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| Autor: | mat | ||
| Datum: | 28.12.21 02:04 | ||
| Antwort auf: | Was ist aus euch geworden... von TOM | ||
Schließe mich an, sehr schöner Fred. Macht großen Spaß, die ganzen Geschichten zu lesen. Hier mal meine. Meine Grundschulzeit war superchillig. Hatte offenbar schon zu Kindergartenzeiten Lesen gelernt, während ich auf dem Schoß eines meiner Eltern sitzend dem folgte, was sie mir vorlasen. Meine großartige Klassen-/Deutschlehrerin unterstützte mich sehr dabei, mich nicht zu langweilen, indem ich oft statt dem Deutschunterricht zu folgen auf dem Flur Geschichten schreiben durfte. Die anderen Fächer waren auch kein Problem, ich hatte durchgängig Einsen und Zweien. Problematisch wurde es, als ich aufs Gymnasium kam. Sei es wegen der Scheidung meiner Eltern oder weil ich nie richtig gelernt hatte, aktiv zu lernen oder weil ich in meiner Klasse nie richtig angekommen bin, was richtige Freundschaften anging - ich fühlte mich ausgeschlossen und hatte immer Schwierigkeiten mit den Noten. Besonders der Mathelehrer hatte mich auf dem Kieker. Absolute Horrorgestalt für mich. Eine Art Genugtuung oder eher Bestätigung meines Eindrucks von ihm war es für mich, als ich Jahrzehte später erfuhr, dass er wegen Mädchenangrapschens von der Schule geflogen war. Diese Schule und sicher auch die Nebenwirkungen der Scheidung meiner Eltern haben mich jedenfalls einigermaßen runtergerockt. Als ich da fertig war (2,8er-Abi), war ich desillusioniert und zumindest ein bisschen depressiv. Die Zivi-Zeit in einem Altenheim war nicht unbedingt besser. Mir gings immer noch recht düster, die Aufgaben (zum Glück nur in der Küche und Dinge wie Betten-Beziehen) gingen mir natürlich auf den Sack und einige der Pflegerinnen (es waren echt nur Pflegerinnen) auf meiner Station hielten mich offenbar für einen faulen Hund. Das ging so weit, dass mich eines Tages ein Brief zur Kenntnisnahme erreichte, der von der Heimleitung ans Bundesamt für Zivildienst gegangen war. Darin war von einem Marcel die Rede (ich heiße Marius), der ein fauler Hund sei und nicht einsehe, "wieso eine bettlägerige Frau mit PEG-Sonde Wasser angereicht bekommen sollte", der den Leuten "die Brotscheiben aus einigen Metern Entfernung auf die Teller werfe" und der sonst nur "auf der Anrichte sitzend Musik hörte" (das sind die exakten Formulierungen, auswendig niedergeschrieben ^^). Es wurde gefordert, meine Bezüge zu reduzieren. Ich war total fertig. Zum Glück war meine Stationsleiterin mir sehr wohlgesonnen (ich fand die selbst auch super), und sie war stinksauer wegen des Briefs. Erstmal hatte sie an mir und meiner Arbeitsbereitschaft überhaupt nichts auszusetzen, dann hatte niemand mit ihr vorher über die Vorwürfe gesprochen, mit mir selbst hatte natürlich auch niemand gesprochen, und dass obendrein mein Vorname in Briefkopf und Fließtext komplett falsch war, unterstrich nur, dass die ganze Aktion auf einer Art Stille-Post-Kommunikation zwischen schwatzenden Pflegerinnen und der Heimleitung beruhte, wobei letztere sich dann wohl beflissen fühlte, mich auf eigene Faust anzuschwärzen. Letzten Endes wurde das Ganze in einer Besprechung mit allen Beteiligten beigelegt. Es wurde sich darauf geeinigt, einen neuen Brief ans Bundesamt für Zivildienst zu schreiben, in dem jedoch nicht die Vorwürfe zurückgenommen werden sollten, sondern der Eindruck erweckt werden sollte, dass ich inzwischen von den Bewohnern ins Herz geschlossen worden sei, sich mein Verhalten gebessert habe und dass von der Reduzierung der Bezüge Abstand genommen werden solle. Ich habe damals zugestimmt, aber im Nachhinein bin ich noch ein wenig sauer darüber, dass die Bummsköppe da im Prinzip ungeschoren davon gekommen sind. Die haben mir durch ihre unkoordinierte, unprofessionelle und insgesamt peinliche Aktion (Marcel!) einen Haufen Stress organisiert, und wäre meine Stationleiterin nicht ein guter, empathischer Mensch gewesen, wär das womöglich weit übler für mich ausgegangen. Nach dem Zivi wollte ich mich für ein Studium des Kommunikationsdesigns bewerben und Illustrator werden, weil ich schon immer gern gezeichnet und gemalt hab und mir absolut nicht vorstellen konnte, etwas nicht-Kreatives zu tun. Mein Vater ist Verwaltungsbeamter, und ich konnte mir kaum was Schlimmeres vorstellen. Leider hatte ich weiterhin eine eher düstere Einstellung zum Leben und der Gesamtsituation, woraus eine schlimme Hängerphase inkl. Produktivitäts-Blockade resultierte. Hab nur so vor mich hinvegetiert, anstatt mich um die Uni-Bewerbungen zu kümmern. Per Zufall traf ich nach einigen Monaten des Rumpimmelns in der Stadt eine Bekannte von damals aus dem Kunst-LK, die sich für den gleichen Studiengang bewerben wollte. Sie erzählte, sie sei voll im Stress, weil sie in einer Woche ihre Mappe fertig haben müsse. Hab natürlich einen harten Schock bekommen, weil ich noch nichts für meine Mappe getan hatte. Also hab ich innerhalb einer Woche eine Mappe zusammengedengelt - natürlich hat die Uni mich abgelehnt. Einige Zeit später hab ich ein von der Uni organisiertes Treffen mit anderen abgelehnten Bewerbern besucht, wo alle ihre Mappe gezeigt haben und ein Prof von der Uni, nennen wir ihn Prof L., erklärt hat, warum man abgelehnt worden war. Prof L. war super gemein zu allen und hat mit Aussagen wie "Naiv!", "Hast du das im Kunstunterricht gemalt oder was?!", etc nur so um sich geworfen. Mir war sowieso klar, wieso ich nicht genommen worden war, aber Prof L. wird später noch wichtig. Gut, abgehakt. Uni konnte ich also erstmal vergessen. Also hab ich versucht rauszufinden, was für Ausbildungen es mit einem ähnlichen Schwerpunkt gibt und bin recht bald auf Mediengestaltung gestoßen. Diverse Bewerbungen rausgehauen und letztendlich bei einer kleinen Print-Agentur in Düsseldorf angefangen. Verpackungsgestaltung, Anzeigen, etc. Die Kollegen waren supernett, nur mein direkter Chef war komplett indiskutabel. Typisch Düsseldorfer Schleimbolzen, BMW-Fahrer, arrogant bis zum Gehtnichtmehr, faul wie ein Stein - delegierte alle eigenen Aufgaben ans Gestalterteam und war ebenso arschig zu den Auszubildenden wie zu seinem eigenen Hund (zu dem er sehr arschig war, nicht dass das missverstanden wird, weil Leute sonst nett zu ihren Hunden sind). Eine Geschichte zum Hund ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Hund jault rum weil er Pipi muss, Chef ignoriert ihn, weil er gerade einen Auszubildenden runterputzt o.ä., Hund pinkelt folgerichtig auf den Boden, Chef wird sauer und haut dem Hund mit dem Fingerknöchel auf den Rücken. Hund jault, läuft - weiterhin pinkelnd - Richtung Flur. Chef putzt mit Küchenrolle und Sagrotan hinterher. Kollege und ich machen uns auf den Weg vor die Tür, erstmal eine Rauchen (auch ob des Uringestanks in den Räumen). Im Flur treffen wir den Hund, der vor Angst erstmal noch einen Haufen auf den Fußabtreter gesetzt hat. Yay! Zu den Auszubildenden und Angestellten war Cheffe wie gesagt auch nicht besser. Ständig wurden Leute vor versammelter Mannschaft runtergeputzt, einmal rutschte ihm sogar "Auszubeutende" statt "Auszubildende" raus. Nicht unwahrscheinlich, dass er normalerweise so über uns redete. Es gab natürlich auch vergütungsfreie Überstunden noch und nöcher. Als ich mal ansprach, dass ich ja nie davon ausgehen könnte, um 18:00 die Agentur verlassen zu können, antwortete mein Chef "Ja, dann geh halt nicht davon aus." Immerhin eignete ich mir in der Zeit eine gewisse Meisterschaft in Photoshop und erst Freehand, dann Illustrator an. Außerdem bekam ich mit, dass ich relativ schnell lernte und teilweise Festangestellte in den Fähigkeiten überflügelte. Ich merkte so langsam, dass ich gebraucht wurde - in dem Sinne, dass ich kein unnützer, fauler Stinker war, sondern geschätzter Kollege. Wichtige Zeit für meine Selbstwahrnehmung. Gegen Ende der Ausbildung wollte ich es dann nochmal mit dem Studium versuchen. Mit mehr Selbstbewusstsein und der gewissen Meisterschaft in Grafikprogrammen ausgestattet, nahm ich mir diesmal mehr Zeit und schickte Mappen nach Essen und Braunschweig. Wurde bei beiden Unis zum Eignungstest eingeladen und machte in beiden Tests eine gut genuge Figur, dass mich beide nehmen wollten. Ich entschied mich für Essen, wo der Design-Fachbereich gerade im Begriff war, sich zurück in die Folkwang Universität der Künste einzugliedern. Die Unizeit an der Folkwang war dann super unbeschwert. Fand viele tolle Freunde und eine neue Passion. Eigentlich war ich ja mit Illustrator-Ambitionen angetreten, stellte aber bald fest, dass "ich kann ganz gut zeichnen, weil ich in der Schule immer in meine Hefte gekritzelt hab" nicht dafür reicht, sich gegenüber diversen einigermaßen virtuosen Kommilitonen abzugrenzen. Einer unserer Pflichtkurse war bei einem alten Bekannten: Prof L., dem Arsch aus der Mappenbesprechung. Der gab Generative Gestaltung (also das Erzeugen von Bildern per Code), und dank meiner Computeraffinität und ein paar kleiner Experimente mit Webentwicklung kurz nach dem Abi wurde das schnell mein Lieblingskurs. Ich experimentierte also regelmäßig bis tief in die Nacht in Processing rum, einem Java-Framework mit eigener IDE extra für Gestalter und Lernende (also jedenfalls nicht für ernsthafte Informatiker), das einem so viel abnahm, dass man direkt Bilder und diverses Andere erzeugen konnte. Dazu kam das Processing-Schwesterprojekt Arduino, das es in der (oberflächlich gesehen) gleichen Programmiersprache erlaubte, Mikrocontroller zu programmieren und so Sensoren auszulesen und Aktoren (z.B. Motoren) zu steuern. Ich war unheimlich begeistert von den neuen Möglichkeiten, mir die Computer und sogar fucking Mikrocontroller Untertan zu machen, und bald waren alle meine Projekte mit irgendeiner Form von Code und oft auch von Elektronik unterfüttert. Einen gewissen Erfolg hatte ich auch - hab meine Projekte auf einigen Ausstellungen zeigen können und hab sogar mal einige Bilder (generiert aus genau einen Tag umfassenden Wetterdatenaufzeichnungen einer selbstgebauten Wetterstation) für echtes Geld verkauft. Schnell war ich sogar Studentische Hilfskraft bei meinem Prof (Prof L., der sich natürlich - zumindest für mich - als cooler Typ herausgestellt hatte). Abgrenzen hatte also doch geklappt. Den Großteil meines Outputs von damals hab ich mittelgut auf [https://www.komeht.de] dokumentiert, falls da mal jemand reinschauen will. Ist sogar ein komplett selbstgebauter Arcade-Automat bei, und zocken kann man auch. ^^ Eine der besten Erinnerungen aus der Uni-Zeit war für mich ein einwöchiger Besuch auf einem Schloss in der Toskana, wo ein paar der Coding-Überflieger aus Prof L.'s Kursen zusammen mit Jazz-Studenten aus den USA Musik und computergenerierte Bilder in einem Konzert für reiche Freunde des Marquees zusammenspielen lassen sollten. Der Marquee war ein supercooler, lockerer, junger Typ, der einfach extrem reich geboren worden war und sich seine Zeit auf seinem eigenen Schloss damit vertrieb, Künstler einzuladen und sie Projekte umsetzen zu lassen. Abends ließen wir uns also allen Ernstes vom Marquee und seiner Frau bekochen, tranken sehr guten Wein (bei mir allerdings Perlen vor die Säue) und ich quatschte mit einem echten Marquee über italienischen Progressive Rock aus den Siebzigern, den wir beide mochten. Unsere Zimmer im Schloss waren eingerichtet wie im Mittelalter und aus den Fenstern hatten wir einen Blick über das unglaublich schöne, alte Toskana-Dorf. Hatte sogar was mit einer der amerikanischen Studentinnen. Wunderbare Zeit. Mein Diplomprojekt war dann ein Videospiel (ein Twin Stick Shooter), dessen einzelne Levels immer einem Tag entsprachen und die aus diversen Daten generiert wurden, die jeden Tag bei der Handynutzung abfielen. Hab damals mit Tasker (Android-App für Automatisierung) Datenpunkte wie meine GPS-Position, "Nachricht bekommen", "Anruf getätigt", "Bildschirm an-/ausgeschaltet" aufgezeichnet und dann in Processing ausgelesen und z.B. aus Nachrichten Gegner generiert, die zu dem Zeitpunkt im Level auftauchten, der dem echten Zeitpunkt am Tag entsprach. Die Diplom-Präsentation war also im Prinzip ein Vorzocken der Levels in dem Game, die den vergangenen drei Tagen entsprachen. Stand da vor Freunden, Family und Prof L. mit meinem ollen Logitech-Controller neben dem Bild des Beamers: "Ah, hehe, dieser Gegner ist Andrea, die mich fragt, ob sie zu meiner Präsentation Kuchen mitbringen soll. Danke nochmal für den Kuchen, Andrea!" Nach dem erfolgreichen Diplomabschluss hab ich noch weiter als Wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof L. gearbeitet und plötzlich hatte ich sogar einen Lehrauftrag. Hab den kleinen Studis für Prof L.'s Kurse Programmieren beigebracht und zusammen mit Prof L. Noten für die entstandenen Projekte vergeben. Vor vielen Leuten sprechen ist echt nicht mein Ding und ich war in den Kursen oft supernervös, aber immerhin hab ich mal über Umwege von einem Studenten gehört, der meinen Kurs sehr gut fand. Mir hat's letzten Endes auch Spaß gemacht. Ich glaub, ich hab das Coden selbst und teilweise auch meine eigene Begeisterung für die Sache erfolgreich vermitteln können. Mein Plan für die Zukunft war jetzt, mit meiner digitalen Kunst Geld zu verdienen. Zunächst passierte bis auf ein größeres Projekt aber so ziemlich nichts, was aber auch damit zusammenhing, dass ich meine Pläne nicht zielgerichtet umsetzte. Vielleicht wär das echt was geworden mit einem lauen Künstlerleben, wenn ich da mal reingehauen hätte. Stattdessen hab ich's dann als selbstständiger Webentwickler versucht, was auch ganz ok lief. Ich merke gerade, dass ich gar nicht genau weiß, was mir damals nicht passte, aber ich hatte irgendwie keine Lust mehr aufs Selbstständigsein und ich fand eine befristete Stelle in einem Förder-Forschungsprojekt mit Thema Designwissenschaft. Da saß ich in einer Agentur für Interaktionsdesign, deren Mitarbeiterzahl sich mit den zwei aus Fördermitteln bezahlten neuen Stellen (eine davon meine) gerade verdoppelt hatte. Ich baute mit Processing und Arduino Prototypen für Konzepte, die aus dem im Projekt entwickelten Designprozess hervorgegangenen waren. Die Prototypen wurden dann mit wissenschaftlichen Methoden abgetestet. Leider wollte die Lufthansa unsere tolle Reisefinder-App nicht haben. ^^ Zu der Zeit lernte ich auch per Dating-App meine aktuelle Freundin kennen. Meine vorherigen Beziehungen hatten immer maximal ein, vielleicht anderthalb Jahre gehalten, jetzt hatte ich aber das Gefühl, ich sollte mal sesshaft werden und Nachwuchs erzeugen. Ich zog aus meiner Studentenbude an einer vielbefahrenen Kreuzung, die mir den letzten Nerv raubte und mein Verhältnis zu Automobilen bis heute belastet, in die verkehrsberuhigt gelegene Doppelhaushälfte meiner Freundin. Die Freundin hat zwei Töchter, eine schwerbehindert und eine in der Pubertät. Sie sind gleichermaßen anstrengend und ich hab sie gleichermaßen lieb. ^^ Das war natürlich ein Riesen-Bruch - vom größtenteils verantwortungsfreien Single zum doppelten Papi (mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad). Es ist auch oft nicht einfach hier, aber die Verantwortung stärkt mich innerlich und Helfen tut mir gut. Und ich liebe meine Freundin so sehr, wie die 98% Übereinstimmung in der Dating-App damals schon andeuteten (als Nerd finde ich Algorithmen natürlich total super). ^^ Meine beiden Chefs aus dem befristeten Förderprojekt konnten das neue Personal nach Ablauf der Befristung nicht wie geplant halten, halfen mir aber über ihre Kontakte dabei, die Firma zu finden, bei der ich bis heute arbeite: einer Software-Firma in meiner Geburtsstadt mit ca. 15 Mitarbeitern, die Web-Apps und anderen Krams entwickelt. Am Probearbeitstag wurde im Prinzip nur grob abgeprüft, ob ich Programmieren kann. Kenntnis der in der neuen Firma benutzten Frameworks war nicht nötig, man wollte einfach jemanden, der zu den anderen Freaks passte und der lernfähig war. Meine Probearbeitstag-Aufgabe war es, Conway's Game of Life zu programmieren. Damit hatte ich mich natürlich schon vorher auseinandergesetzt (da ich nun mal ein verdammter Nerd bin), also kam ich wunderbar mit der Aufgabe klar. Mittags war ich dann mit versammelter Mannschaft raus zum Essen und hab mich sofort unfassbar gut mit allen verstanden (da auch sie nun mal verdammte Nerds sind). Haben zusammen überlegt, ob es einen VirtualBoy-Emulator für VR-Headsets gibt, der auch die Kopfschmerzen mitemuliert und so Dinge. Angesichts dessen, dass ich mit Leuten manchmal etwas länger brauche, war also klar, dass ich gut zu diesen Freaks passte. Dieses Einstellungskriterium war also auch erfüllt. Seit ich bei dieser Firma arbeite (über vier Jahre jetzt), lerne ich jeden Tag unheimlich viel Neues (vor allem am Anfang hat mein Kopf jeden Abend derbe geraucht und es zeigte sich ein leichtes Impostor-Syndrom) und fühle mich aber inzwischen so, als ob "Frontend Lead" auch wirklich auf mich passt. Ich bin glaub ich auch UX Lead, außerdem Mitarbeiterzufriedenheitsbeauftragter (!) und seit einer Schulung auch Scrum Master. Und die Firma und die Aufgaben da sind genau mein Ding. Ich freu mich tatsächlich auf die Arbeit, weil ich da superschöne Denkaufgaben kriege und mir Coden einfach viel Freude bereitet. Obendrein ist der Chef ein Supertyp (und -Nerd), Mitarbeiterzufriedenheit ist mit das Wichtigste im Unternehmen, ich mach seit Pandemiebeginn Home Office (und spare so pro Woche 10h ÖPNV) und auch nach "Ende der Pandemie" (was auch immer das sein soll) soll es auf Wunsch beim Home Office bleiben. Oh, achso, dass ich nur 32h/Woche arbeite, ist überhaupt kein Problem. Das war erst historisch gewachsen weil ich Zeit für den Lehrauftrag brauchte, ich konnte das aber auch weitermachen, als ich den Lehrauftrag auslaufen ließ. Bin also inzwischen superzufrieden. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hab ich eine tolle Familie und einen guten Job, der mir richtig Spaß macht, den ich aber nicht über meine Lebensqualität stelle. Leider ist der Kinderwunsch aktuell auf Eis gelegt, weil die Kleine mit der Behinderung zusätzlich zu den sonstigen Sorgen und Schwierigkeiten, die ihre Krankheit mit sich bringt, neuerdings regelmäßig schlimme Wutausbrüche hat, deren Grund meist ziemlich unklar ist und die viele Nerven kosten. Meine Freundin geht meist mehr auf dem Zahnfleisch als ich und aktuell kann ich mir nicht vorstellen, dass wir die Mehrbelastung durch ein weiteres Kind ohne Burnout oder ähnliches überstehen würden. Gleichzeitig ist es aber sehr erfüllend, den Alltag hier zu meistern und als Bonus sehr befriedigend, wenn man schwierige Situationen mit der Kleinen auflösen kann. Hab zum Beispiel festgestellt, dass anschwellende Wutausbrüche der Kleinen durch ausreichend starke Verwirrung abgebrochen und in gute Laune umgewandelt werden können. Wenn die Anzeichen da sind, kann es also sein, dass ich plötzlich aufspringe und so schnell ich kann durch die Terassentür in den Garten sprinte oder anderen Unfug mache. ^^ So. Das von mir. Ist etwas lang geworden. War aber auch für mich schön mir das nochmal alles vor Auge zu führen und niederzuschreiben. |
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