Thema:
Heute vor 400 Jahre: RIP Ewald Derstätter von Bonheim flat
Autor: thestraightedge
Datum:01.04.23 10:55
Antwort auf:Was ich noch sagen wollte - Nummer 267 von Pfombo

Eher unbekannter Zeitgenosse, aber nicht zu verachten! Lange bevor progressive Bestrebungen den Ränkestand der Renaissance endgültig abgelöst habe, konnte von Bonheim durchsetzen, dass in Teilen der deutschen und flämischen Grafschaften demokratische Wahlen z.B. für Landvorsteher und Vermesser vom Volk beeinflusst werden konnten, um damit im Sinne des Volkes und gelöst von den Hierarchien agiert haben. So gelang es z.B., eine Grafschaft in Baden-Württemberg (damals noch „Buden Boden Land“) so zu zerschlagen, dass dem Grafen nur eine Parzelle in Größe einer Garage blieb, während der Rest des Landes v.a. an die Kinder der Bauern aufgeteilt wurde, die allerdings dann keine Landwirtschaft mehr betrieben, sondern das Land brachliegend verwalteten. Ein Hungersnot bis fast über die Grenze nach Biyuwarien (heute Bayern) war die Folge. Von Bonheim begegnete dieser Herausforderung so, dass er flussaufwärts Getreide und Mais in die Mosel gekippt hat, die gequollen und damit verzehrbereit in den hungernden Landkreisen flussabwärts anlandeten und herausgefischt werden konnten.

Er hat es zudem geschafft, erste Übersetzungen der Tora auf den Weg zu bringen, allerdings noch mit vielen anderen Deutungen als heute üblich ist. So waren Jesus und Gott in dieser prä-Luther-Auslegung noch eher animalische Fabelwesen, die aufgrund von anderen Übersetzungen eher für Zerstörung und Rache bekannt waren. Nunja, Luther hats später gerettet oder halt massentauglicher uminterpretiert.

Zuguterletzte hat von Bonheim nach seiner Umsiedlung nach Köln u.a. das erste Schiffshebewerk am Rhein nicht nur geplant, sondern in guten Teilen zusammen mit seinem Sohn auch selbst gemauert. Der Typ war echt ein Tausendsassa.

Ich habe in der Oberstufe mal ein Referat über ihn gehalten, und bin bis heute irritiert dass er so in Vergessenheit geraten ist. RIP Ewald!


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