Thema:
Re:Inklusive gerne - aber umfänglich - my take flat
Autor: magus
Datum:04.11.24 12:54
Antwort auf:Re:Inklusive gerne - aber umfänglich - my take von thestraightedge

>>Hautfarben sind aber den Regionen der Erde aus denen die humanoiden stammen und der Evolution geschuldet und wenn die Fantasiewelt z.B. auf einem Eisplanet spielt, dann kann es da keine dunklen Hautfarben geben.
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>Kann es nicht geben? In einer Fantasie-Welt?


Glaubhafte Fantasiewelten leben davon dass sie in sich logisch sind. Wenn also jemand seine Geschichte auf einem Eisplaneten spielen lassen will, auf dem er es für richtig empfindet, dass dort eben die Evolution keine dunklen Hautpigmente für nötig betrachtet hat, dann sollte man da micht auf teufel komm raus etwas reinpressen.

Das spielt aber nur eine Rolle bei etablierten Welten. Bei neuen achten die meisten ja schon von selbst auf Diversität und somit wird man in 100 Jahren nicht mehr drüber sprechen.

>Das ist aber ein bisschen absurd. Da spielt man SciFi auf einem Eisplaneten, es gibt womöglich Trolle, Eiswölfe, Raumschiffe und Aliens - aber POCs solls nicht geben weil nicht korrekt?

POCs kann es immer geben und überall, aber die Lore sollte es auch erklären können. Es sollte also dem Erschaffer der Welt überlassen bleiben, was er sich für seine Welt vorstellt und nicht irgendwelchen sozialen konstrukten aus der Realität unterliegen, nur weil irgendwer darauf besteht damit derjenige sich besser fühlen kann.

>Gerade in solchen Beispielen sollte es doch klar sein, dass es kaum Grenzen geben sollte. Wer sagt denn, dass sich das Leben dort nicht anders entwickelt hat, und dunkle Hautfarbe vor Frost schützt, oder es Migration von anderen Planeten gegeben hat?

Genau das ist mein Punkt: wenn der Erschaffer einer Welt für sich entscheidet, dass die Menschen dort aus irgendwelchen Gründen eine Farbe haben und es dann in seiner eigenen Fantasie sogar begründen kann, dann ist das super World Building. Wenn jetzt aber ein CEO oder Diversity Manager einfach entscheidet diese Welt nach seinen Wünschen umzugestalten ohne die Konsequenzen (Logik der Fantasiewelt) zu berücksichtigen bekommen wir etwas das wie Fremdkörper wirken und damit ist niemandem geholfen und man macht sich unnötig angreifbar.

Was ich also meine: Von mir aus, kann das ganze Auenland nur noch von POC Hobbits bewohnt werden, wenn man zusätzlich sich noch eine wenigstens halbwegs gute Erklärung einfallen lässt. Wenn man aber stattdessen einfach jemanden "reinklatscht" und keine Antwort liefert, fordert man die Leute ja quasi dazu auf sich selbst eine Antwort zu liefern.

Bei Rings of Power war die suche nach einer eigenen Antwort IMHO auch recht einfach, weil es ja bereits dunkelhäutige Menschen und Halbelben unter Tolkien gab. Weswegen ich auch keineswegs einer bin, der sich auch nur eine sekunde daran gestört hat.

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>Da wäre es ja fast unwahrscheinlicher / unrealistischer, wenn man ein Mafia-Epos aus den 40ern in Shanghai spielt und dort der Mafiaboss eine weibliche Figur mit schwarzer Hautfarbe wäre.


Genau. Es wirkt sonst unrealistisch und ja ich weiß, dass das Paradox klingt, weil wir von Fantasiewelten schreiben, aber jeder hat da seine eigenen Vorstellungen und wir hier in einem Nerdforum, die sich schon Jahrzehnte in Fantasiewelten rumtreiben, wissen doch ganz genau wie schnell uns, jetzt mal unabhängig von Ethnien und Hautfarben, etwas stören oder rausreißen kann. Egal ob die Leute Matrix Reloaded Kacke fanden weil Neo fliegen kann oder in einem Fatansy JRPG ein Problem damit haben dass man im letzten Akt plötzlich zum Mond fliegt.

Es gab nicht umsonst immer wieder in den letzten Jahren jedes mal einen riesen Aufschrei, wenn sich besonders neue Autoren rausgenommen haben etablierte Regeln und Sagen mit Füßen zu treten und sich einfach was neues auszudenken, ohne sich Gedanken zu machen, es auch in die bestehende Lore einzubinden.

Und es ist ja nicht so, dass ich oder die ganzen Leute die sich aufregen solche Konzepte erfunden haben oder wir das erst seit neustem Erfahren. Suspension of Disbelief wurde schon vor 200 Jahren von Philosophen Samuel Taylor Coleridge thematisiert als die Leute nur Theater und Lagerfeuer Geschichten hatten und schon damals hat man erkannt, dass es ein schmaler grat ist zwischen glaubwürdiger und unglaubwürdiger Fiktion. In diesem zusammenhang ist auch das vielseits zitierte Kanon kein Konzept der moderne oder irgendwelcher Alt-Right Spackos, sondern so alt wie die Bibel. Stichwort Bibelkanon. Alles der Kirche nach unglaubwürdige wurde rausgestrichen, damit es den Leuten leichter zu vermitteln ist. Selbes im Evangelium, wo auch vieles entfernt wurde, was dem Glaubem widerspricht.

Es liegt also in der menschlichen Natur sich auf etwas einzulassen weil man daran glauben kann oder es abzulehnen, wenn es unglaubwürdig ist und genau so gab es immer sowas wie "Wächter" die diesen Kanon beschützt haben. Im Falle der Kirche sogar mit Gewalt.

Darum geht es den meisten die sich heutzutage an sowas wie schwarzen Elfen stören und damit kommen wir wieder zum eigentlichen Thema des Astes.

Statt sich drüber zu unterhalten, warum etwas Sinn macht oder unlogisch ist, wird man gleich für bekloppt oder schlimmer rassistisch oder sonst was erklärt nur weil man sich etwas nicht vorstellen kann, weil es einem die Welt ab als unglaubwürdig erscheinen lässt.

Das hat früher noch in den seltensten Fällen mit z.B. Rassismus (um beim schwarzen Elfen zu bleiben) zu tun gehabt wenn es um reine Fiktion geht, sondern häufig nur mit der etablierten Logik einer Welt. Heutzutage, wird das Thema halt mit Kusshand von rechten Bewegungen aufgegriffen, weil auf der anderen Seite die Moral über allem steht und eine gesunde Auseinandersetzung nicht mehr möglich scheint. Obwohl unsere Geschichte eigentlich klar machen sollte, dass es quasi in unserer Natur verankert ist.


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