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| Autor: | token | ||
| Datum: | 12.10.22 12:57 | ||
| Antwort auf: | Re:Ist im Prinzip aber auch egal von suicuique | ||
>Nur so ins Blaue gefragt: Was schwebt dir als mögliche Maßnahme vor? Anzahl der Follower auf Twitter zu beschränken oder wie? > Mein Störgefühl hat nichts mit seinem Gehampel auf social media zu tun. Es geht da schon viel früher los. Etwa schon bei Starlink. Ein privates Unternehmen schießt fröhlich Satelliten in Lufträume mit beschränktem Platz, wo auch staatliche Satelliten, bspw. für Militär und Spionage etc. rumschwirren. Derweil schreien staatliche Weltraumbehörden ob genau dieser Problematik dass ein Privatunternehmen derart wichtige Lufträume erobert und zusteckt auf, sind im Grunde aber hilflos. Das sind dann schon die Indizien für diese schief stehenden Machtzustände zwischen Ländern und Konzernen, wo bei den Konzernen dann auch Einzelpersonen irrwitzige Gestaltungsräume haben. Dass dann Musk mal eben den Ukrainern in der Kriegsführung hilft, und auf der anderen Seite mit Russland verhandelt, ist dann als Konsequenz so folgerichtig wie geisteskrank. Das ist nicht das Thailand-Drama wo er seine U-Boote offeriert, das ist Globalpolitik in welcher Schwänze mit Hunden wedeln. >Denn das Szenario das Du malst bezieht seine Gefährlichkeit nicht aus der reinen Anhäufung von absurden Geldmengen. Das gabs schon immer. Das ist weder eine neue noch unbekannte Qualität. Genau so eine Perspektive meine ich wenn ich sage, das Problem wird nicht angemessen reflektiert. Es ist historisch einmalig, generell ist der Wohlstand der Welt auf einem historisch einmaligen Niveau, aber eben auch die Verteilung von Kapital und Macht zu unabhängigen Privatpersonen die von niemandem gewählt wurden sondern einfach nur wirtschaftlich geschickt agieren. Etwas vergleichbares ist in so einer Form noch nie dagewesen. Konzerne wie bspw. Blackrock haben die Kapitalmacht ganzer Länder, sind zusätzlich politisch vernetzt und reichen gestalterisch direkt in Regierungsapparate rein, nicht mal mehr über Lobby sondern unverhohlen direkt, und verwalten dann auch noch die staatlich eingezahlten Renten der Bürger. Die Gegengewichte zu Putin und Jinping sind nicht mehr demokratisch gewählte Staatsführer, sondern wirtschaftlich erfolgreiche Einzelpersonen die sich vor nichts und niemandem mehr wirklich rechtfertigen müssen und die auch niemand für irgendwas ausgesucht hat. Sie haben sich das genommen und niemand hat sie daran gehindert. Westliche Demokratien sind entsprechend in der Knoblauchpresse, von der Wirtschaft unterwandert und korrumpiert auf der einen Seite, von der anderen Seite von autokratischen Hunden die wissen wie man das hinkriegt dass der Schwanz nicht einem selbst wedelt. Und das Erfolgsgeheimnis der jungen Globalwirtschaft zum Vorbild nehmen, um diese Erfolgsmodelle für imperialistische Machtausweitungen geschickt und gezielt zu instrumentalisieren. Das macht bspw. China, und das nicht mal heimlich, sondern mit offiziellen Todo-Listen. Dennoch spielen alle mit, weil Geld. >Sondern aus der politischen Reichweite einzelner Personen. Wie willst du dagegen ernsthaft vorgehen ohne zu den Mitteln eines autoritären Staates zu greifen (wie es zb China in Einzelfällen macht). Ich will gar nicht dagegen vorgehen, der Diskurs ist müßig weil das Kind schon im Brunnen ersoffen ist. Die Gesetze um das zu verhindern waren ja da, auch das Bewusstsein dass sowas nicht passieren darf. Kartellämter sind bspw. nicht aus Langeweile entstanden, und auch heute werden weitere Fusionen von regulatorischen Behörden geprüft. Der Einspruch mit Gewicht entspringt aber längst nicht mehr der problematischen Sachlage der Fusion an sich, sondern kommt von Gegenspielern die im gleichen Segment unterwegs sind, und eben auch selbst über sich hinauswachsen konnten. Das einzige was man jetzt noch tun könnte sind Instrumente wie Enteignung von Privatpersonen und Zerschlagung von Konzernen. Aber das kann natürlich auch nicht passieren, weil du auf der einen Seite eben mächtige "global" agierende Konzerne hast diese sich auch nicht vor irgendwas anderem rechtfertigen müssen als davor erfolgreich zu sein. Auf der anderen Seite dann zerstrittene Staatengemeinschaften die gemeinsam agieren müssten um dem noch ein Gegengewicht zu liefern. Das ist einfach weder erwartbar noch realistisch, aber das ist ja auch der perfide Treppenwitz, Staaten in denen Abermillionen von Menschen leben sind machtlos gegen vergleichsweise winzige Unternehmen. Wtf. Der Konzernkrieg der mit echten Waffen auf echtem Gelände geführt wird, war lange Zeit eine Cyberpunk-Dystopie. Und nun haben wir einen Milliardär der in so einem aktuellen Konflikt so eine Rolle einnehmen kann. Da fehlt nicht mehr viel bis dann auch selbst solche Fässer aufmachen wird, und das dafür notwendige Instrumentarium von top ausgerüsteten Privatarmeen hat man sich auch schon hochgezüchtet. Diese Unternehmen sind nicht den Interessen von Ländern sondern ebenfalls dem Interesse an Kapital unterstellt. Und checken nicht mal wie kaputt diese Lage ist, weil wir das Fundament dieser Entwicklung schon vor 30 Jahren nicht mehr weiter hinterfragt haben und statt schon früh gegenzusteuern, von diesen Konzerngeschicken gegeneinander ausgespielt wurden. Früher war der Flug zum Mond ein globalpolitisch motiviertes Gesellschaftsprojekt, es hat diesen enormen Staatenkonflikt als ausreichend gewichtiges Motivitationsvehikel gebraucht um überhaupt in so eine Richtung gehen zu können weil da die ganze Gesellschaft bereit sein musste mitzugehen, wie dann eben auch die gemeinschaftlichen Anstrengungen eines ganzen Landes, um diese Herausforderung stemmen zu können. Heute sieht das anders aus, und Unternehmer können sowas in Angriff nehmen. Wir schauen auf Reichsbürger und begreifen diesen Irrsinn wenn er im Kleinstformat in der Osteifel stattfindet, bei den Konzernen reflektieren wir aber nicht mehr dass die auch schon längst im Reichsbürgermodus sind, im übertragenen Sinne den Konzernstaat ausrufen, und dann auf Augenhöhe mit Ländern agieren. Und wie gefährlich das ist. >tl'dr: Mir fehlt bei deiner Überlegung der Gedanke dass es nicht zu jeder ausgemachten Schieflage zwangsläufig eine einfache, praktikable Lösung geben muss. Again, ich gehe nicht davon aus dass es dafür eine (realistische) Lösung gibt. Den richtigen Zeitpunkt für diese hat man imo verpasst. Ich gehe davon aus dass wir in den nächsten 15 Jahren nur mit einer Beschleunigung dieser Entwicklungen konfrontiert werden. Und ich bin leider nicht sehr zuversichtlich dass westliche Demokratien den Crunch zwischen autokratisch geführten Staaten und autokratisch geführten Konzernen überstehen werden. So, genug Schwarzmalerei für heute. |
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