Thema:
Re:@ DJS flat
Autor: Baschdl
Datum:05.01.09 21:36
Antwort auf:Re:@ DJS von DJS

>Auf DSF wird auch recht häufig dieses cash game gezeigt. Dann halt nur mit irgenwelchen Stars.
>Und du hast natürlich recht, bei Turnieren ist der Glücksfaktor höher als beim cash game, weil man halt unter Zeitdruck steht.


Mal unabhängig davon, ob es um Turnier- oder Cashgamepoker geht, bei beiden wird das Bild im Fernsehen eh immer extrem verfälscht, was schnell zu verkehrten Eindrücken bei Anfängern führt. Grund: Im Fernsehen wird natürlich nur eine kleine Auswahl an Händen gezeigt, die auch möglichst spektakulär für den Zuschauer sein sollen. Dass man da als Spieler unter Umständen nur ein oder zwei Hände in der Stunde spielt (gerade bei Livepoker), bekommt der Zuschauer natürlich nicht mit.

Und gerade auch bei der von dir angesprochenen Sendung würde ich mich davor hüten, mir zuviel von Spielstil "abzukupfern". Auch wenn die Sendung lehrreich und vor allem unterhaltsam ist, spielen da die besten Pokerspieler der Welt mit, die sich meist auch schon seit Jahren kennen - aufs "echte" Spiel zuhause kann man da nur begrenzt was übertragen. Soll natürlich nicht heißen, dass die da "falsch" spielen. Aber gerade was z.B. Bluffen angeht bekommen da viele Anfänger schnell einen falschen Eindruck.

>>Einsteigern würde ich empfehlen, sich an einem Fullring Tisch mit Blinds von 0,05/0,10 zu setzen und dort mal sehr tight zu spielen.
>
>Dass man da relativ leicht gewinnen kann, ist klar, weil es dort viele "Opfer" gibt. ;) Ich bleib aber dabei: bei gleichstarken Spielern ist es zu 99% Glück.


Jein, natürlich ist da das Niveau geringer, aber gerade wenn man extrem tight spielt sind die Möglichkeiten nach oben hin auch begrenzt, falls die anderen ihr Spiel gegen dich anpassen.

Und je nachdem wie man es sieht wird eigentlich gerade im Fall von zwei gleichstarken Spielern langfristig Glück ausgeschlossen. Gehen wir mal vom abstrakten Fall aus dass beide sich gut kennen und wissen wie der andere spielt und sich auch darüber bewusst sind, dass der andere genau so gut ist. Sind beide gute Pokerspieler, werden sie ihre Entscheidungen bestmöglich treffen und keine eklatanten Fehler machen. Sagen wir mal beide bekommen ihre Chips mit je 50% Wahrscheinlichkeit in die Mitte. Dann ist es aus deiner Sicht natürlich eine "Glücksfrage", wer die Hand gewinnt. Mag ja auch sein, aber langfristig werden sich beide nix schenken und bei genügend großem Zeithorizont +- 0 rausgehen. Weil sie das wissen, werden sie von vornherein unter Umständen gar nicht groß gegeneinander spielen.

Beim Poker spielen immer Leute gegeneinander, die glauben, einen Edge auf die anderen zu haben, weil sonst würden sie nicht mitspielen. Und alle wollen natürlich gegen die schwächeren Spielen, weil da die größte Gewinnerwartung herrscht.

Natürlich kommt es immer darauf an, was man unter "Glück" versteht, ich mag dieses Wort eh nicht. Glück hat imo eher jemand, der eine schlechte Entscheidung getroffen hat, hintenraus aber noch dafür belohnt wird. Und genau das wird bei gleichstarken Spielern minimiert. Deswegen erinnert man sich auch immer nur an Suckouts bzw. Bad Beats gegen schlechte Spieler, weil sie gegen gute Spieler einfach nicht so häufig vorkommen, weil die erste gar keine schlechten Entscheidungen treffen, die zu Suckouts führen können. Und trotzdem spiel ich liebend gern wieder gegen den schlechteren, denn 80% zu 20% bedeutet halt nun mal auch, dass ich in einem von fünf Fällen verliere. Leute meinen immer dass sie mit der besten Hand automatisch ein Abo darauf haben, die Hand zu gewinnen, kennen aber die Wahrscheinlichkeiten hinter den einzelnen Händen evtl. erst gar nicht. 80/20 ist da fast schon das Maximum, zumindest preflop. 100% Gewinnwahrscheinlichkeit gibt es halt so gut wie nie.
Und das ist auch nicht das entscheidende - ich geh auch gern mit, wenn ich nur 20% hab, solang die Umstände stimmen. Hab ich dann glück, wenn ich die 20% treffe? Total egal, denn darum gehts beim Pokern nicht - die Entscheidungen zuvor sind entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Pokerspielers.

Etwas lang, aber naja, was solls.


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