie Friedrich Merz oder Lothar Späth, von der Hausfrau, der Studentin aber auch der Großkanzlei-Anwältin alles. Bei der SPD ist das durchaus ähnlich, nur die Manager und Unternehmer sind da etwas unterrepräsentiert. Die Grünen und die FDP können hingegen gar keine Volksparteien sein. Die FDP ist zwar längst nicht so marktradikal, wie das immer hingestellt wird, aber es ist durchaus wahr, dass sie Klientelpolitik insbesondere für Freiberufler wie Ärzte und Anwälte sowie mittelständische Unternehmer macht. Arbeitslose oder Rentner haben keinen großen Anlass, FDP zu wählen, weil die FDP da schlicht keine wahnsinnig revolutionären Angebote im Programm hat. Die Grünen übrigens auch nicht, und interessanter als die Frage, wie viele die Grünen wählen ist die Erkenntnis, wie viele es kategorisch ausschließen, die Grünen zu wählen. Da kommt man auf ähnliche Ablehnungswerte wie bei der AfD. Die breite Masse holen die Grünen nicht ab, und sinnvolle Ideen der Grünen werden ja auch von der CDU oder SPD übernommen.

Ich glaube nicht, dass die klassischen Parteien in der Lage sind, die zweifellos vorhandene Spaltung in der Gesellschaft, die nicht nur an einer, sondern vielen Stellen verläuft, zu lindern. Vielleicht bräuchte es einer Bewegung wie damals von Macron initiiert, mit der sich Sozis, Konservative und auch Liberale identifizieren können. In erster Linie sehe ich aber die Medien in der Verantwortung. Da geben manche Journalisten bei den öffentlich-rechtlichen in dem Bemühen, alles als rechts oder rückwärtsgewandt zu framen, was nicht der Linie der Grünen entspricht, meines Erachtens kein gutes Bild ab. Nichts gegen Satire, aber wenn man einen Böhmermann oder die heute Show gewähren lässt, dann müsste man auch einen Harald Schmidt haben, der von der anderen Seite dagegen hält.


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