Thema:
Übel flat
Autor: Jassi
Datum:20.10.24 16:42
Antwort auf:The Acolyte - Star Wars [Disney +] von waldmeister

Puh, "The Acolyte" dürfte mit Ausnahme von der zweiten "Picard"-Staffel das mieseste gewesen sein, was ich seit langem gesehen habe. Selbst die erste Staffel der LotR-Serie war da nicht soooo schlimm.


So waren die bereits die ersten beiden Folgen handwerklich ein Graus. Allein Exposition: eien Figur erzählt der anderen was diese bereits über sich selber weiß!

"Ey Manni, du weisst doch, dass deine Mutter Elisabeth heisst und im EDEKA in der Busnenstrasse arbeitet."


Über die dritte Folge sich lustig zu machen ist dann wirklich zu einfach, weshalb ich dan auch nicht weiter darauf eindreschen will. Zumindest nicht auf das Offensichtliche. Eigentlich bestand hier sogar die Hoffnung, dass man hier Oshas/Maes Perspektive nutzt und sie als "unzuverlässigen Erzähler" bebraucht.


In der Erzähltheorie gibt es den Begriff der Fokalisierung:
[https://de.wikipedia.org/wiki/Fokalisierung]

Bei der Nullfokalisierung kennt der allwissende Erzähler Innenleben der Figur und auch was die Figurnicht weiß.

Bei der internen Fokalisierung wird quasi als POV+ aus der Sicht bzw. dem Innenleben der Figur erzählt.


Es wäre also durchaus interessant gewesen, wenn sich in Folge 7 durch einen Perspektivwechsel vieles als anders herausgestellt hätte. Doch ausgerechnet diese Folge war dann wirklich der Abschuss der kompletten Serie. Anfangs bin ich zumindest nicht aus dem Kopfschüttlen herausgekommen, aber als Torben auf urplötzlich auf seinen Biker-Gleiter draufhoppst und davonbraust, war ich schallend am lachen. Hatte nicht "Trinity" in der Szene davor Master Sol erklärt, wieso er keinen Padawan hat und sie schon.


Wie sich die Drehbuchschreiber immer alles zurechtgeschriebn haben war hanebüchen, aber in Folge 7 wurde es echt vogelwild. In der einen Sekunde kann Sol über hunderte von Metern Gedanken lesen und kaum steht jemand gegenüber...da passt es nicht?

Und was war mit dem erhofften Perspektivwechel? Pustekuchen...es wurde im Prinzip alles nochmal wiederholt!
Wie ich schon schrieb: Es ist zu einfach sich über die Serie lustig zu machen bzw. auf die handwerklichen Mägel einzudreschen.



Stattdessen möchte ich mich lieber dem "kulturkämpferischem" Aspekt hinzuwenden, da diesbezüglich schon ein paar interessante Sachen zu beobachten gab.


Als ich den Trailer damals sah, war mein erster Gedanke beim Anblick der Frisuren der schwarzen Schaupieler: Rick James (Mae/Osha), Erykah Badu (Mother Aniseya), Killmonger (Yord). Alle drei hatten nennen wir es mal - "urbane" Frisuren, für Star Wars ziemlich untypisch, da hier seit Prinzessin Lea schon immer die wildesten Kreationen zum Vorschein kamen. (Bei der Jedisuchtruppe in der achten Folge galt diese Regel auch wieder)


Doch wieso komme ich auf die diese "haarsträubende" Idee daraus ein Politikum zu machen? Naja, ich wurde darauf durch die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichieals aufmerksam gemacht als ich ihren Roman "Americanah" gelesen habe.

[https://de.wikipedia.org/wiki/Americanah]

„Weiße Freundin und ich sind Groupies von Michelle Obama. Neulich sagte ich zu ihr, dass ich mich frage, ob Michelle Obama sich Haare habe einflechten lassen, ihr Haar sehe heute voller aus und die ganze Hitze jeden Tag müsse das Haar ja geschädigt haben. Und sie sagt – Du meinst, ihr Haar wächst nicht so? So, bin ich das oder ist das nicht die perfekte Metapher für Rassismus hier in Amerika? Haare. Jemals über diese Shows nachgedacht, wo sie im Fernsehen jemanden komplett überholen: Wie die schwarzen Frauen im hässlichen „Vorher“-Foto immer natürliches Haar haben (kraus, kruschelig, drahtig verdreht oder lockig) und im niedlichen „Nachher“-Foto ihnen jemand mit einem heißen Eisen die Haare glatt gebügelt hat? Und wie einige schwarze Frauen, egal ob Afroamerikanerinnen oder eingewanderte Afrikanerinnen, eher nackt durch die Straße laufen würden als sich öffentlich mit ihrem natürlichen Haar zu zeigen? Weil es ja nicht professionell, kultiviert, was auch immer, jedenfalls weil es nicht normal ist.“


Natürlich ist sich iGg. zu mir der stets weltoffene Maniac-User dessen schon immer bewusst gewesen. (BTW hier ein etwas variierter Bechdel-Test: Könnt ihr einen Künstler (Schauspielerin, Maler etc.) aus Afrika/Südamerika/Zentralasien benennen, der nichts mit Hollywood zu tun hat? Oder zumindest eine osteuropäische Serie?

Für mich war aber damals dieses "Black haircut matters!" ein sehr interessanter - wenn nicht gar augenöffnender - Gedanke.


Wenn man sich jetzt obendrein noch anschaut wie einfach sämtliche männliche Figuren iGg. zu den weiblichen dargestellt wurden (man vergleiche Super-Padawan Jecki Lon mit Trottel-Jedi Yord), dann macht man es sich zu einfach, wenn man die durchaus zahlreichen Kommentare aus den dunkelsten brauen Ecken hervorholt, um damit die jegliche berechtigte Kritik zu übertünchen.


Und wenn man dann wie Amandla Stenberg nur noch Buzzwords rausfeuert, dann wird's doch arg panne. (Sie ist halt jung) Aber ich will da lieber diese Dame hier sprechen lassen:

[https://www.youtube.com/watch?v=a0WkukFPZWw]


Ich habe echt nicht schlecht gestaunt als ich erfahren habe, dass ihr Vater Däne ist und sie alles andere als in unpriviligierten Verhältnissen aufgewachsen ist.

[https://sanctuaryfilmfestival.com/amandla-stenberg-father-tom-net-worth/]



Ja, habe ich denn überhaupt was Gutes über die Serie zu sagen? Die Kämpfe waren doch super?

Mh, als Kampsportler habe 'ne Aversion, wenn ich solche neumodischen fancy Moves wie 'ne "Flying Armbar" aus dem Brazilain Jiu-Jitsu oder Grappling sehe. Die sind für mich echte Immersionskiller. Ich will sowas auch in anderen Epochenfilmen nihct sehen.

[https://64.media.tumblr.com/4b1b6013e0ac423c6c7eba9d22ee4a8e/tumblr_n7p3rk6BZG1ry1rm7o2_400.gif]

[https://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=462436650.gif]

Auch Oshas Ellenbogentechniken gegen Stase-Torben fand ich daneben. Aber das ist wie gesaght wirklich 'n persönliches Ding.


Und den Kampf Osha vs Mae konnte ich mir beim besten Willen nicht schönsaufen.


Wenn ich irgendwas loben müsste, dann die Schauspielleistung von Manny Jacinto.


"Ja, wenn's dir nicht gefällt das brauchste es doch nicht zu schauen" werden mir jetzt einige von euch sicher entgegnen wollen. Aber ich ziehe mir gerne auch mal eine schlechten Film rein, da die Kritiken, Reviews und Diskussionen das für mich eigentlich spannende sind. Eventuell zeigt mir eine andere Perspektive was mir entgangen ist.


Zum anderen wollte ich aber auch wissen wieviel schlechter ein(e) Star Wars-Film/-Serie noch werden musste, dass selbst HC-Fans sagen: Mh, was war jetz nicht so prickelnd. "The Acolyte" scheint es geschafft zu haben, zumindest teilweise.


Einzelne verhalten sich da aber leider immer noch wie die Mädels im folgendem Video:

[https://www.youtube.com/watch?v=4keFND6m-Jk&t=17s]


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