Thema:
Nach 47h Nettospielzeit alle Enden gesehen und alle flat
Autor: Syxta
Datum:15.11.24 23:55
Antwort auf:Silent Hill 2 Remake [PS5, PC] von Super Sonic

Achievements (Steam) geholt.

Was für ein Ritt, was für ein grandioses Remake. Ein weiterer Volltreffer nach RE1, RE2 und Dead Space, wenn auch mit keinem davon nur ansatzweise vergleichbar.

Und es kam noch dazu mit perfektem Timing zur idealen Jahreszeit. In meiner ländlichen Kleinstadt ist es seit Tagen ähnlich neblig wie in Silent Hill, was unheimlich zur ohnehin schon dichten Stimmung beiträgt.

Für meinen ersten Durchgang brauchte ich mit Abstand am längsten, waren so etwa 20 Stunden netto. Ich wollte jeden Winkel erkunden, bloß nichts übersehen, jeden Schnipsel finden, jede Notiz und jedes Plakat untersuchen und vollends in die Welt von Silent Hill eintauchen. Dennoch war es mir nicht gelungen, ohne Guide alles zu finden, weshalb ich für den zweiten Durchgang einen zu Rate zog, um die damit verbundenen Achievements einzuheimsen. Manche Fotos, Erinnerungen oder Notizen sind schon leider echt unfair platziert. Teilweise muss man sogar nach bestimmten Trigger-Events an vermeintlich bereits zu 100% abgesuchte Stellen zurück, um diese zu finden, was ich etwas weniger schön fand.

Eben dann noch den dritten Durchgang beendet. Diesen auf Zeit (waren bei mir 4,25h, geht aber deutlich schneller bei geübten Speedrunnern) und zugleich mit dem Ziel, alle noch fehlenden Enden freizuschalten.

Ursprünglich hatte ich damals zu Release die PAL-Version auf meiner PS2 durchgespielt. Sogar mehrmals, danach aber nie wieder. Also über 20 Jahre nicht mehr angerührt. Bis auf den Anfang des Spiels, als man den Ort erstmals betritt, waren daher kaum noch Erinnerungen übrig.

Ich war richtig überrascht, als ich nach dem zweiten Durchgang mal einige side-by-side Vergleichsvideos angeschaut habe, um zu sehen, wie das Spiel damals aussah. Besonders krass fand ich vor allem, wie massiv die festen Kamerawinkel der Urfassung das Spielerlebnis verändern. Jetzt, im Nachhinein, vermisse ich die sogar ein bisschen, denn dadurch wirkten so manche Szenen imho noch viel beklemmender. Hatten andererseits aber auch deutliche Abstriche bei der Steuerbarkeit zur Folge.

Die Lichtstimmungen im Remake, besonders während des Spaziergangs durch das nächtliche Silent Hill nach dem Krankenhausbesuch, waren einfach großartig. Mir gefielen aber auch die stockfinsteren Parts innerhalb einiger Gebäudeabschnitte, die sich nur vom Lichtkegel der Taschenlampe erhellen ließen. Das war zwar mitunter echt anstrengend, aber das ist ein Stromausfall in einer KLeinstadt bei Nacht auch. Da geht man ähnlich vorsichtig und tapsig mit Taschenlampe, Feuerzeug oder sonst welcher Lichtquelle, die man finden kann, durch die Gegend. Hat hier auch bestimmt schon so mancher live erlebt.

Dazu die Soundkulisse, die sogar so winzige Details wie unterschiedliche Regengeräusche abbildet, je nachdem, auf welchen Untergrund er trifft, sei es Asphalt, Matsch, die Motorhaube eines Autos oder aber der blecherne Briefkasten.

Überhaupt ist das Wetter schön in die Stimmung des Spiels eingebunden. So gibt es neben dem obligatorischen Nebel und dem Regen oder dem Wechsel zwischen Tag und Nacht an manchen Stellen sogar Stürme, die Fenster aufschlagen lassen, oder Unrat durch die Luft wirbeln. Einfach hammer, Immersion pur.

Einige Fundorte von Schlüsselgegenständen hätte man im Remake vielleicht mit etwas mehr Kreativität entwerfen können. Mit dem Arm bis zur Schulter in irgendwelche creepy Löcher greifen mag vielleicht einmal ganz witzig sein, aber der Gag wurde für mein Empfinden etwas überstrapaziert. Schlimmer noch die etlichen bodenlosen Löcher, in die man im Verlauf der Reise so reinhüpft. Die Entwickler mögen da irgendwelche tiefschürfenden Metaphern mit Blick auf James' Psyche im Oberstübchen gehabt haben, aber ich empfand die jedes Mal als Immersionskiller.

Gefängnis und das danach folgende Labyrinth empfand ich beim ersten Durchgang dann irgendwann als zu ausladend, musste ich auch öfter Pausen machen, weil es sich etwas zu sehr nach Arbeit anfühlte. Da wäre weniger mehr gewesen. Beide Regionen auf die Hälfte eindampfen hätte locker gereicht. Aber okay, ist durchaus möglich, dass die Entwickler das ganz absichtlich so konzipiert haben, um damit James' Leidensweg sinnbildlich auf den Spieler zu übertragen.

Zur Story muss man nix schreiben. Die ist über alle Zweifel erhaben und wurde nicht groß verändert, lediglich um einige Details und zwei weitere Enden ergänzt. Und wer sie nicht kennt und das Spiel noch spielen will, der will hier auch garantiert nix von mir darüber lesen.

Jetzt bete ich, dass Bloober auch noch den Erstling generalüberholen dürfen. Wäre Day1 für mich (außer bei Release im Hochsommer).

Wer noch mit sich hadert oder auf einen Sale warten will - greift zu, solange es noch dunkel ist und gönnt Bloober/Konami etwas von Euren sauer verdienten Kröten. Die habt Ihr bestimmt schon schlechter angelegt.


< antworten >