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Autor: | Kola | ||
Datum: | 30.09.21 23:46 | ||
Antwort auf: | Dune von Denis Villeneuve von disap.ed | ||
Gerade zum ersten Mal gesehen. Ein paar Gedanken dazu (Achtung: Buch-Spoiler, zwei wesentliche Fakten habe ich sicherheitshalber zusätzlich in Spoiler-Tags gehüllt, bevor hier einer weint): - Thufir Hawat, der Master of Assassins, kommt eigentlich nicht richtig vor. Drei Generationen von Atreides verpflichtet, einer der besten seines Fachs, und man sieht dann nur diesen adipösen Onkel im Fidel Castro-Outfit. Ich hoffe, der Charakter wird noch weiter ausgebaut. - Ummm...Feyd-Rautha ist komplett gestrichen? Beast Rabban übernimmt dann wohl vollständig seine Rolle. Und warum tötet der Baron Yueh? Das entspricht nicht seinem Charakter als unbeholfenem Fettsack, der nur mit Suspensorn durch die Gegend schwebt. :) - Apropos Yueh: Habe ich etwas verpasst oder wird überhaupt nicht erwähnt, dass dieser ja eigentlich qua Konditionierung dem "Hippokratischen Eid" verpflichtet ist? Da allgemein akzeptiert ist, dass die Konditionierung nicht aufgehoben werden kann, kann dieser Fakt in die Mentat-Kalkulation von Thufir daher ja auch nicht einfließen und der Verdacht fällt daher auf andere (Jessica). Ich denke aber, dass man es für den Zuschauer verständlicher halten wollte. - Das Paul ist, fehlt völlig. Auch seine Bene Gesserit-Ausbildung (verbotenerweise) durch seine Mutter wird nur am Rande erwähnt. . - Duncan ist overpowered (das ist wohl den Gesetzen des Kino-Blockbusters geschuldet) und Jessica wirkt auf mich bis auf den Anfang zu handzahm. Im Buch macht sie mehrfach klar, vor allem gegenüber Thufir, dass sie im Hause Atreides aufgrund ihrer Fähigkeiten eigentlich schalten und walten könnte wie ihr beliebt. - Der Satori-Moment im Zelt ist erstaunlicherweise aufgespalten: So erlebt ja Paul vor dem Spice Harvester ein erstes stückweises Erwachen. Das kann man so machen, ist aber meines Erachtens unnötig. Nach der Lehre des Zen soll man ja gerade durch Schocks und Ausnahmesituationen in einen anderen Zustand geraten; das ist bei der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die Paul zu dem Zeitpunkt im Zelt empfindet und natürlich dem Spice im Zelt als Auslöser) ja der Fall. Er dreht dann ja auch mental kurzzeitig ein bisschen frei. So habe ich das zumindest immer interpretiert. Das ist vielleicht meine Lieblingsszene im Buch, die im Film nicht die gleiche Bedeutsamkeit aufweist. Man versucht das dann mit dem "Kwisatz Haderach"-Geflüstere und der Vision des Jihads darzustellen. Auch der Wechsel der Dynamik zwischen Mutter und Sohn (Paul übernimmt vollständig das Zepter und bemitleidet seine "langsame" Mutter ja zunehmend) fällt weniger schroff aus. - Kynes gefällt mir nicht. Ich finde es gut, dass die Person im Film eine Frau ist, das ist mal ein wenig frischer Wind, aber es ist nun mal so, dass Kynes eine stolze, irre kraftvolle und einnehmende Ausstrahlung hatte, die in den diversen - im Buch kursiv gehaltenen - Gedanken der Hauptcharaktere immer wieder thematisiert wird. Paul ist ja im ersten Moment völlig hingerissen von Kynes. Im Buch changierte sie/er auch viel stärker zwischen "Judge of the Change" (Offizieller des Imperiums) und akzeptierte/r Fremen. Im Film wird das glaube ich nicht so ganz klar. Auch der langsame Wechsel von Abneigung gegenüber den Atreides als neuen Statthaltern bis hin zu Respekt und schließlicher Unterstüzung kommt zu kurz rüber. Das liegt auch daran, dass drei wesentliche Szenen fehlen oder verkürzt dargestellt werden: Erstens, dass Leto das Kopfgeld für das "Spotten" des Sandwurms zu gleichen Teilen den Arbeitern schenkt, zweites fehlt die Tischszene, in der Kynes öffnetlich darauf beharrt, dass man Arrakis terraformen kann (Leto zeigte hier ja ganz eindeutig, dass er etwas auf Kynes Meinung gibt, während alle anderen schmunzeln) und drittens der Besuch Jessicas im Conservatory, also diesem Wintergarten, der sinnbildlich für den Traum steht, aus Arrakis irgendwann einen halbwegs habitablen Planeten zu formen. Letzteres wird aber in der Ökologiestation mit ein paar Bildern von gezogenen Pflanzen angedeutet. - Die Dudelsäcke nerven. - Die Nahkämpfe, insbesondere wenn Massen an Kämpfern aufeinander treffen, sind immer ein bisschen cheesy. Das war schon bei Nolans Tenet grenzwertig. Nach dem ganzen Gemeckere möchte ich aber noch klarstellen, dass ich den Film insgesamt für eine grandiose Verfilmung des Stoffes halte und ihn mir noch dutzende Male ansehen werde. Es wäre eine Tragödie, wenn es keine Fortsetzung gäbe. |
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