Thema:
Re:Exakt flat
Autor: Pfombo
Datum:04.11.24 12:34
Antwort auf:Re:Exakt von thestraightedge

>>Aber wehe man kritisiert The Acolyte für seine Holzhammer diversität, die mich persönlich aus den Stories rausreißt, dann ist man gleich ein Alt-Right Incel Spacko und wird gleich in eine Ecke gedrängt in die man gar nicht nicht reingehört. Man kritisiert ja nicht das was, sondern das wie.
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>Das Ding ist: die meisten sehen einfach nur eine weiblich dominierte Cast mit Hexenzirkel. Eben eine Facette von SW, wie schon tausende andere vorher ergänzt und erzählt worden. Mal mit Fokus auf Männer, mal mit Fokus auf Aliens. Nun halt Frauen und Kinder. Unabhängig davon, dass die Serie einfach mies geschrieben und inszeniert war.
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>Das wäre nicht einmal erwähnenswert. Das Problem sind und haben die Menschen, die wegen allerlei geschlechtlicher Banalitäten oder eben mal einer Serie mit mehr Frauen statt Männern direkt den "Woke Wahn"-wittern und damit reddit und Co. fluten, sich zu Downvote-Wars verabreden usw.
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>Es ist vielmehr Beleg für die kaputten Seegewohnheiten aus der Vergangenheit, was Frauen, LGBTQ, POC usw. angeht, wenn einen sowas in Wallung versetzt. Aber jo, gabs ja in zig Ausprägungen, und Wandel tut halt manchmal weh. Da wagt Marvel es, ein an afrikanische Völker angelehnte Filmreihe namens Black Panther zu portraitieren, und zack, gabs Klassenkeile á la "Woke Wakanda" usw., obwohl der Comic 1966 debütierte.


Da kommen wir zum Thema der sozialen Prägung. In sehr liberalen progressiven Kreisen gibts ja auch die These, dass Kinder schon ganz früh entsprechend ihres körperlichen Geschlechts beeinflusst werden, das typische "Jungs blau, Mädchen pink"-Ding. Es gab mal so'n Clip, wo ganz linke Eltern ihrem kleinen Sohn Puppen und Autos hingelegt haben und ihm komplette Wahlfreiheit bei der Klamottenwahl ließen. Den Clip fand ich damals ganz schlimm, aber im Grunde ist es imo so, dass das Kind durchaus einfach von sich aus entscheiden soll, was es mag, und rückblickend is das wohl okay gewesen, keine Ahnung.
Gleichzeitig glaub ich aber auch nicht, dass man sich ZU SEHR hinterfragen sollte. Ich hab als Kind zum Beispiel ganz von alleine die Masters Figuren bei meinem Freund damals megageil gefunden, krasse Muckis, Monster, Schwerter, Gut gegen Böse. Und meine Eltern wollten die mir erst nich kaufen. Ich mochte auch früh Autos, mein Lieblings-Matchbox-Auto war ein gelber Pickup-Truck mit fetten Reifen, weil der so aussah wie der von Colt Seavers. Wenn ich diese kindliche Freude hinterfrage: "Hm, mag ich das wirklich oder hat mir nur jemand gesagt, dass ich das mögen muss?", ja dann hinterfrag ich ja alles was ich bin!! Nee, ohne mich, dann verleugne ich mich.

Es ist voll okay, wenn man in Warhammer 40k Space Marine 2 Horden von Aliens für den Imperator zerlegt. Ich bin 1 krasser Fucker in Servorüstung, let's rock!! Und es ist auch voll okay, eine Star Wars Serie mit zu vielen Powerfrauen, die sich gegen das sogenannte Patriachat auflehnen, kacke zu finden. Vor allem, wenn Star Wars draufsteht, jenes Franchise, wo von Anfang an ne Powerfrau am Start war, die die Rebellion angeführt hat und die gleichberechtigt mit Männern gekämpft hat. Du kritisierst oben nur die extremen Meinungen, die ohne Zwischentöne. Und deine Auffassung scheint zu sein, dass es voll okay is, maskulin ausgerichtete Unterhaltungswerke zu verdammen oder zumindest überkritisch zu sehen. Ich seh das nicht so, die Hardcore-Feministen sind genauso unsensibel wie nerdy dudes oder crying manbabies. Das eine zu fördern heißt nicht gleich das andere schlechtzureden. Dadurch kommt doch erst der Clash!

Soweit ich weiß, kam Black Panther bei den POC richtig gut an, die freuten sich mega, mal einen guten, fetten MarvelFilm von und für ihre Community zu haben. Wie gesagt, nur irgendwo gehört. Das dann zu haten ist auf jeden Fall rassistische Scheiße.

Aber zB Yasuke zum Helden in AC Shadows zu machen, fanden auch manche POCs nich so gut nachvollziehbar. Die AC Shadows Debatte hab ich nie verstanden, da dachte ich auch "Über was regen die sich denn auf, is doch scheißegal, Yasuke gabs doch wirklich, haltet die Fresse". Aber naja, es ging auch vielen eher um diese falsche, unechte Corporate Wokeness von Ubisoft, dem internationalen Multimillionenkonzern, der ja wohl mal ganz offensichtlich Bock auf Geld durch Microtransactions, Season Passes und Special Editions hat, und der sich nicht zu Schade ist, seine Kühe totzumelken und Trends hinterherzuhumpeln.

Noch ne Idee: Sex and the City is meines Wissens nach schon sehr auf feminines Publikum ausgerichtet, oder? Frauen wollen Frauen zuschauen, die Plaudern, über Sex reden, Shoppen, bisschen Drama haben, Männerwitze machen etc keine Ahnung, hab das nie gesehen, aber ich glaub schon, dass das recht klar definierte Gruppe von Frauen anspricht. Jetzt stellen wir uns mal "Sex and the City: The Acolyte" vor, in der Frauen nur ne Nebenrolle spielen als Sekretärin, Putzfrau, Beziehungsprobleme gar kein Thema sind und die Männer... keine Ahnung... MMA-Fights bestreiten oder sowas. Da würde die Zielgruppe doch auch sagen "Was soll die Scheiße!? Seid ihr dumm?" Klar, schauen muss man's dann nicht. Aber es ist eine gewisse Missachtung der ursprünglichen Zielgruppe.

Kunst ist meiner Meinung nach eine indirekte Kommunikation zwischen dem Schöpfer und dem Rezipienten. Das is bei Musik, bei Filmen und bei Büchern so, und das ist auch bei Spielen so. Das Monster Hunter Team sagt mir durch seine Spiele "Schau, so stellen wir uns Monster vor, wir geben uns ganz viel Mühe mit den Animationen damit das wuchtig aussieht, wir haben uns Gedanken zu den Waffen und den Moves gemacht, das finden wir richtig gut, da haben wir Bock drauf. Wer findet das noch gut?" - und dann meldet sich Pfombo zurück und sagt "Ja, hallo, ich finde das alles genauso gut wie ihr! Ich liebe es, mein 2-Tonnen-Großschwert auf den Nergigante runterzusmashen! Ihr sprecht mich im wahrsten Sinne des Wortes an! Ich bin Fan von euch!"

Diese Kommunikation haben Vielguard und The Acolyte gestört. Diese Werke haben einem Teil ihrer ehemaligen Fans gesagt "Wir möchten euch nicht mehr ansprechen. Wir möchten jemand anderes ansprechen, deal with it." Und naja, das ist jetzt auch wieder zu extrem ausgedrückt. NATÜRLICH können auch alte Fans von DA oder Star Wars diese beiden Werke gut finden, selbst wenn sich die Ansprache leicht geändert hat. Ignorieren kann man diesen teilweisen Kommunikationsabbruch aber auch nicht.

Eins will ich noch was zu nem oberen Satz von dir sagen: Wandel tut nun mal weh. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich bin mir sogar sicher, dass Wandel auch sanft und behutsam sein kann. Und gleichzeitig sollte man auch genauer hinschauen, wo Wandel überhaupt WIRKLICH nötig ist.


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