Antwort auf den Beitrag "Re:Ein Meisterwerk" posten:
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>Es hat lange gedauert aber ich habe Robocop gestern beendet. Ich bin überrascht und auch etwas sprachlos, was für eine bravouröse Adaption des Filmklassikers der polnische Entwickler Teyon abgeliefert hat. Nach dem desaströsen Rambo-Schrott, den ich nur durch Angry Joe kannte und nicht selbst gespielt hatte, ist es wunderschön zu sehen, wie sich ein Team weiterentwickeln und derart steigern kann. Hats off, das habe ich so nicht kommen sehen. Und auch Angry Joe war in seinem Test voll des Lobes - wenn man Lynne (siehe unten) und Joe glauben kann, muss ich mir nun auch noch Terminator gönnen. Aber das wird noch dauern, erst mal möchte ich mich mit einem anderen Spiel beschäftigen. Welches genau weiß ich aber noch nicht... > >Warum ist Robocop so großartig? > >Eins vorweg: Ich zücke eine klare 9/10 - das ist in meinen Augen eines der besten Spiele der letzten Jahre, der einzigartige Zauber von Videospielen und die Liebe zum Detail tropfen aus jeder Pore der wunderschön gestalteten Welt. Falls sich jemand wundert: Ja, Robocop hat aus technischer Sicht einige Macken im Detail (was meine Aussage im Satz davor vielleicht etwas blöd wirken lässt, aber seis drum): Sausage-Arme der Charaktere, teils komische Gesichter, leichte visuelle Aussetzer bei Cutscenes etc. - wer mag, kann da sicher noch ein paar weitere Dinge aufzählen. Aber das spielt imo keine Rolle, da der Rest einfach auf Spielspaß pur ausgelegt ist. > >Robocop ist ein AA-Game und ob das Spiel zündet, hängt wohl von den eigenen Vorlieben ab. Wer die Produktionswerte von AAA-Spielen über alles stellt, der wird an Robocop nur bedingt Freude haben. Mir persönlich ist das mittlerweile recht egal, von audiovisuellen Fantastereien lasse ich mich nur noch selten beeindrucken. Egal ob God of War 2, The Last of Us Part II, Horizon, (mit Abstrichen) Cyberpunk - oder wie die ganzen Blockbuster der letzten paar Jahre auch heißen mögen - war ich zwar ganz angetan aber als Gesamtwerk hat mir meist das letzte Quentchen Qualität gefehlt. Ob erzählerisch oder vom Gameplay her, egal, irgendwas hat mich unterbewusst immer gestört. Versteht mich nicht falsch: Das sind gute Spiele, aber nix, das mich vom Hocker gehauen hätte oder allzu lange in Erinnerung bleibt. Außer von der audiovisuellen Seite natürlich (Stichwort: Production Value), das muss ich hoffentlich nicht dazu sagen. > >Robocop geht naturgemäß einen anderen Weg. Es erfindet das Rad zwar nicht neu, doch was es macht, macht es richtig gut. Es ist auch für Nicht-Fans von Robocop eine Riesengaudi (bestes Beispiel: ich - denn ich mag den ersten Film, kenne aber sonst nix und würde mich auch nicht als Fan der Franchise bezeichnen): > >- Die Story ist simpel aber gut erzählt, mit einer klassischen Dramaturgie, die wie die Faust aufs Auge passt. Es feühlt sich einfach soooo gut an, wenn man - ACHTUNG HEAVY SPOILER... [h:gegen Ende in der Mission "No Way Out" den Antagonisten Wendell verfolgt und man als Spieler endlich die volle Macht des Robocops an Horden von Söldnern und Robotern ausüben kann. Das macht so viel Spaß und ist so unendlich befriedigend, also im Kontext der spielerischen wie narrativen Dramaturgie. Und dann noch das Robocop-Theme im Hintergrund, perfekt arrangiert.] Die Balance ist hier einfach perfekt. > >- Der Spieler entwickelt sich peu à peu zur unzerstörbaren Kampfmaschine, deren Fähigkeiten anhand eines simplen aber effektiven Skilltrees den eigenen, individuellen Vorlieben angepasst werden können. Auch die Trademark-Waffe von Robocop kann aufgewertet werden - diese Mechanik wirkt zunächst überladen (man muss Chips sammeln, die in einer Art Labyrinth korrekt angeordnet werden müssen um den maximalen Nutzen zu erzielen), entfaltet jedoch nach einer Weile einen interessanten Spielraum für besagte Vorlieben: Weapon Damage, Armor Piercing oder doch lieber mehr Gore und Wumms? Kann man alles planen, indem man lootet und levelt. Top. > >- Dieses Ausleben der Allmachtsfantasie eines quasi unzerstörbaren Roboters spiegelt sich auch im Leveldesign wider: Vom ersten bis zum letzten Level (mit teils wirklich witzigen - Stichwort Katze - und spannenden Nebenmissionen wie zwei-drei Kriminalfällen in der Mini-Open-World, die in vielen Missionen den Schaupplatz bildet) spürt man als Spieler den Fortschritt. > >- Und was viele Designer außer Acht lassen: Nervige Gegnerwellen ohne Ende, sich endlos ziehende Missionen zur Spielzeitstreckung, immer wieder dasselbe machen um XP zu grinden... all das gibt es in Robocop nicht bzw. nur in ganz wenigen und daher unauffälligen Momenten. Wirklich spitze gelöst und daher bis zum Ende motivierend. Ich habe sogar alle Nebenmissionen gemacht, und das heißt bei mir einiges :-) > >- Es geht nicht nur ums Schießen, das Gameplay ist überraschend abwechslungsreich. Und trotzdem sind die Duelle mit den Gegnern das Herzstück: Teyon hat es geschafft, den Fights richtigen Wumms zu verleihen. Es fühlt sich einfach saugut an, die Punks und Roboter über den Haufen zu schießen, explodieren zu lassen oder unter Tonnen von Schutt und Asche zu begraben. Viele Shooter oder Spiele mit Shooter-Mechaniken als Core Mechanic haben das ind en letzten Jahren nicht geschafft. Bestes Beispiel: Remedy mit Control und Alan Wake. Keine Ahnung warum, aber in Max Payne war das perfekt gelöst - in beiden genannten Spielen (speziell Alan Wake!) hat mir in den Shootouts das befriedigende Element gefehlt, wenn man die Gegner umnietet. Bei Robocop könnte ich direkt im New game Plus weitermachen, so geil ist das. > >Also Leute, kaufen! Jetzt muss Teyon nur noch Die Hard, Predator oder einen sonstigen 1980er-Klassiker adaptieren... Proszę, proszę!
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