Thema:
Re:Mal eine Frage flat
Autor: Xtant
Datum:20.11.22 20:09
Antwort auf:Mal eine Frage von LustigesWiesel

Leistung eines Elektroautos lässt sich nicht mit klassischen Verbrennern vergleichen - also von der Art her, wie sie erzeugt bzw. zur Verfügung gestellt wird.

Bei einem Elektroauto haben ja Leistung und Verbrauch die gleichen bzw. äquivalente Einheiten (kW bzw. kWh). Dies ist schon ein Hinweis auf ziemlich viele Aspekte.

Bei einem Verbrenner arbeiten Energieverbraucher (Motor) und Energiebereitsteller (Sprit) in einer gewissen Weise völlig unabhängig voneinander. Ein Auto mit 100-Liter-Tank hat deswegen nicht mehr Leistung als eines mit 50-Liter-Tank. Und das Auto mit dem 100-Liter-Tank hat immer die gleiche Leistung, egal ob er voll ist oder nur noch 5 Liter drin sind. Solange quasi überhaupt noch ein Tropfen im Tank ist, kann ein 300-PS-Auto auch seine 300 PS abrufen.

Bei einem e-Auto stellt die Batterie nicht nur die Energie zur Verfügung, sondern definiert auch gleichzeitig die Maximalleistung. Eine Batterie definiert sich über zwei Größen: Energiedichte und Leistungsdichte. Energiedichte ist grob gesagt schlicht für die Reichweite zuständig, die Leistungsdichte dafür, wie viel Maximalenergie sie kurzfristig abgeben kann. Beide Größen laufen gegeneinander: Mehr Leistung bedeutet weniger Reichweite - und umgekehrt.

Allerdings sind beide Größen Volumenbezogen. Ich kann also eine Größe steigern ohne  bei der anderen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen, in dem ich einfach die Batterie an sich größer mache. Das "größer machen" ist in dem Fall tatsächlich rein räumlich gemeint.

D.h. ein e-Auto mit viiiel, viiiel PS braucht alleine schon deshalb eine sprichwörtlich große Batterie, will es weiter als 50 Kilometer kommen. Deshalb sind auch derzeit die Spitzenleistungen von e-Autos recht auffällig direkt vergleichbar mit der Größe des Autos an sich.

E-Motoren an sich sind recht simpel auf große Leistungen zu bringen. Sie haben von der ersten Umdrehung an brutales Drehmoment, können gleichzeitig aber sehr hoch drehen. Tatsächlich ist in unterschiedlich starken e-Autos oft der gleiche Motor drin und nur die Batterie anders. Das bedeutet aber auch, dass trotz mehr Maximalleistung der Nominalverbrauch zweier Modellvarianten absolut gleich ist.

Selbst die besten e-Batterien bekommen bei maximaler Leistungsabgabe sehr schnell enorme thermische Probleme. Weswegen diese irrsinnigen Maximalleistungen wirklich nur sehr kurz zur Verfügung stehen. Gleichzeitig ist in der Praxis die tatsächlich abgerufene Leistung eh sehr schnell sehr viel niedriger als die Maximalleistung - auch im Vergleich zu einem Verbrenner. Prinzipbedingt ist zudem der Zeitpunkt an sich anders, wann der e-Motor seine Maximalleistung überhaupt braucht. Bei einem Verbrenner ist das in jedem Gang annähernd kurz vor der Drehzahlgrenze der Fall (natürlich bei Vollgas). Bei e-Autos hängt die abgerufene Leistung prinzipbedingt vor allem von der gefahrenen Geschwindigkeit ab.

Bei e-Autos steht deshalb auch nicht die kurzfristige Maximalleistung, sondern die Dauerleistung über 30 Minuten im Fzg-Schein - bei einem Taycan etwa rund 140 kW (ca. 190 PS).


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