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| Autor: | token | ||
| Datum: | 28.06.19 09:43 | ||
| Antwort auf: | Re:Wieso? von Telemesse | ||
>Bei dem Investmentbanker Flugreisen Käse war das allerfeinstes Bullshitbingo von beiden Seiten. Als ob der Banker im Easy Jet oder Ryan Air Ferienflieger für 19 Euro sitzt und die Ferienpreise irgendwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hätten. Da wusste ich echt nicht ob ich lachen oder weinen soll. Da hat sich Baerbock echt um Kopf und Kragen geredet. Und wenn am Ende die CO2 Bepreisung so gering wäre wie sie es anhand des dämlichen Beispiels darstellte, wäre doch die Lenkungswirkung gleich Null. > Das ist zum Teil auch wirklich so gewesen. Baerbock ist Lanz da erstmal massiv auf den Leim gegangen mit dem Tiefpunkt als sie anfing rumzurechnen. Das war schwach, da hat sie sich nicht gut verkauft. Ein besserer Konter wäre gewesen einfach nochmal die Formel vorzutragen, also der Pro-Kopf-Verbrauch in Tonnen, nennen wir ihn x, und dann ist es X*40 als Aufpreis zum Flugpreis. Und die Frage war erwartbar, Baerbock muss jetzt nicht alle Länder auswendig lernen im Hinblick auf den Pro-Kopf-Verbrauch bei Flugreisen, aber zumindest ein Anschaubeispiel sollte sie parat haben und kann dann auf die Formel verweisen. Oder sich gar nicht auf den Quatsch einlassen. Baerbock ist da keine schnelle Denkerin und wirkt unsicher, ich hatte auch das Gefühl Baerbocks Rolle war da fast schon eher Habeck Zeiten einzuräumen damit er nachdenken kann. Also, die 4 Euro für Malle waren falsch. Lenkungswirkung gibt es aber durchaus, aber auch hier ist es ein komplexes Zusammenspiel vieler Maßnahmen. Dennoch kann man die Lenkungswirkung schon halbwegs skizzieren. Interkontinentalflüge explodieren in den Preisen, die werden massiv unnattraktiv. Die logische Folge dürfte sein dass da das Kundenvolumen wegbricht weil sich viele sowas nicht mehr leisten können oder leisten wollen. Das muss auch das Ziel sein, sowas wie solche Flüge als Massengeschäft der Urlaubsindustrie sind halt leider mit den aktuellen Technologien nicht mehr tragbar. Das muss einem nicht gefallen, aber die Zahlen sprechen da eine sehr deutliche Sprache. Das wird der Markt regeln. Dann passiert aber noch etwas, dieses Geld was da weg bricht, das bricht ja nicht für die Gesamtindustrie als solches weg. Die Menschen werden weiter Urlaub machen, nur wirst du eben deutlich weniger Japaner in Köln sehen, und deutlich weniger Kölner in Japan. Die werden aber dennoch Urlaub machen und sich dabei lokaler orientieren. Es findet also eine Verschiebung statt bei der die Langstreckenspezialisten halt zu knabbern haben werden. Natürlich kann es bei einem Change nicht nur Gewinner geben. Aber das Kapital bleibt im Gesamtmarkt. Und wenn die lokalen Ziele wieder stärker im Fokus sind, sind auch wieder Transportwege attraktiver die zur Flugreise in Konkurrenz stehen. Heißt, obwohl der Flug finanzierbar bleibt, kann es wieder attraktive Alternativen geben. Mit dem Zug kommst du nicht nach Australien, nach Frankreich aber schon. Und das sehr schnell. Genau das sind gewünschte Lenkungswirkungen, und auch hier gilt, das Kapital bleibt im Markt, Dinge sind anders, nicht schlechter oder besser, sie sind anders. Veränderung heißt nun mal Veränderung. Und der hierbei maßgebliche Punkt ist, ein nackter Blick auf die Zahlen zeigt überdeutlich dass wir unbedingt reformieren MÜSSEN. Wir machen das nicht aus Idealismus heraus, sondern aus Selbsterhaltungstrieb heraus. Das darf man bei all dem nicht vergessen. Wir führen hier keine gesellschaftliche Luxusdiskussion, die Problematik ist anerkannt. Und wenn dir nackte Zahlen zeigen dass bestimmte Dinge einfach nicht mehr gehen, dann wird der Ärger über diesen Umstand nichts am Umstand selbst ändern. Ich muss bei weiten Teilen der Debatte wirklich an Kleinkinder denken die sich die Augen zu halten und dann überzeugt sind, das was sie dann nicht mehr sehen ist damit auch weg. >Ich denke aber der Punkt mit den Koalitionsoptionen ist durchaus valide. Für mich persönlich wären Modelle wie in BaWü oder Hessen durchaus denkbar, Koalitionen mit Beteiligung der Linken jedoch ein absolutes NoGo. > Ich fand es vollkommen richtig wie Habeck eingangs auf die links-mitte-rechts-Konstruktionen geantwortet hat. Die Grünen haben auf Landesebene alle denkbaren Koalitionspartner eingelassen. Heißt, sie sind da nachweisbar nicht auf irgendwas festgetackert. Er sagte, sie wollen nach Inhalten koalieren, mit Parteien mit denen sie einen inhaltlich gleichsamen Kurs ausmachen. Was anderes ergibt auch keinen Sinn. Parteien sind keine Religionen sondern stehen für Inhalte. Und wie Pezking schon mehrmals richtig sagte, die CDU hat keinen ideologischen Bruch zu den Standpunkten der Partei wenn es um Umweltschutz geht. Wahrung der Schöpfung ist ein Ankerpunkt der CDU, damit diesem Ankerpunkt mehr Gewicht zu geben, agiert sie immer noch im Rahmen ihrer eigenen Ausrichtung. Wenn sie das tun, dann sind sie nach Inhalten ein hochattraktiver Partner für die Grünen. Und wenn sie es nicht tun, dann ist halt die Linke eine Partei die in die gleiche Richtung möchte. Und damit wird man sich wenn es notwendig wird auseinander setzen müssen. >Ja sicher aber eine Lenkungswirkung erzielt man nur wenn der Preisaufschlag weht tut, wobei du dann ganz schnell wieder bei der Frage der sozialen Gerechtigkeit bist. > Siehe oben hinsichtlich Lenkungswirkung und bei sozialer Gerechtigkeit nicht das Gesamtbild vergessen. Sozial schwachen sind Amerikareisen pupsegal, ein Energiegeld hingegen nicht. Viele Rädchen die ineinander greifen. Und kein Konzept ist perfekt, es geht um Prozesse die auch immer wieder nachjustiert werden müssen. Das ist nicht ungewöhnlich, das ist usual business. >Aber vielleicht noch mal was konkretes zum Bahnfahren. Wenn ich mit Frau und Kind nach München mit dem ICE möchte kostet mich der Spaß für die 250km Strecke mit Rückfahrt und Sitzplatzreservierung 250-300 Euro (wenn ich nicht Monate im vorraus buche). Mit dem Auto, das ich ja ohnehin habe, kostet mich die Hin- und Rückfahrt etwa 40 Euro Sprit. Das ist ein Problem und das köse ich nicht mit Elektroautos sondern nur indem die Bahn besser und billiger wird. > Das ist richtig, aber das geht auch nicht über Nacht. Die Problematik bei der Bahn ist ja, dass jahrzehntelange Gewinnoptimierung zu einer Überlastung der Strecken und zu einem massiven Investitionsstau geführt haben. Diesen muss man natürlich erstmal mit infrastrukturellen Maßnahmen entgegen wirken. Dein ICE ist rappelvoll, trotz dieser Preise. Weil er rappelvoll ist, sind solche Preise überhaupt tragfähig. Auch hier geht es um einen Prozess. Mit der Privatisierung der Bahn hat man, wie mit der Privatisierung von anderem Gesellschaftsgut auch, kurzfristige Staatsliquidität erzeugt indem man die stillen Reserven der Gesellschaft unter Wert verschleuderte, Gestaltungsräume aus der Hand gegeben oder vernachlässigt, und dann wurde auf Kredit gewirtschaftet. Auf Kredit, weil man die gekauften Strukturen erodieren ließ um Kosten zu sparen. Das ist das Erbe, dieses Erbe muss nun aufgearbeitet werden, und dieses Erbe ist ein gigantischer Problemkomplex, den deine liebe CDU/CSU zu großen Teilen zu verantworten hat. Das bitte nicht vergessen, anstatt sich an einer Partei mit Problemen abzuarbeiten welche sie weder verursacht hat, und welche in der Lösung megakomplex sind, und welche auch schon von der aktiven Regierung absolut beschissen gelöst werden, wie du ja selbst feststellst. |
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