Antwort auf den Beitrag "Re:Alter, schon wieder? Denkt doch mal selbst!" posten:
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>Auch wenn ich das nicht muss, beginne ich diesen Post erstmal mit meiner Einstellung. Ich bin kein Wokeness-Gegner, ich bin gegen die Diskriminierung von Minderheiten und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich mich von der Hautfarbe, Sexualität, dem Geschlecht oder der Religion nicht davon abhalten lasse, den Menschen "dahinter" zu sehen. Ich bin gerade in einem Mileu, wo ich den Kontakt zu unterschiedlichsten Leuten habe und ich habe mit ALLEN einen respektvollen, extrem freundlichen Umgang. Unter Deutschen ist auch eine Syrerin, ein Israeli, eine Afghanin, ein Grieche, ein Albaner, ein evtl bisexueller Russe (mit dem ich schon Nummern getauscht hab), viele Frauen unterschiedlichen Alters und auch eine Transfrau, die ich supersympathisch finde, wir konnten schon gut miteinander lachen. Und ich mag Idris Elba als Schauspieler, ich hab "Luther" auf Netflix gesuchtet. > >Lustigerweise habe ich mich heute mit einem Freund getroffen (gehört ebenfalls der LGBTQ-Szene an wenn man so will und ist sogar auch eher feministisch unterwegs), mit dem ich mich wieder ganz hervorragend über das Thema unterhalten habe und der superstolz auf mich is, wie gut ich mit meiner Depression vorankomme. Er meinte zu mir "Hast du schon was von dem neuen Masters-Film gehört?" Er ist auch ein ziemlicher MotU-Fan, und ich kannte den Thread hier ja auch schon lange, also meinte ich "Ja klar." Er: "Man at Arms sagt dir was?" - "Klar, de Vadder von Teela" - "Der wird im Film schwarz." - "OH NEIN!" Wir haben beide die Augen verdreht. Aber nicht weil wir N42is sind, sondern weil wir uns davor auch schon ausgiebig über schädliche Corporate Wokeness ausgesprochen haben. Ja, schädlich! Es schadet dem Zweck, der eigentlich verfolgt wird! > >Es ist doch mindestens naheliegend oder gar wahrscheinlich, dass multimillionen-schwere US-Medienunternehmen - seien es nun Filmstudios, Spielestudios oder Publisher - diesen Trend NICHT aus ehrbaren Motiven heraus verfolgen, sondern aus Image-Gründen. Die sehen weder schwarz noch weiß, sondern grün a.k.a. Dollars. Zumindest sollte man deren Motive bei solchen Entscheidungen hinterfragen und nicht einfach so hinnehmen, nur weil der ursprüngliche Zweck ein guter ist. Mein Kumpel und ich stellten uns dann eben die ganz offensichtliche Frage: Was soll das bringen? Der Film wird wieder unter einer beschissenenen Woke-Diskussion begraben werden und NICHTS ist gewonnen! Im Gegenteil, man wird mal wieder noch mehr Menschen von der "guten Sache" wegstoßen. Und dann meinten wir noch, in einer perfekten Welt wäre Man-At-Arms schon von Anfang an schwarz gewesen. Aber er war halt weiß! Deal with it! Ihn nachträglich schwarz zu machen ist schlichtweg dumme Scheiße. > >Wir sprachen noch darüber, dass wir beide keine PoCs in unserem Bekanntenkreis haben und deswegen nicht wirklich mitreden können oder gar dürfen. Klar, leuchtet ein. Wir versuchten, das im Film-Business nachzuvolllziehen: "Wie wäre es denn, wenn alle Filmplakate in der Stadt nur PoCs zeigen würden, so dass dir als Weißer keine Repräsentation zuteil werden würde?" - Jo, mit diesem Gedanken konnte man gut arbeiten, und als positives Beispiel kamen wir auf Black Panther, mein Kumpel hat mal mitbekommen, wie PoCs den Film auch deswegen feierten, weil er halt pure Black is. Also ja, Repräsentation ist wichtig, und es gibt weiterhin einiges zu tun im Bereich der Gleichstellung marginalisierter Gruppen. > >ABER NICHT SO! > >Warum? Naja, es gibt halt fiktionale Medien-Erzeugnisse (Filme, Serien, Spiele), die historisch gewachsen sind und halt eine sehr weiße und eher maskuline Prägung haben. Und so ist auch deren Zielgruppe wahrscheinlich etwas weißer und maskuliner, als man es sich heutzutage wünschen würde. Ist halt so. Aber diese organisch gewachsenen Werke jetzt abzuändern (durch Austausch von Hautfarben, Geschlechtern oder sexuellen Identitäten) bringt die Fanbase nicht deswegen auf die Palme, weil da dann halt ne Frau undn Schwarzer drin is, sondern weil der Fanbase durch die Blume gesagt wird, dass sie das, was sie bisher geliebt hat, falsch ist. Ums mal ganz schubladenartig zu formulieren, damit es greifbar wird (auch wenn ich Pauschalisierungen hasse): "Weiße Männer sollen mal bitte die Fresse halten". > >Und klar, da der weiße Mann ebenfalls historisch gesehen und auch heute noch viel Kacke baut, liegt es nahe, da mit einzustimmen, selbst wenn man dieser Spezies angehört. Das ist besonders in der aktuellen politischen Weltlage recht einfach. Wir wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn mehr Frauen in politischen Führungspositionen wären. Trotzdem ist es Bullshit, den weißen Mann nur aufgrund seines Geschlechts und seiner Hautfarbe zu diskriminieren und diskreditieren, denn es vergrault ihn als potenziellen Mitstreiter. Nicht JEDER weiße Mann ist schlecht! Es ist eine bekackte Vereinfachung, eine dumme, bequeme Kategorisierung. Ich bin ein weißer Mann und habe noch nie eine Frau geschlagen, noch nie ein Land kolonialisiert oder Personen anderer Herkunft ausgebeutet. Und ich möchte mir in fiktionalen Werken, die ich auch mal als Zufluchtsort vor dem Alltag nutze, nicht durch die Blume sagen lassen, dass ich aufgrund meines Geschlechts und meiner Hautfarbe falsch bin. Daher rührt unter anderem auch meine Depression: Ich habe leider früh den Glaubenssatz für mich angenommen, dass Männer eventuell von Natur aus schlecht sind. > >(Kleiner Zusatz: Ich rede hier zwar in der Ich-Form, aber ich würde diesen Gedankengang auch auf andere weiße Männer umlegen, die sich nicht mal ansatzweise soviel damit auseinandergesetzt haben wie ich. Wer hat dazu schon die Zeit und die Lust?) > >Noch mal ganz deutlich: Dass Man-At-Arms schwarz wird, ist an sich komplett wumpe. Aber die Absicht jener, die diese Entscheidung getroffen haben, ist unehrlich, platt, heuchlerisch und der Vorlage und der Fanbase gegenüber respektlos. > >Natürlich seh ich auch den Punkt, dass priviligierte Gruppen (zB Männer) sich durch Gleichstellungsbewegungen unterdrückt fühlen, obwohl dem gar nicht so ist. Aber genau das ist der schmale Grat. Du kriegst die Gleichstellung nur hin, wenn sich die priviligierte Gruppe nicht unterdrückt fühlt. Zumindest in einer Demokratie würde ich das so sehen. Ich fände es interessant, das zu diskutieren. > >Um hier jetzt mal Klarheit reinzubringen: > >1. Organisch gewachsene, weiß und maskulin geprägte Unterhaltungswerke abzuändern, bringt einen Scheißdreck. Besser ist es, neue Werke zu kreieren und die dann auch auf natürliche Weise zu diversifizieren (Ich nehm gern "The Boys" als Beispiel, divers as fuck und saugeil). In MotU Man-At-Arms schwarz zu machen oder Dragon Age The Veilguard mit der Suche nach der sexuellen Identität zu "bereichern" macht genauso wenig Sinn wie "The Sims" zu nem blutigen Top-Down-Shooter umzumodeln oder in "Sex & the City" Wrestling einzubauen. > >2. "Alter weißer Mann" ist eine bekackte Pauschalisierung von Edgelords, und wer dieses Narrativ übernimmt, spricht der Gruppe der alten, weißen Männer die Individualität ab. Diese Gruppe ist hinsichtlich ihrer Einstellungen und Denkweisen genauso divers wie jede andere Gruppe. Prove me wrong. > >3. Großen US-Konzernen ihre augenscheinlich ehrbaren Motive einfach abzunehmen, ohne sie zu hinterfragen, halte ich für naiv. > >4. Diesen Kulturkampf kann weder die eine noch die andere Seite gewinnen. Es gibt keinen Sieg. Das einzige, was man machen kann, ist, ihn zu entschärfen, indem man ALLEN daran beteiligten Parteien Respekt zeigt. > >5. Wer's immer noch nicht gerafft hat, sollte in die USA schauen, wo dieser Kulturkampf ja die wildesten Blüten getrieben hat. Haltet ihr es wirklich für hilfreich, Leute zu spalten anstatt sie zusammenzubringen? > >6. You don't have to be so openminded that your brain falls out. > >Ich hoffe, dass ich damit ein paar Denkanstöße geben konnte. Und wenn nicht, dann halt nicht. Bleibt dann eben bei eurer Einstellung, dass man diesen Kulturkampf gewinnen muss, anstatt ihn aufzulösen. > >Gez. ein alter weißer Mann, dessen Meinung in der Regel nur vorläufig ist und der weiterhin offen für einen Diskurs ist.
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