Thema:
Nach 3 Sichtungen: ein toller Film, mit großem Aber flat
Autor: TroyMcClure
Datum:18.03.24 12:24
Antwort auf:Dune: Part Two [Film] von Fred LaBosch

Vorab: in diesem Text wird es keine Spoilertags geben, weder zu beiden Filmen, noch zum Buch Dune oder Dune Messiah. Weiterlesen auf eigene Gefahr.

Hab den Film jetzt drei Mal im Kino geschaut, das letzte Mal in IMAX. Um das direkt aus dem Weg zu räumen: die IMAX-Erfahrung war unterwältigend. Keine Ahnung, ob das daran lag, dass die normalen Kinos hier in Madrid auch gut sind oder das besagte IMAX-Kino einfach nicht so dolle. Ja, die Leinwand war groß, aber ansonsten war es irgendwie nahezu dasselbe und keine komplett andere Erfahrung.

Ich hatte mich weiter unten im Thread schon darüber ausgelassen, dass ich nach dem ersten Kinobesuch extrem enttäuscht war. Das lag daran, dass ich mit turmhohen Erwartungen in den Film gegangen bin. Dune Part 1 ist für mich der beste Film aller Zeiten und hat damit nach 27 Jahren Pulp Fiction auf meiner persönlichen Rangliste abgelöst. Dune ist für mich das beste und wichtigste Unterhaltungs-Franchise der Welt - höher anzusiedeln als alle Videospiel-, Film- oder Serien-Franchises. Hab letztens mal drüber nachgedacht mein M!-Profil upzudaten, es dann aber gelassen. Selbst da ist Dune schon aufgelistet bei meinem letzten Update von 2013 - weit vor dem jetzigen Hype. Ja, man kann sagen, dass Dune mir schon recht viel bedeutet.

Warum war ich also von einem objektiv tollen Film so dermaßen enttäuscht, wenn mir der erste doch super gefiel? Villeneuve hat sich die Freiheit genommen, viele Passagen im Film teils drastisch abzuändern - verglichen mit der Buchvorlage. Während mich das im ersten Film nicht wirklich gestört hat (bspw. Liet Kynes, Baron tötet Yueh), hat es mich im zweiten Film bei der ersten Sichtung ziemlich rausgerissen, weil ich mit einer gewissen Erwartung im Kino saß - einer Erwartung, die ich so beim Anschauen des ersten nie hatte. Ich war gespannt auf bestimmte Szenen und wie Villeneuve sie wohl umsetzen würde. Dabei handelt es sich u.a. um den Tod von Leto the Elder, Alia & Baron oder auch Gurney's Clinch mit Jessica (Verrat). Leider gab es nichts davon in Teil 2 zu sehen, und ich fühlte mich ein wenig vor den Kopf gestoßen. Ich hab mir dann danach Interviews von Villeneuve durchgelesen und angehört, um zu verstehen, warum er manche Änderungen gemacht hat. Die größte, welche mich interessiert hat, war dabei die gesamt Charakterisierung von Chani, welche ein nahezu komplett anderes Wesen als im Buch besitzt.

Nachdem ich dann einen Villeneuve-Interview-Deepdive gemacht habe, kann ich seine Entscheidungen zumindest nachvollziehen. Ja, das Buch wurde in den 60ern missverstanden, was Frank Herbert mit Messiah korrigiert hat. Villeneuve wollte dies direkt mit dem zweiten Film tun, ist damit aber ebenso wenig vollends erfolgreich gewesen. Es gibt genug Medien, welche Dune nach dem Ende von Part 2 als "white savior story" abhandeln, und selbst in meinem Bekanntenkreis gab es Leute, welche Paul als den Helden der Geschichte sehen - trotz Chani's Zweifel (welche es so im Buch in der Art nicht gibt). Da frag ich mich dann, was Villeneuve noch hätte tun können um klarzustellen, dass Paul nicht der Held der Geschichte ist. Vor allem verstehe ich auch nicht, wie Leute den Film (oder das Buch) so dermaßen missverstehen können. Ich hatte selbst nach dem ersten Lesen nie den Eindruck, dass Paul hier der Held sei - aber ok, ich sehe zumindest, dass man es irgendwie um ein paar Ecken so interpretieren könnte ;)

Ich bin dann noch zwei weitere Male ins Kino gegangen - diesmal mit dem Wissen, dass ich ein paar plot points nicht so zu sehen bekommen werde, wie ich sie mir erhofft hatte. Beim zweiten Besuch stellte sich ungefähr bei der Szene, in der Paul das Wasser des Lebens trinkt, wieder so ein ungutes Gefühl ein. "Was hätte sein können ... argh". Ich ging wieder leicht enttäuscht aus dem Kino. Beim dritten Besuch war das Gefühl dann ein anderes. Ich konnte den Film zum ersten Mal so genießen, wie er gedacht war. Und er gefällt mir nun auch, wenn auch nicht mal ansatzweise so gut wie Part 1. Aber hey, die Wahrscheinlichkeit, dass ich in diesem Leben noch eine weitere Verfilmung des ersten Buches sehen werde, sind nicht gerade hoch ;)

Nun muss ich allerdings auch dazu sagen, dass mir im Buch ebenfalls die erste Hälfte am besten gefällt. Die Stelle, welche mich damals komplett vereinnahmt hat, war das gesamte Kapitel, in der die Atreides zum ersten Mal in die Wüste hinausfliegen, um sich den Spice-Abbau vor Ort anzusehen. Man erfährt dort so viel über die Charaktere und die Welt - und dieses Kapitel war imo wahnsinnig gut im ersten Film umgesetzt. Trotzdem gefällt mir natürlich auch die zweite Hälfte, aber eben auch aufgrund vieler Teile der Geschichte, welche Villeneuve in seiner Adaption unter den Teppich gekehrt hat.

Ich bin neugierig, wie er nun den Bogen zu Dune Messiah spannen wird. Villeneuve mag die Bücher sehr, also gehe ich nicht davon aus, dass er in Messiah dank Film-Chani eine völlig neue Geschichte erzählen wird. Aber irgendwie muss er sie ja wieder mit Paul zusammenbringen, damit Leto und Ghanima auftauchen werden (hoffentlich). Ich bin gespannt, ob er auch hier wieder mit den Zeitlinien spielen wird. Dune spielt ca. in einem Zeitraum von 3 Jahren, während es im Film ca. 9 Monate sind (es sei denn, Geburten dauern in der Filmwelt länger, hehe). Zwischen Dune und Messiah liegt hingegen ein Zeitspring von ca. 15 Jahren. Ich bin echt gespannt, wie Villeneuve das umsetzen wird. Denn ich glaube kaum, dass er 15 Jahre in unserer Welt warten wird, um Messiah zu verfilmen.

Insgesamt hab ich meinen Frieden mit dem Film geschlossen. Ich hoffe nun, dass die Verfilmung von Dune Messiah das Schiff in eine abschließende, befriedigende Richtung steuern wird, damit die gesamte Geschichte ein Rundes Ende bekommt. Und lieber Denis, falls du hier mitliest: ich hätte auch nichts gegen eine Verfilmung von Children ;)


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