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Autor: | Syxta | ||
Datum: | 29.11.24 22:30 | ||
Antwort auf: | Durchgezockt Nr. 41 - Thank you, next von Schlomo | ||
Gleich zwei Titel, die hier doch ziemlich unter dem Radar geflogen zu sein scheinen. Bei Atlas Fallen kann ich das ein wenig verstehen, da wurde zu Release wohl ein halbgares Produkt auf den Markt geworfen, das ähnlich Cyberpunk zu Beginn hauptsächlich Häme kassiert hat. Spröder Einstieg mit ziemlich trägen und nichtssagenden Dialogen, schlechte Synchro, viele Bugs und noch diverse andere Punkte, die ich selbst in der Form überhaupt nicht mehr nachvollziehen konnte, weil ich erst nach dem großen Patch über ein Jahr nach Release überhaupt damit anfing. Und was soll ich sagen? Für mich war das ein sehr schöner Action-Klopper mit rasanter Fortbewegung, Open World nach Ubi-Formel mit den typischen Collectables, die man eigentlich nicht wirklich braucht, den Sidequest-Markern, die man nach und nach abarbeiten kann, aber nichts davon in einem Umfang, der einem das Gefühl von überbordenden ABM gab. Da wurde für meinen Geschmack bei Atlas Fallen das richtige Maß getroffen. Der Einstieg wurde wohl deutlich verbessert, auch wenn ich die Story insgesamt jetzt ohnehin nicht als bahnbrechend sondern eher zweckmäßig empfand und die Synchro muss wohl auch einen großen Overhaul erfahren haben. Da sind schon sehr viele äußerst bekannte deutsche Synchronstimmen am Start, denen ich gern zugehört habe. Kein Titel, den ich mir zum Vollpreis gegönnt hätte, aber die knappen 20€ im Steam-Sale war es allemal wert. Die endlos vielen Skills, aufgeteilt in die Bereiche Angriff, Verteidigung, Momentum, Heilung und Tricks wurden mir im Verlauf des Spiels irgendwann einfach zuviel und ich verspürte nicht so den Drang, mich da in der Tiefe reinzufuchsen, was auf normalem Schwierigkeitsgrad aber auch nicht nötig war. Gut möglich, dass das auf höheren Schwierigkeitsgraden ganz anders aussieht und man ohne ernstzunehmende, gut durchdachte Builds kein Land mehr sieht. Das Momentum-System gefiel mir sehr gut. Quasi eine Art Limitbreak-Energie, die man durch Treffer sowie erfolgreiche Abwehr kontinuierlich aufbaut und die man wahlweise nach 33%, 66% oder 100% in einem massiven Zerschmetterangriff entladen kann oder sie einfach die gesamte Kampfdauer aufrecht hält, wodurch sich der ausgeteilte Schaden erheblich erhöht, jedoch in ähnlichem Maße auch die eigene Verteidigung senkt. Also ein Spiel mit dem Feuer. Wirklich verskillen kann man sich eigentlich nicht. Gegebenenfalls muss man vielleicht etwas mehr grinden, um weitere Skills auf deren Maximum zu upgraden. Ich habe fast alle Achievements im ersten Durchgang freigeschaltet, ein paar optionale hole ich eventuell noch bei einer erneuten Visite nach. Da ich in diesem Genre jetzt nicht sonderlich versiert bin, fehlen mir ein bisschen die Vergleichsmöglichkeiten. Am ehesten hat es mich wohl an Immortals: Fenyx Rising erinnert, nur nicht ganz so überladen und mit unnötigem Ballast vollgestopft, sondern kompakter und zudem im Design doch deutlich erwachsener. Anno Mutationem war für mich ein reiner Glücksgriff. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, wie ich genau dazu kam, sehr wahrscheinlich war es mal Teil eines Humble Bundles, das ich irgendwann mal für schlechte Zeiten für ein paar lächerliche Taler eingetütet hatte. Dank Atlas Fallen hatte ich das Gefühl, mal wieder etwas mehr außerhalb meiner typischen Genre-Bubble antesten zu müssen und da fand ich es dann ungespielt in meiner mittlerweile doch recht umfangreichen Steam-Library. Nochmal schnell den Trailer dazu angeschaut, die paar Steam-Rezensionen gelesen und kurzerhand angeschmissen. Und direkt für viele Stunden am Stück hängen geblieben. Und mich nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause schon wieder darauf gefreut, es erneut anwerfen und weiterspielen zu können. Eine unheimlich tolle Mischung aus PixelArt/Anime im dystopischen Cyberpunk/SciFi-Setting mit Metroidvania-, Action-RPG und Point&Click-Gameplay, die mich im ersten Durchgang für lockere 20 Stunden superb unterhalten hat. Auch hier wie schon bei Atlas Fallen absolut faire Rücksetzpunkte, gute Speichermöglichkeiten, einige Schnellreise-Optionen und kein Soulslike für beinharte Skiller. Eher etwas leichtverdauliches, ohne dabei aber gänzlich trivial zu sein und dem Spieler so gar nichts abzuverlangen. Viele Dialoge sind recht nett vertont, wahlweise auf Englisch, Japanisch oder Chinesisch (dort hat das Spiel wohl auch seinen Ursprung), ebenso viel gibt es aber auch nur zu lesen und davon ist so manches leider nicht ganz so gut für den Westen lokalisiert. So finden sich nicht selten Fehler in Grammatik und Rechtschreibung, hat mich aber im Gesamtbild nicht dramatisch gestört. Der abwechslungsreiche Soundtrack ist hier eine absolute Wucht und passt ganz hervorragend in das SciFi-Setting. Treibende Beats, düstere Ambient-Tracks, fühlte mich stellenweise an die letzten beiden Deus Ex oder auch Cyberpunk 2077 erinnert. Das Skillsystem ist darauf ausgelegt, dass man im Verlauf eines normalen Durchgangs nacheinander alle wichtigen Traits, Stats und Skills freischalten kann, so dass man am Ende den Großteil auf Max hat, nur die Reihenfolge kann man frei bestimmen, je nachdem, worauf man selbst den größten Fokus legt. Es ist insgesamt sehr überschaubar und nicht zu ausladend. Was man für meinen Geschmack etwas besser hätte lösen können, ist das Craftingsystem. Man findet wirklich in jeder zweiten Mülltonne auf der Straße sowie in etlichen Containern in Gebäuden haufenweise altes Gerümpel, größtenteils Elektroschrott, den man bei dafür abgestellten NPCs zerlegen und dadurch brauchbare Materialien gewinnen kann, aus denen man neue Waffen oder Munition bastelt. Das artet schon etwas aus und streckt die Spielzeit, wenn man jeden Quadratzentimeter abforstet, um ja nichts verpassen zu wollen. Kann man vermutlich größtenteils ignorieren und dennoch gut durchkommen, geht aber leider gegen meine Natur, bloß nichts liegen lassen zu wollen. Die Menge und Ausgestaltung der Sidequests fand ich hingegen genau richtig, das haben die unheimlich gut hingekriegt. Größtenteils gut in den Verlauf der Mainstory integriert, absolut null billige Fetch-Quests, oftmals schön ausgeschmückt aber nie überladen. Die Mainstory fing mit der Suche nach dem verschollenen Bruder noch sehr harmlos an, entwickelte sich dann aber zu einem over the top Anime-lastigen Hirnfick, der mir zum Ende hin etwas zu anstrengend wurde. Viel Technobabble, Weird Science, Multidimensions, the whole package. Alles sehr abstrakt und nichts, womit ich mich ernsthaft auseinander setzen würde, aber ich könnte mir vorstellen, dass gerade hier doch so mancher genau darauf voll abfährt. Auf wen das zutrifft und wer diesem Setting und den zuvor beschriebenen Gameplay-Elementen grundsätzlich zugeneigt ist, der dürfte hier wohl seine eierlegende Wollmilchsau finden und je nach Spielstil irgendwo zwischen 15 und 20 (mit Replays, vollen Achievements und allen Endings sogar noch deutlich mehr) Stunden Aufenthalt im Gaminghimmel genießen. Und ich hatte schon trotz fehlender Anime-Affinität wirklich eine schöne Zeit mit dieser kleinen Indie-Perle. |
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