Thema:
Re:Im Gegenteil flat
Autor: token
Datum:24.04.19 08:29
Antwort auf:Re:Im Gegenteil von DJ Wisdom

>Mir fehlt v.a. die Tiefe der Charaktere. Alle haben sich lieb und freuen sich sich wiederzusehen, aber kein Charakter bleibt sich so wirklich treu. Sansa jetzt die Starke, Jon weiß nicht ob nach links oder rechts, Tyrian ist ein Waschlappen, Jamie der Retter von nebenan. Keiner regt sich so wirklich und zeigt die Vielschichtigkeit der Charaktere aus den vorherigen Staffeln auf. Nur weil alle jetzt das gleiche Ziel verfolgen muss dies nicht in totaler Harmonie passieren.
>

Genau das denke ich auch. Einerseits ist es nicht mehr in character, weil so eindimensional waren die Charaktere nie. Und das Drohszenario ist keine Erklärung für Harmonie. In der Crunchtime eines Projekts rauft sich eine Truppe zusammen, aber das allein macht sie nicht zu Freunden, man ist halt voneinander abhängig um sein Ziel zu erreichen, aber wenn es da Differenzen gibt ist das nicht mehr als ein Burgfrieden.

Was hier in Winterfell alles auf einen Raum gequetscht wird ist in der Welt die GoT bislang gezeichnet hat eines der größten Spannungsfelder überhaupt. Eigentlich wie gemalt um aus diesem Szenario das übliche Gezeter herauszuquetschen.
Es passiert das exakte Gegenteil.

>Als Sansa Anspruch auf den Thron nach der Schlacht gestellt hat ("What about the North??"), da war ein Funke Spannung zu spüren. Das war der beste Moment der Folge.
>

Ja, Sansa und Dany ist das was an knistern über geblieben ist. Immerhin. Das war schon auch nicht schlecht gemacht, auch der Aspekt wie Sansa das Wort ergreift und einfach entscheidet und Dany megapissed ist. Das war alles ausreichend subtil, der Gang von Dany zu Sansa und deren Aussprache wahrscheinlich eine Finte. Zumindest gehe ich davon aus, wenn das was in der Szene passiert ist auch noch tatsächlich so gemeint war...nee, irgendwas muss da noch kommen.

>Warum ist Jamie z.B. nicht eher angepisst? Müsste er nicht etwas in Richtung "Ich will eigentlich nicht hier sein, beim Feind - aber die Umstände zwingen mich dazu" sagen... I don't know, gefühlt ist das zu oberflächlich, vielleicht liege ich auch falsch...
>

Das ist doch alles albern und nicht logisch. Dass Jamie nach Winterfell geht ist verständlich, er ist kein strahlender Ritter, aber er hat eben das Ehrgefühl. Damit zur Schlacht zu gehen bleibt sich Jamie in seiner Ambivalenz durchaus treu. Aber was passiert da eigentlich?
Da kommt ein Krüppel ohne Armee während die Endvorbereitungen laufen und der Feind vor der Tür steht. Und was gibt es? Natürlich eine Vollversammlung mit langen Diskussionen.
GoT-Style wäre gewesen, wenn Jamie da hin zieht um zu kämpfen und Einsatz zu zeigen, endlich mal das richtige zu tun, Dany ihn aber einfach in den Knast steckt und sagt, wenn wir morgen noch leben überlegen wir was wir mit dir machen, du bist hier eh keine Hilfe und ich hab für diese Scheiße gerade keine Zeit. Und dann ist Tyrion im Zwist zwischen der Rolle der Hand und in der Schuld dass ihn Jamie beim Mord am Vater hat ziehen lassen. Und kann dann Jamie befreien um diese Schuld zu begleichen, begeht damit aber auch einen krassen Vertrauensbruch und torpediert die eh schon am seidenen Faden hängende Beziehung zu seiner Königin.
Das wäre halt usual business im GoT-Universum, es ist alles kompliziert, jeder Pakt wackelt und krackelt, die Charaktere sind zerissen in ihren ambivalenten Motiven. Das was aktuell in Winterfell abgeht fühlt sich aber mehr nach Twilight an, eine Fanversion der eigentlichen Vorlage, unüberwindbare innere Hürden werden im Akkord bei Seite gewischt, die naive Sansa die einfach nur irgendwie die ganze Scheiße überlebt hat ist jetzt kluk, der kühl berechnende Tyrion der sich keine Illusionen macht ein Naivling, Jamie ein strahlender Held, die komplett verkorkste Arya ein mutiger Teenager, der massiv durchgeknallte Hound ist halt etwas mürrisch aber hat das Herz am rechten Fleck, hach je.


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