Thema:
"Yakimono" S02E07 SPOILERRRRRR! flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:18.04.14 02:21
Antwort auf:Hannibal (Serie) von Droog

ALTERRRRRRR! NOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!



Wie krass war das den bitte? Das erste mal, dass die Show RICHTIG geil und effektiv mit der Continuity der Romane spielt, boah kotzt mich das an. Und es ist geil. Der nackte Horror. In S01 hat man von Hannibal ja nur peu a peu, und wenn, dann vergleichsweise wohldosiert, gezeigt bekommen, was für ein Maniac Lecter ist.

Das ist erstaunlich diszipliniert, vor allem, weil ja jeder weiß, wie die Geschichte ablaufen wird. Und wie schön, und dennoch werkgetreu, die Show von der Vorlage divergiert, das finde ich schon megacool.

Vor allem, weil in der Folge das erste mal so richtig erkennbar wird, was eigentlich das "Game" vom guten Doktor ist. In den Romanen war Lecter, wie in der Serie, ein Übermensch, der von allem schnell super gelangweilt ist. Also macht er, weil er im Grunde alles machen könnte, von Diktator in der Sowjetunion bis CEO von Thyssen-Krupp, dass, was ihm wirklich am meisten Fun bringt. Das ist ja immer bei jedem unterschiedlich. Manch einer mag lecker essen, der andere wiederum hat nix im Kopf ausser bumsen, wieder jemand anderes ließt gern Schwedenkrimis.

Lecter liebt Barock, er liebt die alten Meister, er liebt "chiarusco", er kauft seinen Mörser für 500 Euro bei Manufactum, und wer in der einen Szene, in der sein Kühlschrank ewig lange offen steht, hinguckt, sieht, dass er dort fünf Biergläser PERMANENT kühlt, für sein selbstgebrautes Bier (Da sich Mensch relativ schwer zu Bier verarbeiten lässt, denke ich mal, dass man das bedenkenlos trinken kann). Wenn man von Hannibal zum Geburtstag eingeladen wird, dürfte man ein Problem haben, dem was geiles zu schenken, weil er alles hat, was ihm Bock bringt. Geile Mucke, geiles Saufi, geile Kunst, geile Möbel, geiles Food. Erkennbar ist im mega langweilig, und was macht er, getreu seiner Interessen? Er macht quasi sein eigenes Shakespeare-Stück draus, gewürzt mit etwas frisch gezupftem Grand Guignol und einer guten Prise Leonardo da Vinci.

Dieses Manipulieren von Leuten aus purem Selbstzweck wird genauso dosiert und zurückhaltend entblättert. Die Rede von Lecters "Design", dieses "all this happens for very specific reasons" (sinngemäß), das ist alles keine Verschwörung, um die Weltherrschaft an sich zu reißen, sondern ein wahnsinniger, der mit Menschen die absurdeste Playmobil-Spielsession der Welt hat. Natürlich auch wieder in der Tradition von Dracula, der wahrscheinlich auch Rentner oder Katzen anzapfen könnte, wenns nur ums reine Hämoglobin sind, und der halt einfach Bock hat auf heiße Babes morgens, mittags und abends. Keine besonders profunde Erkenntnis, und wie gesagt schon bekannt, aber man muss es den Leuten lassen - dafür, dass sie eine Geschichte erzählen, die wie Dracula oder Frankensteins Monster zum popkulturellen Kanon gehört und einfach jeder kennt, der in den letzten 30 Jahren mal im Kino war oder TV geguckt hat, machen sie eine erstaunlich unterhaltsame Angelegenheit daraus. Und etwas neues, eigenes, das trotz allem der Vorlage gerecht wird.

Meine einzige wirkliche Kritik (den Rest, der nicht super läuft, kann ich erstaunlich gut ignorieren) die ich habe, ist, dass Mads Mikkelsen echt deutlicher sprechen muss. Ich bin jetzt keine Oberniete in Englisch, aber ich verstehe kaum, was er sagt.

PLUS: Ich hatte die Gelegenheit, kontextuell begründet beim gucken von etwas geilem meinen eigenen Song "Hundebuddies" einzubringen! Bei der aktuellen Folge GoT wär das auch reichlich geschmacklos gewesen, hier war es VOLL SÜÜÜÜß.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname