Thema:
Teil 17 - Materialmangel flat
Autor: Shodan
Datum:08.04.20 15:58
Antwort auf:Mein Corona-Blog - Direkt aus der Klinik von Shodan

Unsere Fallzahlen halten sich stabil. Im Schnitt sind etwa 50 Patienten stationär wegen Covid19. Davon nur noch 7 auf der Intensiv. Eine Handvoll konnte in gebessertem Zustand auf Normalstation verlegt werden, leider sind aber auch eben so viele verstorben. Darunter auch zwei 50 jährige ohne Vorerkrankungen. Beide an hatten den gleichen fulminanten Verlauf. Schwierige Beatmung, Bakterielle Superinfektion, Akutes Niervenversagen, Leberversagen, Tot.

Ich bin wirklich gespannt wie sich das ganze noch entwickelt. Und wie die ganzen Beschränkungen nach und nach gelockert werden sollen. Zum Glück muss ich sowas nicht mit entscheiden. Wir müssen es am Ende ja nur ausbaden wenn der Schuss nach hinten losgeht.

Mittlerweile leider übrigens unsere „normalen“ Intensivpatienten unter der Situation. Das Material und Zubehör das wir tagtäglich für einen Intensivpatienten brauchen wird knapp. Es mangelt an Schläuchen für die Beatmungsgeräte, Befeuchtungsfilter, Geschlossene Absaugungen usw. Laut Hygienerichtlinien wechseln wir bei Beamteten Patienten nach spätestens 7 Tagen das komplette Schlauchsystem. Das Intervall wurde nun auf 14 Tage ausgedehnt. Und bei anderen Verbrauchsmaterialien ist es genauso. Sowas ist natürlich zum Nachteil der Patienten weil es durchaus Komplikationen mit sich bringen kann.

Schlimm ist speziell der Mangel an geschlossenen Absaugungen. Das sind Vorrichtungen die man zwischen Tubus und Beatmungsschlauch hängt um Sekret aus der Lunge abzusaugen, ohne das es zu Aerosolbildung kommt. Ist somit super hygienisch und Safe. Ohne dieses System muss man den Patienten vom Gerät diskonnektieren, es kommt zu einem PEEP Verlust (was schlecht für die Oxygenierung ist) und wenn man nicht aufpasst wird ein schöner Sprühnebel rumgepustet.

Medikamente sind uns zum Teil schon ausgegangen, oder wir kriegen die letzten Reserven aus dem Zentrallager. Meine ganz persönliche Prognose für die nächsten Wochen: Wir kriegen keine italienischen oder spanischen Zustände. Aber es wird nach Ostern zu einem deutlichen Anstieg an Infektionen und auch Todesfällen kommen. Auch weil viele Pflegeheime jetzt zu Brandherden werden. Und das gute Wetter schaltet ja ebenfalls bei vielen den Verstand aus. Die Lockerungen der Kontaktbeschränkungen tragen dann dazu bei das wir in einigen Wochen wieder von vorne anfangen werden. Wäre schön wenn ich mich irre.

Ich halte eine Maskenpflicht übrigens für so sinnvoll wie gefährlich. Stichwort Falsche Sicherheit. Ich sehe beim Einkaufen dutzende Menschen die sich einen potentiell kontaminierten Schutz mal eben unters Kinn klemmen, oder sich doch permanent im Gesicht rumgrabbeln um den Sitz zu korrigieren. Oder sie nehmen ihn mal eben ganz ab weil man sie beim Sprechen ja dann so schlecht versteht. Dann kann man es auch gleich lassen. Andererseits wenn alle sowas tragen kann es ja schon nützen.

Bis dahin. Bleibt gesund.


< antworten >