Thema:
Re:Alter, schon wieder? Denkt doch mal selbst! flat
Autor: magus
Datum:27.11.24 21:45
Antwort auf:Alter, schon wieder? Denkt doch mal selbst! von Pfombo

>Noch mal ganz deutlich: Dass Man-At-Arms schwarz wird, ist an sich komplett wumpe. Aber die Absicht jener, die diese Entscheidung getroffen haben, ist unehrlich, platt, heuchlerisch und der Vorlage und der Fanbase gegenüber respektlos.

Du warst bei der Entscheidung dabei und kennst die Hintergründe? Nö.

>
>Natürlich seh ich auch den Punkt, dass priviligierte Gruppen (zB Männer) sich durch Gleichstellungsbewegungen unterdrückt fühlen, obwohl dem gar nicht so ist. Aber genau das ist der schmale Grat. Du kriegst die Gleichstellung nur hin, wenn sich die priviligierte Gruppe nicht unterdrückt fühlt.


Man at Arms von nem schwarzen zu Spielen ist also unterdrückung des privilegierten weißen Mannes? ;)

Du weißt aber schon, dass der Hauptdarsteller wahrscheinlich ein weißer Blonder Schönling wird?

>Zumindest in einer Demokratie würde ich das so sehen. Ich fände es interessant, das zu diskutieren.
>
>Um hier jetzt mal Klarheit reinzubringen:
>
>1. Organisch gewachsene, weiß und maskulin geprägte Unterhaltungswerke abzuändern, bringt einen Scheißdreck.


Ich frage mich gerade ob in der allgemeinheit die Serie He-Man als Unterhaltungswerk angesehen werden sollte, dass man nicht ändern darf. Es handelt sich schließlich um ein reines Marketing Produkt, dass eigentlich nur aus dem Grund entstanden ist um damit Gewinne zu maximieren und wenn ich die Doku richtig in Erinnerung habe, war die Grundidee ja nicht entstanden, weil da jemand eine tolle Geschichte erzählen wollte.


>Besser ist es, neue Werke zu kreieren und die dann auch auf natürliche Weise zu diversifizieren >(Ich nehm gern "The Boys" als Beispiel, divers as fuck und saugeil).

The Boys ist ein ganz shlechtes Beispiel! Stormfront, Neumann, Stillwell waren im Comic nämlich Männer und A-Train war *Trommelwirbel* Weiß.

>In MotU Man-At-Arms schwarz zu machen oder Dragon Age The Veilguard mit der Suche nach der sexuellen Identität zu "bereichern" macht genauso wenig Sinn wie "The Sims" zu nem blutigen Top-Down-Shooter umzumodeln oder in "Sex & the City" Wrestling einzubauen.

Während ich viele Dinge auch nicht super finde, besonderen wenn es sich erzwungen oder künstlich anfühlt, muss ich hier leider sagen, dass die Aufregung über ein Casting (Gerücht!?) genau das ist, was den ganzen Diskurs kaputt macht.

Du weißt ja selber gerade nicht was dich wirklich aufregt, denn schließlich feierst du The Boys obwohl die dort genau das selbe gemacht haben wie hier angeblich mit Idris Elba getan wird.


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>2. "Alter weißer Mann" ist eine bekackte Pauschalisierung von Edgelords,


>und wer dieses Narrativ übernimmt, spricht der Gruppe der alten, weißen Männer die Individualität ab.

Unsere Welt wurde seit Jahrtausenden von alten weißen Männern regiert und mehr ist damit nicht gemeint. Wer sich von dieser Tatsache angegriffen fühlt, kapiert einfach nicht, dass damit niemals alle lebenden oder bereits gestorbenen alte weißen Männer gemeint sind.

"Denk mal drüber nach" warum ein Bernie Sanders, meines wissens nach sehr alt und sehr weiß, gerade unter progressiven linken und woken Menschen so gefeiert wird!


>Diese Gruppe ist hinsichtlich ihrer Einstellungen und Denkweisen genauso divers wie jede andere Gruppe. Prove me wrong.

Wer hat den jemals das Gegenteil behauptet?

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>3. Großen US-Konzernen ihre augenscheinlich ehrbaren Motive einfach abzunehmen, ohne sie zu hinterfragen, halte ich für naiv.


Richtig, aber Andersrum gilt das doch genau so. Es gibt kein Schwarz/Weiß in dem Hinblick und jeder der jetzt "pauschal" jedes "nicht komforme" Casting gleich erst mal zu 100% ablehnt, weil es ja "Woke" ist, steht dann für mich mindestens auf der selben Stufe wie die naiven wenn es um die Bewertung ihrer intelligenz geht.

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>4. Diesen Kulturkampf kann weder die eine noch die andere Seite gewinnen. Es gibt keinen Sieg. Das einzige, was man machen kann, ist, ihn zu entschärfen, indem man ALLEN daran beteiligten Parteien Respekt zeigt.


Wo genau ist ein Besetzung einer Nebenfigur mit einem schwarzen Schauspieler respektlos und wem gegenüber und welchen Kulturkampf fördert ein Casting?

Da gibt's in Wirklichkeit keinen Kulturkampf, denn ein tatsächlicher Kampf würde ja mindetens zwei Parteien erfordern. Bei solchen Castings meckern aber vorrangig erst mal die am lautesten die in allem eine (böse) absicht sehen.

Ich sehe hier nur einen Schauspieler der eine Rolle in einer Adaption zu einem kurzzeitig gehypten und fast vergessenen Trendspielzeug bekommt. Klar, die Produzenten, Regisseur und Casting Directors können sich gedacht haben, dass sie ein diverses Casting "brauchen" damit der Film ne Chance hat erfolgreich zu sein, aber diversität an sich ist ja erst mal ne gute Sache, also ist es auch vollkommen scheiß egal, ob die da Asiaten, Schwarze, Araber, Juden oder sonst was für alle Rollen besetzen. Selbes gilt auch für die Sexualitäten der Menschen.

Das eigentliche Problem an "Wokeness" was ich sehe, ist, wenn diese neue diverse Ausrichtung plötzlich auch in dem Endprodukt zum Thema wird. Wenn also Men-at-Arms plötzlich nicht mehr General wäre, sondern Gangster in Eternia Slum und Drogen verkauft und das nur weil der Vater von Prinz Adam ein Trumpist ist, während Skeletor nur Böse geworden ist weil seine Krankenversicherung die OP nach einem schlimmen Verkehrsunfall nicht zahlen wollte.

Medien sind für viele Eskapismus und dienen zur Ablenkung von solchen Geschichten und auch ich will ich nicht in Fantasy, Sci-Fi & Co daran erinnert werden das draußen gerade die Welt den Bach runter geht. Wenn ich das will guck ich ein Drama, was ich auch oft genug mache und da gibt's mehr als genug Filme die Probleme marginalisierter Gruppen hundert mal gefühlvoller und authentischer erzählen können, als eine fiktive Figur, die ein einer fiktiven Welt mit fiktiven Problemen plötzlich Menschen korrigiert die unabsichtlich falsche Pronomen benutzen.

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>5. Wer's immer noch nicht gerafft hat, sollte in die USA schauen, wo dieser Kulturkampf ja die wildesten Blüten getrieben hat. Haltet ihr es wirklich für hilfreich, Leute zu spalten anstatt sie zusammenzubringen?


Befeuert von den Rechten und anstatt das Spiel nicht mitzuspielen, weil zu dumm, sind die linken auf den Zug mit aufgesprungen.

Ich frage mich bei solchen "Konflikten" immer wer von den beteiligten am meisten davon profitiert und wer am meisten zu verlieren hat und während ich ganz genau weiß, dass, während es links bestimmt nicht alles gut gelaufen ist, eben weil sie auf Provokation voll einsteigen und irgendwie immer noch ein dümmeren progressiveren Satz drauf setzen müssen, der narrativ, dass man sich als weißer CIS Mensch sorgen machen muss seine Rechte zu verlieren, eine riesige Desinformationskampgne der immer mehr erstarkenden neuen Rechten ist.

Vor gerade mal 20 Jahren galt es nämlich noch als Kontrovers wenn ein Schwarzer eine Weiße in einem Film küsst und die selben Leute die das nicht sehen wollen, sitzen halt irgendwo und Arbeiten massiv daran, dass wir uns 100 Jahre zurück entwickeln, also wieder zu einer Zeit leben in der vermehrt weiße alte und privilegierte Männer sich noch ordentlich Schminken durften und in Filmen alles gespielt haben, egal ob schwarze, asiaten oder sogar Frauen.


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>6. You don't have to be so openminded that your brain falls out.


Der Spruch ist in seinen Ursprüngen übrigens so gemeint, dass man als offener Mensch nicht so naiv sein sollte, Meinungen und Ideen (die einem Schaden können?) langfristig in seinem Hirn verweilen zu lassen. Man sollte also nicht alles blind übernehmen was einem als die Wahrheit über unser System "verkauft" wird. Eine gesunde Skepsis hilft also nicht nur bei der Wahrnehmung sondern auch bei der Verarbeitung und Einordnung von Ideen und Ansichten. Man muss immer die Spreu vom Weizen zu trennen.

Denn während sich auf der einen Seite einige von irgendeinem "Woke-Mind-Virus" anstecken lassen kann, lassen sich auf der anderen Seite auch vom "Incelvirus" anstecken. Welche Schlimmer sind kann jeder für sich entscheiden aber beite Seiten sehen mehr als oft einen Feind, wo eigentlich keiner ist und pauschalisieren mindestens genau so bekloppt, wie diejenigen denen sie ihre pauschalisierung vorhalten.

Wer wirklich angefangen hat weiß ich nicht und
deswegen sollte man niemals, besonders wenn man sich selbst als "openminded" sieht, einfach und weil man vielleicht gerade unzufrieden ist mir der eigenen "Basis", blind den anderen mehr Vertrauen schenken. Besonders nicht denjenigen, die einen ja angeblich soooooo gut "verstehen".  

>
>Ich hoffe, dass ich damit ein paar Denkanstöße geben konnte. Und wenn nicht, dann halt nicht.


Ich hab echt einige Tage überlegt, was ich Antworte, weil wir ja erst vor kurzem recht konstruktiv unter anderem über "forced diversity" gesprochen haben, die ich ja auch kritisiere und mir massiv auf die Nerven geht.

Ich persönlich meinte damit aber keineswegs allgemeine Besetzungen für irgendwelche Rollen für irgendein Nostalgie Produkt, weil das nämlich scheiß egal ist.

Eigentlich müsste ich deinem Post auch viel häufiger widersprechen, als ich jetzt am Ende getan hab. ;)

> Bleibt dann eben bei eurer Einstellung, dass man diesen Kulturkampf gewinnen muss, anstatt ihn aufzulösen.

Es wird über einige Jahre hinweg irgendwann zur Auflösung kommen, denn aufgeben ist nicht die richtige Option und deiner Definition weiter oben nach sollte man damit aufgeben alles alte und bereits etablierte zu "modernisieren" oder zu verändern. Somit haste aber mal einfach mehrere tausend Jahre Literaturgeschichte als Verbotszone für Adaptionen und Anpassungen deklariert.

>
>Gez. ein alter weißer Mann, dessen Meinung in der Regel nur vorläufig ist und der weiterhin offen für einen Diskurs ist.


Du bist kein und wirst auch nie ein alter weißer Mann sein! ;)


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