| Und das ist schlecht weil? |  |
Ich finde den Ast hier irgendwo zwischen (ich geb's zu) unterhaltsam und kafkaesk. Seit Jahren heißt es doch: Hört auf die Jugend, es geht um deren Zukunft und die wissen schon, was richtig und gut ist. Der alte Mann möge die Fresse halten und hat eh nix mehr zu melden. Auch früher wählen will man die Jugend lassen, damit sie politsch repräsentiert sind. Jetzt, wo sich rausstellt, dass ein immer größerer Teil der Jugend nicht so tickt, wie man das gerne hätte, und nicht so wählen dürfte, wie man gerne hätte, ist plötzlich Feuer am Dach. Dass die Jugend sich eine eigene Meinung bildet, so war das doch bitte nie gemeint. Da muss der alte weiße Mann was dagegen tun, bis hin zum Verbot der (Social-Media-)Kanäle, auf denen die Jugend unterwegs ist. Wenn die Jugend politisch "falsch" tickt, dann kann das nur das Ergebnis von Bauernfänger und Propaganda sein, eine andere Erklärung - etwa die Zustände im Land - ist undenkbar. Aber wenn Kinder und Jugendliche für die Regierung und gegen die Opposition auf die Straße gehen, dann ist das ein starkes Zeichen für die Demokratie und politische Reife. Ja ne, is klar.
Wer es Ernst meint damit, die Demokratie verteidigen zu wollen, sollte auf die Straße gehen, wenn die Regierung ankündigt, "Meinungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze" zu verfolgen oder gegen Spender vorzugehen, die für rechte Parteien spenden. Wenn regierungsfinanzierte "Nichtregierungsorganisationen" gegen die Opposition Stimmung machen. Wenn der Verfassungsschutz glaubt, seine Aufgabe wäre es, die Opposition klein zu halten. In Deutschland gibt es viele beängstigende Vorgänge, die Anlass zur Sorge um die Demokratie und Meinungsfreiheit sind. Dass Teile der Jugend nicht links-grün wählen werden, gehört nicht dazu. Das nennt sich nämlich Demokratie.