Thema:
Bzgl. Quereinsteiger flat
Autor: Zinkhal
Datum:31.08.23 10:08
Antwort auf:Re:Danke für den Beitrag von Rizzler

>"Klar schüttelt man Buchhaltung nicht mal eben aus dem Ärmel." Falsch gedacht - die schüttelt man tatsächlich als normal gebildeter Mensch ganz einfach nach nen paar Wochen Einarbeitung ausm Ärmel - da brauchts auch kein abgeschlossenes Studium und 35+ Jahre Berufserfahrung, wie es bei vielen Jobs hier in Deutschland gefordert wird.
>Arbeitgeber die bei komplexeren Jobs Quereinsteigern eine Chance geben, gibt es in Deutschland meiner Meinung nach nur sehr wenige. Pech gehabt und der Zug fährt in der Hinsicht auch langsam aber sicher ab, denn zB. in Irland und Uk läuft der Hase nen bissel anders und läuft auch meiner Meinung nach besser. Chance wird gegeben - man beweist sich oder auch nicht - sowas gibt es hier in Deutschland bis auf ein paar Ausnahmen nicht - sie haben nicht studiert? - bitte ficken sie sich weg und gehen sie für einen Mindestlohn oder darunter arbeiten - Fachkraftmangel und so...
>Ich bin übrigens selbst seit 4 Jahren durch eine eingetretene Behinderung Langzeitarbeitslos und es kotzt mich an ( habe vorher 7 Jahre in Irland für einen Lohn gearbeitet den sich viele hier nur erträumen... ). Um Deltax mal nen bisschen Stoff zu geben - innen paar Stunden gibts "Lohn" - direkt mal 2 Flaschen Wodka, 4 Kästen Bier und 10 Päckchen Tabak beim örtlichen Anbieter eintauschen und die nächste Woche sorgenfrei leben - gibt ja auch bald mehr Geld... also alles tutti - Yolo -_-


Es kommt halt stark auf den Job an. Wir als Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterkanzlei benötigen gut ausgebildetes Fachpersonal. Und ja, wir haben grds. hohe Ansprüche an die Bewerber. Aber wir geben auch Quereinsteigern eine Chance. Eine Mitarbeiterin ist gebürtige Griechin und hat in Griechenland einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften gemacht. Das nützt dir in Deutschland erstmal nicht viel, zeigt aber, dass du das grds. Verständnis für die Thematik hast. Bevor sie zu uns kam, saß sie bei Lidl an der Kasse. Natürlich mussten wir viel Zeit aufbringen, um sie anzulernen. Sie war aber so dankbar für die Chance, die wir ihr gegeben haben, dass sie sich voll reingehangen hat. Sie hat zahlreiche Fortbildungen von Seminaranbietern im Bereich Finanzbuchhaltung gemacht, wo sich andere Studierte zu schade für gewesen wären. Natürlich haben wir sie dabei unterstützt und die Kosten getragen (klar, wir profitieren ja auch davon). Trotzdem wird sich im steuerlichen Bereich nicht mehr auf das Wissen kommen, was beispielsweise ein gut ausgebildeter Steuerfachangestellter hat. Allerdings haben wir viele Einsatzgebiete gefunden wo sie wirklich sehr gute Arbeit abliefert. Wir sind wirklich froh, dass wir ihr damals die Chance gegeben haben. Hat sich für beide Seiten gelohnt.

Auch wenn das eine Erfolgsstory war, kannst du nicht beliebig viele Quereinsteiger einstellen. Die Basis muss das ausgelernte Fachpersonal sein. Du hast im Praxisalltag nur beschränkte Ressourcen, diese Leute ordentlich anzulernen. Und du hast auch zahlreiche Fälle, wo bei uns in der Branche steuerspezifisches Wissen von der Pike auf gelernt worden sein muss. Und dies wird vielen Branchen ähnlich sein. Aber es würde tatsächlich schon helfen, wenn Betriebe sich dahingehend nur etwas öffnen würden.

Und noch eine Anmerkung, dass ein jeder mit etwas Einarbeitung Buchführung kann. Ich finde auch, Buchführung ist kein Hexenwerk. Allerdings ist meine Erfahrung, dass die meisten ohne entsprechende Ausbildung ihre Fähigkeiten massiv überschätzen (trotzdem sie angelernt wurden). Sie meinen lediglich, die Buchführung sei gut, weil sie die ganzen Probleme gar nicht erkennen. Die Buchführung ist oftmals nur so lange gut, bis wir draufschauen bzw. das Finanzamt (und dann wird mitunter bitter für denjenigen). Aber Buchführung ist der erste Bereich der in naher Zukunft komplett automatisiert werden kann. Gerade im Bereich KI tut sich hier momentan sehr viel. Dann würde ich die Aussage von oben auch wieder unterstreichen. ;)


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