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Autor: | Xtant | ||
Datum: | 19.08.24 22:14 | ||
(als Antwort auf Doc Ower weiter unten) Ich habe zu Fanatec eine gewisse Beziehung... Die haben sich 1997 gegründet, als auch GameStar an den Start ging. Ein gewisser Thomas Jackermeier aus Landshut wollte einfach auch im Lenkradgeschäft mitmischen - einfach aus persönlichem Interesse, er ist selber Sim Racer. Sein Vater hat in Landshut ein Mercedes-Autohaus, gewisse finanzielle Voraussetzungen sind also da. Thomas ist ein superguter Kerl, man hat ihm auch von Anfang an angemerkt, dass er das ernst meint. Allerdings ist das als Quasi-Ein-Mann-Betrieb halt vielleicht nicht gerade die optimalste Sparte. Die Lenkräder waren angeblich haus-designed, machten aber trotzdem zu 100% diesen billigen China-Eindruck wie bei Speedlink & Co. Ich war ja damals Hardware-Verantwortlicher, selbst Lenkrad-Kenner. Und die GameStar strebte Quartal für Quartal neuen Rekorden zu - und somit war ich ab 1998 automatisch eine der wichtigsten Bezugspersonen für den Thomas. Einer der ersten, wenn nicht gar der erste, zusätzliche Mitarbeiter war übrigens ein gewisser Schallmauer (ist Nehemia eigentlich Schalli?). Es war für mich als Redakteur eine verzwickte Situation: Thomas mochte ich total gerne, aber durch die auch geringe Entfernung (Von Landshut nach München sind es keine 75 Kilometer) "forderte" Endor/Fanated einfach mehr Aufmerksamkeit, als es die Pordukte hergaben. Mir tat Thomas auch leid; ich wüsste genau, er würde gerne was richtig hochwertiges machen, aber bei - je nach Jahr - fünfstelligen bis niedrigen sechsstelligen Umsätzen ist einfach nicht mehr drin Endor/Fanatec schrammte permanent an der Insolvenz vorbei. Anfang der 2000er der Schwenk auch zur Konsole hin. Man konnte Lizenzen ergattern, die Lenkräder wurden etwas eigenständiger und besser, aber immer noch nicht richtig gut. 2006 ging man als Kleinst-AG an die Börse; der Umsatz lag immer noch nur knapp unter einer Million, man war immer noch stark abhängig von seinen PS-Lizenzen. 2007/2008 ging Jackermeier dann aufs Ganze: Er entwickelte quasi mit allem, was er hatte, die 911er-Lenkräder samt offizieller Lizenz. Das Ding war gut, nur leider längst nicht so gut wie der Platzhirsch Logitech G25. Während es beim G25 durch die weite Verbreitung und die hohen Stückzahlen zudemm immer bessere Dumping-Preise gab (zum Teil unter 200 Euro), konnte Fanatec kaum von seinem 300-Euro-Preispunkt abweichen. Wenn ich mich recht erinnere, verkaufte sich das 911er durchaus gut, aber nicht gut genug - ein richtiger Angriff auf das G25 war es jedenfalls nicht. Jackermeier blieb aber dran, verbesserte das 911er nach und nach (mehr Präzision, besseres Lenkgefühl, besseres Material (z.B. Metall statt PLastik) und hatte dann tatsächlich mal Glück, das viel zusammenkam: Der aufkommende E-Sport und dass von der direkten Konkurrenz außer Logitech und Thrustmaster quasi keiner offiziell in DEutschland zu haben war. Fanatec orientierte sich preislich noch mehr nach oben, weg von Logi/TM, die Produkte waren spätestens seit 2001/2012 wirklich top und man war im Preisbereich von 350 Euro aufwärts auf einmal fast konkurrenzlos - und vor allem war die Nachfrage da. Von den 900.000 Euro im Jahr 2006 entwickelte sich der Umsatz bis 2020 bis in den dreistelligen Millionenbereich, also mehr als verhundertfacht in weniger als 15 Jahren. Die für 1 Euro ausgegebene Aktie war bis zu 23 Euro wert, Thomas Jackermeier mit seinen exakt 50% Besitzanteil hatte theoretisch ein Vermögen von um die 165 Millionen Euro angehäuft. Dann kam die übliche Nach-Corona-Depression: Markt gesättigt, die Leute gingen lieber raus, zuerst bei wichtigen Bauteilen Lieferengpässe, danach die Lager voll zu überteuerten Einkaufspreisen. Man geriet in finanzielle Schwierigkeiten, obwohl trotz allem die Verkäufe sehr gut liefen (bzw. wieder anzogen), es wurde umstrukturiert, also personell. Es kam Ende 23 mit Matthias Kosch ein neuer CFO, der vorher bei einer typischen "Heuschrecke" tätig war. Ende März 24 wurde Jackermeier von restlichem Vorstand und Aufsichtsrat als CEO abgesägt, weil er angeblich dringend benötigte Kreditlinien gefährden würde (kleiner Einschub: Das kann ich mir sogar tatsächlich vorstellen, weil Thomas ein durchaus streitbarer Geist ist). Eine Kosch-Marionette wird als Nachfolger installiert. Kurz zuvor verkündete Kosch äußerst positive Prognosen. Nur um Ende April überraschenderweise eine StuRAG anzukündigen/zu prüfen. Das ist eine vorinsolvenzliche Restrukturierungsmaßnahme. Im Kern geht es dabei darum, das Unternehmen "wertlos" zu machen, die Aktionäre quasi zu enteigenen, um es anschließend für Investoren attraktiv zu machen. Prompt steht eine Heuschrecke eines Kosch-Spezls bereit um ein – natürlich vor allem für sich selbst - attraktives Angebot zu machen. Ich bin in der Finanzkacke selbst nicht so bewandert. Jedenfalls tobte seit April der Kampf zwischen dem "aktuellen" Endor (und seiner Heuschrecken-Geschäftsführung auf der einen und Jackermeier (der selbst Investoren heranschaffte) bzw. der SdK (Schutzgemeinschaft der Kleinanleger) auf der anderen Seite. Da so langsam aber die Klüngelei selbst den Dümmsten auffällt, verschwindet Birkenstein wieder von der Bildfläche und Corsair als AAA-Player tritt als neuer potenzieller Investor und Übernahmekandidat auf. Inwieweit Corsair und Birkenstein in Verbindung stehen ist nicht bekannt. Am 16.7. erreichen Jackermeier und ein weiterer Stakeholder vor Gericht einen Erfolg: Sie dürfen eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Die findet am 03.09.2024 statt. Darin wird Jackermeier nicht nur einen eigenen Investorenplan vorlegen, sondern auch die Abberufung von Vorstand und Aufsichtsrat fordern, sowie deren rechtmäßiges Verhalten bei der ganzen Angelegenheit überprüfen lassen. Die SdK unterstützt ihn. Als Folge dieses Teilerfolgs ist zudem die StuRAG quasi automatisch gescheitert, weshalb die überschuldete Endor AG zum 30.07. Insolvenz anmeldet. Corsair seit weiterhin interessiert. Neben dem üblichen Insolvenzverwalter wird Mitte August goetzpartners als Beratungsfirma engagiert, die den Verkauf von Endor einleiten soll. Angeblich sei das Investoren-Interesse auf breiter Front hervorragend. Zwar soll man nicht spekulieren, aber dass die ganze Investment-Kapital-Blase in Vorstand und auch Aufsichtsrat weniger an einer echten Rettung (und dem Schutz der Anleger) sondern mehr seinen eigenen Profit interessiert ist, ist nicht wirklich schwer zu erkennen. Man müsste Thomas Jackermeier aber mal selbst befragen, inwieweit er in seiner Funktion als CEO bis Ende April aber selbst maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich die Firmenspitze entsprechend zusammensetzte. |
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