Thema:
Re:Adam Graves (Regisseur) dazu: flat
Autor: Pezking
Datum:23.04.14 12:12
Antwort auf:Re:Adam Graves (Regisseur) dazu: von Aragorn

>Nee das seh ich komplett anders. Du hast ja die Szene im Buch auch gelesen wenn ich mich da recht erinnere und die war IMO ganz und gar nicht so geschrieben das man als Leser denken sollte "ja geil, endlich ist er tot!". Im Gegenteil, da ist am Ende vom Tag nicht der große Diktator im Feld während der großen Schlacht gestorben sondern ein Junge in den Armen von seiner hilflosen Mutter bei dem sogar die erste Reaktion von Tyrion nicht war "Geil, endlich!" sondern "Fuck, der hat die Augen von Jamie, nur das ich Jamie nie so verängstigt gesehen hab". Nicht mal die ober-gepeinigte Sansa freut sich über den Tod sondern das erste was sie denkt ist das ihr Peiniger tot ist und sich fragt warum sie trotzdem Rotz und Wasser heult (nein, nicht vor Freude...).

Ich rede hier ja auch von den Lesern und Zuschauern, und nicht von den anderen Charakteren in der Serie.

IMO waren die Todesszenen im Buch und in der Serie sehr ähnlich: Joffrey ist jeweils jämmerlich krepiert und wurde während seines Ablebens wieder zum überforderten, verzweifelten Kind. Allein schon die Art des Todes bot den Lesern/Zuschauern nicht die gewünschte Genugtuung. Und um ihn herum wurde auch nicht spontan "Yub Nub" angestimmt. [https://www.youtube.com/watch?v=np6vAuS0KNs]

Dennoch wurde die Tatsache, dass der Penner endlich über den Jordan gegangen ist, von den Lesern und Zuschauern überwiegend begrüßt, teilweise sogar euphorisch. Einfach nur, weil er es war. Aber es wurde eben gleichzeitig auch keine Rechnung beglichen, und der Tod wurde in keiner Weise glorifiziert. Dadurch war die Szene halt auch nicht rundum befriedigend - und hier sehe ich eher den vorgehaltenen Spiegel: Man bekam zwar den gewünschten Tod, war aber trotzdem nicht 100% zufrieden.

>Meiner Meinung nach wurde einem da vom Autor eher der Spiegel vorgehalten. Man hat Leuten wie Joffrey 3000 Seiten lang alles schlechte an den Hals gewünscht und wenn dann der maximalste Fallout tatsächlich passiert ist soll man sich echt darüber freuen das man bekommt was man sich wünscht? Oder hat nicht eher auch das krasseste Arschloch noch ein Mindestmaß an Würde und Empathie verdient...?

Ich fand es eher sehr passend, dass der Tod von Joffrey extrem würdelos war. Er bot dem Publikum nicht das erwartete Spektakel, es war nicht der Höhepunkt irgendeines Konflikts und niemand nahm an ihm Rache. Ein miserabler König ist jämmerlich krepiert, und der Mord an ihm war nur ein unpersönlicher Schachzug unter vielen.

Und das ist ohnehin ein Markenzeichen von GOT (kenne übrigens bislang nur die ersten 3 Bücher!): Niemand geht mit wehenden Fahnen unter. Es gibt keine Helden, und niemand stirbt einen heldenhaften Tod.


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