Thema:
Re:Kontrollfreaks als KollegInnen? flat
Autor: Mugen
Datum:22.01.23 20:16
Antwort auf:Kontrollfreaks als KollegInnen? von Boabdil

>Bei uns läuft sowohl im Tagesgeschäft als auch Projektgeschäft das meiste wirklich vollkommen eigenverantwortlich ab. Die Mitarbeiter haben ein zugewiesenes Themenpaket und können ihren Arbeitsalltag selbst frei strukturieren. Der Chef ist eher Coach und unterstützt nur, wenn man ihn braucht. Da ich mittlerweile auch ein viel zu vollen Terminkalender habe, priorisiere ich selbst an welchen Terminen ich teilnehme und an welchen nicht.
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>So arbeite ich seit über 6 Jahren und möchte niemals wieder in alten Arbeitsstrukturen werkeln. Aber: Obwohl diese Eigenverantwortung eigentlich mittlerweile Usus bei uns ist, gibt es immer wieder einige (wenige) Kollegen und Kolleginnen, die das so halbwegs torpedieren. Und zwar indem sie ständig irgendwo ein Fass aufmachen (zig Termine, um Arbeitsstände und Fortschritte einzufordern), weil sie der Meinung sind, das bräuchte man ja so.
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>Oder sie misstrauen den Kolleginnen und Kollegen und fragen ständig wie sie das lösen möchten und jenes. Und wenn es dann eine Auskunft gibt, wird gemeckert. Vielleicht muss ich dazu erwähnen, dass die Mehrheit meiner KollegInnen eher ruhige und umgängliche Menschen sind, die auch häufig nicht entschieden gegen jene Kontrollfreaks vorgehen. Die sind wiederum leider auch sehr kratzbürstig. D.h. es gibt wenig Widerspruch von den "normalen" Mitarbeitern. Ich nehme aber wahr, dass die KollegInnen unter den Kontrollfreaks leiden.
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>Ich wurde weitestgehend von den Kontrollfreaks verschont, bei mir ist jedoch dann letzte Woche die Hutschnur geplatzt, als mir einer der Kontrollfreaks völlig unsinnige Termine eingestellt hat und mich auch noch während eines Paralleltermins per Teams darauf hinweisen wollte, dass ich jetzt an dem anderen Termin teilzunehmen habe.
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>Dem Chef ist das Problem durchaus bekannt, er tut aber nicht viel, weil die Kontrollfreaks eben auch bestimmte Skills und Schlüsselfähigkeiten haben, auf die man nicht verzichten möchte. Irgendwie scheut man an dieser Stelle die direkte Konfrontation.
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>Kennt ihr solche Leute? Wie geht man damit um?


Wenn es das Arbeitsfeld zulässt, dann ist es evtl. durch die Arbeitsplatzbeschreibung oder der verbundenen Arbeitsaufgaben / Workitems möglich. Wichtig wäre nun zu erfahren in welcher Branche und Umfeld du arbeitest. Ich arbeite im Automobilbereich und kann im Zweifel meine Arbeitsaufgaben, Sicherheitsnorm u. ASPICE als Meinungsverstärker und Priorität ziehen. Dies mach ich in zwischen auch xmal im Monat. Das heißt, meine Arbeit wird von den Prozessen gestützt. Jegliche Arbeit und insbesondere Arbeitsresultate sind transparent dargelegt und im Grund kann jeder aus unserem Team diese Dokumente einsehen. Dies finde ich besonders charmant, da eine gewisse Fehlerkultur gelebt wird. Es geht also nicht darum ob man Fehler macht, weil die macht jeder, sondern darum ob man wissentlich etwas nicht oder gegen den Prozess macht.
In meiner Stellung bedeutet dies leider auch, dass ich kleinere Fehler in Dokumenten sofort markieren, kommentieren oder ansprechen muss. Größere Fehler sind über ein Chance Request / Ticket zu behandeln. Und ja, hier kann es auch durchaus etwas ungemütlicher werden. Wichtig ist nur, dass niemand die Einstellung hat, dass dies an einer Person liegt. Es liegt meist am Team, am fehlenden Prozess oder straffen Zeitplan.
So richtig kann ich Dir auch keine Antwort geben, außer dass du letztendlich deinem Vorgesetzten, Chefs und Arbeitsaufgaben verpflichtet bist. Einzelnen Arbeitskollegen bist nur nicht verpflichtet, insbesondere dann nicht wenn diese es ohne Gründe einfordern. Aber sagen wir mal so, es ist immer sinnvoll mit den Arbeitskollegen auszukommen und es ist ein Geben und Nehmen. Jeder braucht Kollegen auf die man sich im Zweifel verlassen kann. Wenn es nun Choleriker oder Egotypen in deiner Nähe gibt, dann schule dich in Ignoranz und ausbauen deiner Dickköpfigkeit. So mache ich es zumindestens - Es gibt so viele Lösungen und Wege um ans Ziel zu kommen, dass müssen auch gewisse Leute auch mal verstehen.


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