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| Autor: | Jassi | ||
| Datum: | 31.03.24 17:14 | ||
| Antwort auf: | Poor Things - (Yorgos Lanthimos) [Film] von sad | ||
...zum Schluss war ich dann doch wieder mit dem Film versöhnt. Vorneweg: Der Oscar für Mark Ruffalo ist ein Witz, da liefern Dafoe und Youssef eine weitaus bessere Performance ab. Aber überdreht, durchgeknallt, behindert gewinnt nun mal seit Jahren die Oscars. Auch Emma Stones Schauspiel hat mich - zumindest anfangs - nicht überzeugt. "Poor Things" ist ein durch und durch feministischer Film und dies auf eine wohltuende Weise. Ist man gar nicht mehr gewohnt heute. Wir sehen zu Anfang wie sie als "fish out of water" (das wird als sie später im Film nochmal an der Brücke steht explizit gezeigt!) die Welt und auch sich kennen und verstehen lernt. Der Wechsel der domnierenden Farben legt das ganz klar dar: schwarzweiß - (blau) - gelb - "Winter" - bunt. Die Prämisse ist wirklich nicht uninteressant. Ein kindlicher Geist steckt in einem erwachsenem Körper und ist somit frei von jeglicher pädagogischer Prägung. Stones Bewwgungen ergaben für mich iGg. zu ihrer/-m Sprache/Sprechen keinen Sinn. Ich würde zu gern wissen was das darstellen sollte. Sowohl Dafoe als anfangs noch rein wissenschaftlich-rationaler Gott-Vater und der unschuldige Assistenzarzt können sich Bellas Sexualität nicht in Gänze entziehen und dies wird auch thematisiert. (Eine Viagra entspricht also dem Stromverbrauch von Nord London). Dass Bella ihre eigene Sexualität entdeckt ist wie ich just gestern(!) dank Dr. House S02E21 ist für Kleinkinder nichts ungwöhnliches. Kein Wunder also, dass Bella mit ihrem erwachsenem Körper dranbleibt. Nach schon zwanzig Miuten wollte ich den Film "pausieren" und hab das dann nach einer Stunde auch gemacht. Zu vieles missfiel bis dahin an diesem Film. Also springen wir gleich auf's Schiff wo Bella mit dem schmierigsten aller schmierigen Männer gelandet - einem Anwalt. Wobei noch kurz angemerkt werden muss, dass dies nur dank der väterlichen Gefühle möglich war, die bei GODwin Baxter Einzug hielten und bei seinem Vater selbst nicht vorhanden waren. Frei von jeglicher einengenden Moral (Nietzsche wäre stolz auf sie) Es ist wirklich ein ganz klassisches Bild was hier aufgegriffen, dazu muss man auch keinen Goethe ("Faust") gelesen haben oder "Narziß und Goldmund" oder Thomas Manns "Der Zauberberg", wo Hans Castorp zwischen Settembrini und Naphta hin- und hergerissen wird. Es langt auch sich sich das obige Pärchen als Engel links und Teufel rechts vorzustellen, wobei der schwarze Mephisto Bella die wahre Unterwelt zeigt. Schon in Lissabon entdeckte Bella auf ihrem Soloausflug die Spannbreite von Kunst (singende Dame auf dem Balkon) zu menschlichen Emotionen (streitendes, eifersüchtiges Paar), hier - vom alexandrinischen Turm herab - wird ihr bewußt auf was ihr bisheriges Dasein fußt. Mit der zerstörten Treppe ist auch gewährleistet, das weder Auf- noch Abstieg möglich ist. Zurück in ihrer Kabine verdeutlich ein seinen Rausch ausschlafender auf Kasino(kapitalismus)geld gebetteter Ruffalo noch mehr den Gegensatz zu dem von ihr gerade gesehenem. Im verschneitem Paris (ihre dunkle Periode in weiß) sich der sozialen Kälte und ökonomischen Frage bewusst, muss sie eine Anwort auf letztere finden. Auch hier wieder ein Klassiker: Immerhin freundet sich die eminzipatorische Bella mit linken Ideen an - in Form einer sozialistischen "lesbischen" schwarzen Frau. Treffend! Zurück in London stellt sich die innerlich gereifte (jetzt sind alle Farben da) Bella ihrer Vergangenheit. Sie ist entsetzt über die strunzdumme Bella 2 und der Kreis scheint sich zu schließen als zu ihrem "Geburtsort" geht - der Brücke - und von da auf die "fish out of water" blickt. Hier scheint sich alles zum Guten zu wenden. Sie verzeiht ihrem "Vater", welcher von seiner wissenschaftlichen Rationalität durch sie geläutert ihr zur Leidenschaft rät. Selbst ihr Bodycount ist für den Ehemann in spe kein Problem. Zugegebenermaßen wollte er schon damals an ihre Wäsche, dennoch...."It's your body", sagt er und somit meint er natürlich auch "your choice". Für die einen ist er damit begrüßenswert positv und für die anderen ein SIMP. Alles andere als simpig ist dann das Auftreten ihres früheren Ehemannes, dessen Darstellung plakativer kaum sein könnte: Die Orden stolz an der Brust tragend und jeden Befehl sofort mit bewaffneter Gewalt durchsetzend und obendrein auch ein Sadist, der zum Spaß seinem Hund befiehlt die Haushälterin in den Arm zu beißen. (Das ist der Grund für ihren Gipsverband) Und als ab das nicht reichen würde: Weibliche Genitalverstümmelung und Femizid incoming! Kein Wunder also, dass sich Bella seines männlichen Hirns entledigt und wir verbelieben mit folgendem Abschlussbild: Eine lesende und somit sich bildende Bella Seite an Seite mit ihrer intersektionalen Freundin, ihr sie respektierender Freund in gebührlichem Abstand, der alt-right Ziegengeneral und somit das Patriachart auf allen Vieren kreichend und selbst die nicht mehr ganz so strunzdumme Bella 2 steigt die Treppe hinauf. Joah, ab dem Schiff bzw. nach Lissabon konnte ich dem Film und Stones Schaupiel wieder was abgewinnen und wie man sieht kann man doch einiges (an "gutem" Feminismus) aus dem Film rausholen, sodass ich mit dem Film am Schluss ganz versöhnt war, ihn aber nicht auf so'n hohes Podest stellen würde wie wahrscheinlich viele andere. Was man dem Film noch vorhalten muss, dass er sich zu sehr auf Sexualität konzentriert. Trotzdem ist es ein himmelweiter Unterschied zu sowas wie dem hier: [https://www.youtube.com/watch?v=CBqlDWHkdHk] |
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