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| Autor: | harukathor | ||
| Datum: | 23.05.23 10:14 | ||
| Antwort auf: | Was ist mir der ukrainischen Frühjahres-Offensive? von kellaabaa | ||
Das Problem der Offensive ist, dass die effektivste Vormarschrichtung allen Seiten bekannt ist (runter zum Asowschen Meer), so dass die Ukraine sich vorab den Weg ein wenig ebnen und in irgendeiner Form überraschen muss. Deshalb gab es in letzter Zeit viele Aktionen, die Russland in echte Dilemma stürzen und deshalb alle als Vorbereitung gesehen werden können. Man sollte zudem auch nicht übersehen, dass die Rasputiza in diesem Jahr lang gedauert hat, weshalb schwere Fahrzeuge bis vor kurzem noch im Schlamm stecken geblieben wären. Die mir bekannten Aktionen: - Bei Kherson haben die ukrainischen Streitkräfte den Fluss überquert und sich auf der anderen Seite eingenistet. Obwohl von da eigentlich kein ernsthafter Angriff zu erwarten ist, muss Russland dort nun mehr Truppen als erwartet lassen – weil die Ukrainer sonst doch durchmarschieren und die Streitkräfte in eine Zange nehmen könnten. - Nach Norden hin ist die Front jetzt vergleichsweise ruhig, da Russland viele Truppen nach Bachmut schicken musste, um einen Durchbruch der Ukrainer dort zu verhindern. Die Stadt mag nun in russischen Händen sein, das Umland ist es aber noch lange nicht – Russland kann also kaum Truppen wieder abziehen, ohne eine Rückeroberung zu riskieren. Der Ultranationalist Igor "Strelkow" Girkin, der vermutlich dennoch den realistischen russischen Blick auf den Krieg hat, kommentiert die Eroberung von Bachmut (das vor der Charkiw-Offensive tatsächlich eine relevante strategische Bedeutung hatte) lediglich so: „Die gemeinsame Winter- und Frühlingskampagne der russischen Armee und Wagners zur Vernichtung unserer Infanterie am Donezker Frontabschnitt ist erfolgreich abgeschlossen.“ - Nach der Lieferung von Storm Shadow hat die Ukraine anscheinend erfolgreich einige Militärbestände der Russen vernichtet, die sich bislang im unerreichbaren Hinterland der selbsternannten Volksrepubliken befand. Dies dürfte die Russen zwingen, ihre Munitionslager auf ihre Seite der Grenze zu verlegen, was ihre Logistik noch weiter erschwert. - Der Abschuss der zwei Flugzeuge und zwei Helikopter über russischem Luftraum ist weiter ungeklärt, was zusammen mit dem Abfangen der "Hyperschall-Wunderwaffe" Kinschal durch die Ukraine für extreme Verunsicherung sorgen dürfte. Die russische Seite muss nun viele weitere Faktoren einkalkulieren, wenn sie eine Offensivstreitmacht aus der Luft bekämpfen will. - Auch die aktuelle Besetzung von russischem Territorium durch russische Freiwillige hilft der Ukraine bei der Gegenoffensive. Russland war bislang schlicht nur deshalb vor einer Invasion geschützt, weil die Ukraine nicht über die Grenze ging – und hat deshalb die meisten Grenzsoldaten einfach mit in den Kampf geschickt. Nun muss es sich entscheiden, ob es die 700 Kilometer lange Grenze weiter ungedeckt lässt und damit erneut brüskiert werden kann oder irgendwo bis zu 50.000 Mann genau dafür zusammenkratzt. |
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