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Autor: | Telemesse | ||
Datum: | 26.04.22 18:40 | ||
Antwort auf: | Bist du dir da sicher? von Kola | ||
>Gerade neulich habe ich noch darüber nachgedacht, wie lange die Spezialausbildung war. Eigentlich müsste ich es wissen, schließlich war ich Richtkanonier auf dem Gerät. Ich kam damals in Frage, weil ich A) Abitur hatte und B) meine Videospieleskills beim Mannschaftsabend an einem „1942“-Automaten allgemein zur Schau gestellt hatte (der Gepard-Simulator ist ein einziges Shmup mit Holzoptik). > >Und ganz allgemein natürlich C), weil ich vergessen hatte, die Bewerbung für den Vogelwart auf der Nordseeinsel Mellum rechtzeitig einzureichen: plötzlich war man bei den Grünen und lernte die Frontansicht eines befreundeten Harrier oder einer F-16 von der SU-27 des Systemfeinds zu unterscheiden, anstatt Kiebitze und Trottellummen zu zählen und dabei in Frieden W. Somerset Maugham oder Graham Greene zu lesen. Die SU-27 kann kurzzeitig in der Luft stehen, wunderbares Konstrukt. Ich schweife ab. > >Was ich sagen wollte ist, dass ich mich beim besten Willen nicht an eine dreimonatige Spezialausbildung nach der bereits dreimonatigen Grundausbildung erinnern kann. Zugegeben, ich erinnere mich aufgrund der abendlichen Gelage generell nicht an viel, nur an meinen Stubengenossen, der nachts den Spind mit dem Pissoir verwechselt hatte und an mein offenes Knie, in dem das Weiße schon sichtbar war - morgens nach zwei Stunden Schlaf vom Turm auf die Wanne des Panzers gestürzt. Ich musste dann trotzdem ins Winterbiwak. > Doch. Bei uns war das damals auch eine insgesamt 3 Monatige Ausbildung in der Stammeinheit nach der Grundausbildung. Das war allerdings incl. Panzer- Mopped- Auto- LKW- oder Bootsfahrschule, viel Leerlauf und nicht enden wollenden Einweisungsfahrten auf etlichen Fahrzeugen. Afair musste man für jedes Fahrzeug das man später nutzen wollten eine Einweisung incl. Fahrt absolvieren, selbst wenn es sich nur um den popeligen 50PS Dieselgolf vom Stab handelte. Ich kann mir aber durchaus vorstellen das wenn jemand bereits Erfahrung auf Panzern oder ähnlichem Kriegsgerät hat, er die Bedienung von nem neuen Kübel durchaus auch in 14 Tagen erlernen kann. >Drei Monate halte ich für übertrieben und der Job des Kanoniers ist - noch vor dem Fahrer - der „komplexeste“. Ein ukrainischer Soldat, der den ganzen Klamauk nicht nur eben bis zur O-Phase an der Fakultät hinter sich bringen muss, sondern sich Mühe gibt, weil er sein Land verteidigen will, lernt das in zwei Wochen. Ich glaube, das macht sich unsere Armee ein bisschen wichtiger als sie ist. > >P. S. Mit dem Schiessen an der Ostsee hast du (ohne Spezialausbildung) mir übrigens etwas voraus. Nachdem unsere Inst aus zehn Panzern drei gemacht hatte, fiel das Gefechtsschiessen an der Ostsee aus: Unsere ruhmreiche Truppe musste sich der Maul- und Klauenseuche geschlagen geben, bevor es ran an den Feind ging. Es gab dafür ein weiteres Winterbiwak. Kurz darauf war ich an der Uni und habe nie wirklich zurückgeblickt. > >gesendet mit m!client für iOS |
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