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| Autor: | Zinkhal | ||
| Datum: | 30.08.23 17:39 | ||
| Antwort auf: | Re:Kühner Vorschlag inside von Atlan | ||
>>Prämisse: Arbeit muss sich (wieder) lohnen. >> >>Also mal so ins Unreine: warum nicht jeder Person in einem Beschäftigungsverhältnis (plus Rentner) einen Betrag in Höhe des Bürgergelds monatlich steuerfrei on top zahlen - analog Inflationsausgleichsprämie. >> >>Damit wäre der ganzen Thematik der Wind aus den Segeln genommen. > >Und beim Thema "Arbeit muss sich lohnen" siehst du nicht als allererstes diejenigen in der Pflicht, die die zu niedrigen Löhne zahlen? Trotz stetig steigender Gewinne und steigender Produktivität? > >Dein Vorschlag liefe darauf hinaus, dass der Staat die von den Arbeitgebern gezahlten zu niedrigen Löhne subventioniert. Damit diese (und die Aktionäre) sich weiterhin auf Kosten der Mehrheit der Gesellschaft die Taschen vollmachen können und sich am Grundproblem gar nichts ändert, ja es sogar noch zementiert wird. Wahrscheinlich würden etliche sogar noch ihre Löhne senken, denn der Staat gleicht sie ja aus... >(Entlarvenderweise haben neoliberale Jünger des freien Marktes mit so einem eklatanten Markteingriff des Staates dann seltsamerweise immer keine Probleme, siehe auch das alte Thema "Aufstocker"...) > >Wie gesagt, wirf doch mal einen Blick auf die Lohnentwicklung vs. Produktivitätssteigerung der letzten Jahrzehnte. Die Reallöhne stagnieren seit Jahrzehnten, die unteren Löhne sind sogar gesunken - trotz Rekordgewinnen und nie dagewesenem Gesamtvermögen. Die Reichen, also die Inhaber und Aktionäre, wurden zeitlich immer reicher. Indem sie das Geld abschöpfen, dass die Arbeiter und Angestellten erwirtschaftet haben aber nicht in Form von entsprechenden Lohnerhöhungen erhielten. > >Wo ist denn dieses ganze von den Arbeitnehmern erwirtschaftete Geld gelandet? Weder bei ihnen noch bei den Armen. Sondern oben. DA könnte man doch mal ansetzen, wenn man sagt, dass sich Arbeit wieder lohnen muss. > >Aber klar, wir machen ne Neiddebatte nach unten auf, gönnen den Ärmsten noch weniger, damit der Abstand zu den auf breiter Front viel zu niedrig entlohnten Arbeitnehmern groß genug bleibt, sodass diese nicht merken, dass sie von oben (wohin nämlich ihr Geld fließt) verarscht werden, und alles ist wieder im Lot! Wenn man hier querliest, könnte man meinen, dass sich die deutschen Arbeitgeber ausschließlich aus DAX-Unternehmen zusammensetzen. Das ist aber definitiv nicht der Fall. Hier wird für die Argumentation ein Feindbild aufgebaut, was nicht zutreffend ist bzw. ein völlig falsches Bild vermittelt. Nach wie vor ist der klassische Mittelstand unsere primäre Wirtschaftsachse. Oftmals handelt es sich hierbei um Familienunternehmen in der zigsten Generation. Ich behaupte auch, dass ich als Steuerberater einen relativ guten Überblick über verschiedene Branchen und Größenklassen an Unternehmen habe. Klar, daraus kann ich kein allgemeines Bild für Deutschland ableiten, bilde mir aber ein, dass ich mehr Vergleichsmöglichkeiten habe, als viele andere. Unsere Mandanten zahlen überwiegend gute bis sehr gut Löhne und lassen sich so einiges einfallen, wie man gutes Personal für sich gewinnen kann. Ich kann einen Großteil der hier getätigten Aussagen so nicht nachvollziehen oder gar bestätigen. Hier wird ein generelle Vorverurteilung der Arbeitgeber vorgenommen. Das heißt nicht, dass die Politik die DAX-Unternehmen nicht die Grundlage für Gewinnverschiebungen und allgemein grenzwertige Steueroptimierungen entziehen sollte. Ich gewinne aber auch zunehmend den Eindruck, dass ein Unternehmen mit einer gemeinnützigen Organisation verwechselt wird. Unternehmen müssen Gewinne machen, damit zukünftige Investitionen getätigt werden können. Alle unsere Mandanten sind gut durch die vergangenen Krisen gekommen, weil die Gesellschafter das Unternehmen nicht ausgenommen haben. Gewinn wurde größtenteils im Unternehmen belassen. Diese Gewinne sind aber im Mittelstand nicht einfach über, sondern werden dringen benötigt um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Das wird mir hier alles viel zu pauschal in einen Topf geworfen. Wenn der Mittelstand die Gehälter und Löhne so erhöht, wie es viele hier fordern, haben wir hier bald keinen Mittelstand mehr und/oder es wird sich schlicht nicht mehr lohnen, dass man Unternehmer ist. Die Verfehlungen der Politik kann der Mittelstand nicht alleine ausräumen. Und es gibt zahlreiche Branchen, en denen man als Unternehmer nichts verdient. Fragt mal euren Friseur oder Reinigungsfirma. Als ob der Inhaber einer 5-Mann-Bude mit irren Gewinnen nach Hause geht. Die verdienen teilweise weniger als ihre Angestellten, wenn man berücksichtig, dass es keinen Zuschuss zu irgendwelchen SV-Beiträgen gibt. Von der Verantwortung und Haftung will ich erst gar nicht anfangen. Natürlich gibt es auch zig Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ausnehmen. Das will ich gar nicht abstreiten. Hier gewinnt man aber immer den Eindruck, als ob es nur scheiß Arbeitgeber gibt, denen nichts an ihren Angestellten liegt. Ich frage mich echt, ob ihr alle an so beschissene Arbeitgeber gelangt seid, dass ein derartige Verbitterung vorherrscht. Das hat doch nichts mehr mit einer sachlichen Diskussion bzw. der Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema zu tun. |
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