Thema:
Re:Trotz teurem Sprit gibt Deutschland Gas flat
Autor: Telemesse
Datum:15.06.22 23:43
Antwort auf:Re:Trotz teurem Sprit gibt Deutschland Gas von Droog

>>>Wenn man das Auto als alternativlos und das einzige richtige Transportmittel sieht, ist man halt in einer Sackgasse gefangen. Das hat mit arm und reich nichts zu tun. Und du verdrehst wieder die Fakten, dass Autofahren teuer ist, aber Radfahren billig. Und schon klar, wenn man BEIDES machen will, ist das die teuerste Variante.
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>>In der Praxis benötigt man fast immer einen Mix aus Verkehrsmitteln. One size fits all funktioniert nicht. Das Auto gehört in den meisten Fällen in den Mix einfach dazu. Das Lastenfahrrad kann nie einen PKW ersetzen bzw. maximal in Edge-Cases, wo die Voraussetzungen stimmen und die Menschen bereit sind zu Verzicht und Komfortverlust. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, wie man sich echauffieren kann über die angeblichen Dummen, die nicht bereit sind für diesen Verzicht und Komfortverlust. Technologie von vorgestern ist nicht die Zukunft der Mobilität.
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>Mich würde dennoch interessieren, wie viele ihr Fahrpensum freiweillig reduzieren würden, wenn wir wirklich ein top ausgebauten ÖPNV und ein weit besseres Fahrradnetz in Deutschland hätten.
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>Reminder: In den USA wurden mit dem pushen des motorisierten Individualverkehrs durch Henry Ford in den 50er hunderte von funktionierenden Straßenbahnen verschrottet.
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>Die Antwort darauf halte ich gar nicht für so eindeutig, weil Auotfahren auch Fahrspaß bedeutet und die Karre nun mal zu viel emotionalen Statussymbol-Charakter besitzt.
>Kann jeder gerne so entscheiden wie er will, aber dann darf es gerne richtig, richtig teuer werden + Tempolimit. Jeder der dann noch jammert, wird dann noch mit ein "mimimimi" Sticker am Heck staatlich verdonnert.
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Imo kommt es immer auf die Umstände an. Ich hab in den 90ern ein Jahr in Hong-Kong gewohnt. Da wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen mir ein Auto zuzulegen. Ganz schlicht weil es keinerlei Notwendigkeit dafür gab. In meinem Apartementblock war unten ein 7/11 in dem ich mir auch früh um 3 noch ein paar Biers oder ne TK Pizza holen konnte. Läden und Geschäfte für alle was ich brauchte gabs an jeder Ecke und wirklich jeder hat dir da deinen Krempel schnell und zuverlässig nach Hause geliefert. Taxis waren billig, ÖPVN mit MTR, Bussen, Star Ferry etc. spotbillig und Züge fuhren in hoher Taktung in alle Richtungen und immer zuverlässig und pünktlich. Und schlussendlich war man mit den dortigen Öffis innerhalb der Stadt immer schneller als mit dem Auto. Ein Auto in Hong-Kong (sofern nicht gewerblich genutzt) war damals in HK in erster Linie mal Statussymbol. In Deutschland gibt es bis heute keine Stadt die auch nur annähernd etwas vergleichbares bietet. Berlin ist da wahrscheinlich noch am weitesten aber außerhalb der Metropolen in den vielen kleinen und mittelgroßen Städten ist ein Leben ohne Auto schlichtweg häufig ein echter pain in the ass und vor allem fällt da so gut wie immer, der für mich wichtigste Aspekt, der persönliche Zeitvorteil völlig weg.
Alle Zeit die man im Vergleich zum Auto länger im ÖPVN sitzt geht zur Lasten der eigenen Freizeit und diese steht wohl bei Vielen auf einem höheren Rang als monetäre Vorteile.

>So, und jetzt führe weiter den Freiheitskampf für Komfort, während andere Menschen nach und nach ihre Lebensgrundlage verlieren.


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