Thema:
Auch S3 gesehen. Warum nicht noch mehr Eskalation? flat
Autor: Kilian
Datum:18.04.25 22:00
Antwort auf:The White Lotus von Vern Schillinger

Bin ja neu zur Serie und - weil Anthology-Format - mit Staffel 3 eingestiegen. Vieles fand ich richtig geil: Die Grundidee, die Schauspieler (!!), das Production Value, die Kamera, die Musik mit dem grandiosen Opening, … Echt top! Was ich mich jetzt nach der letzten Folge aber frage: Warum wird das alles nicht noch konsequenter und mit Genuss vor die Wand gefahren?

Nach den ersten drei oder vier Folgen, in denen alle Figuren und ihre Plots in Stellung gebracht waren, dachte ich: Jetzt geht’s rund! Jetzt explodiert alles auf eine ganz besonders gekonnte Art - das wird ein Spaß! Und dann passiert gefühlt kaum was von all den Dingen, die hätten passieren können und die irgendwie angeteasert waren. (Und die Dinge, die wirklich vorhersehbar waren, passieren auch. Meh…)

Im Theater wäre so ein Setup ohne mit der Wimper zu zucken in die Luft gesprengt worden und das sich entspinnende Chaos der Kern der Unterhaltung gewesen. Hier zieht sich ab Mitte der Staffel aber fast jeder Plot in die Länge - und endet (von wenigen Ausnahmen abgesehen) auch noch allzu versöhnlich. Die drei Damen, die Familie, das sich anbahnende Thai-Pärchen, die White-Lotus-Mitarbeiterin aus Hawaii… Die sind mir allesamt viel zu gut davongekommen. (Laaangweilig.)

Im Ernst: Die Staffel ist natürlich nicht langweilig, sondern immer noch super gemacht und ein großer Spaß. Sie hätte aber noch so sehr viel besser sein können, wenn der Showrunner sich getraut hätte, seine Figuren nicht nur bis zur Klippe heranzuführen, sondern sie auch - jeder für sich auf eine andere überraschende Art und Weise - runterzustoßen, runterzukicken etc.  Dabei kann sich auch gerne der ein oder andere noch an einem kleinen Ast festhalten und retten oder auf halbem Weg nach unten auf einen Felsvorsprung knallen. Aber warum so zögerlich, dass alles nicht noch viel konsequenter scheitern zu lassen?

Wenn ich mir vorstelle, was Vince Gilligan (Breaking Bad) aus dem Setup gestrickt hätte… Und wie plausibel und nachvollziehbar er die Figuren und ihre Plots verwoben hätte… Und wie er das Tempo der Plots beherrscht und im Rhythmus eines Feuerwerks hätte explodieren lassen… Nicht auszudenken. Auch wenn es ein cooler Ritt war, kriege ich die Gedanken nicht aus dem Kopf, dass noch so viel mehr möglich gewesen wäre.


< antworten >