Thema:
Durchgespielt: Viel Inhalt, wenig Substanz flat
Autor: Leviathan
Datum:22.04.24 13:05
Antwort auf:Final Fantasy VII Rebirth - PS5 exklusiv von magus

FFVII Classic ist mein liebstes Spiel aller Zeiten: [https://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=1&msgid=5126276]

FFVII Remake und Rebirth sind es nicht und würden es auch nicht in die engere Auswahl schaffen. Sie wollen mir zu viel, versuchen an jeder Stelle nochmal den Extraschritt zu gehen, stolpern dabei in meinen Augen aber immer wieder.

Zum Positiven: Das Spiel sieht an vielen Stellen wirklich fantastisch aus – das konnte auch der blurry Performance-Mode nicht verschleiern. Gerade in den letzten 30 bis 60 Minuten war ich mir stellenweise nicht sicher, ob hier gerade ein FMV abgespielt wird oder das gerade tatsächlich in echt und live und so gerendert wird. Ansonsten zeigen die fantastisch aussehenden FMVs in der Oberwelt oder im Golden Saucer aber auch, das uns sowas grob geschätzt erst in zwei Generationen bevorsteht. Ich freue mich aber auch darauf, das Ganze nochmal in komplett clean in einer PC-Version zu sehen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich’s nochmal spielen werde.

Mir gefallen auch weiterhin die Figuren. Da ist niemand dabei, bei dem ich gesagt hätte: „Nee, in meiner Classic-Fantasie waren die aber ganz anders.“ Das galt schon fürs Remake und hat sich hier durch die Erweiterung der Party nicht geändert. Clouds Eigenarten haben sie gut eingefangen, die Dynamik zwischen Tifa und Aerith ist wirklich schön, Barrett ist vielleicht einen Tick zu wenig Badass, aber hier gibt’s nicht auszusetzen. Ich mochte die Dialoge und Zwischensequenzen sehr. Was ich von den Story-Erweiterungen halte, weiß ich noch nicht, das wird erst der finale dritte Teil zeigen, darauf will ich jetzt auch gar nicht allzu sehr eingehen.

Zum Negativen: Rebirth ist in meinen Augen kein gutes Spiel. Das kompakte originale Spielerlebnis mit seiner dichten Story wird in meinen Augen regelrecht durch die schiere Größe zerstört. Alles fühlt sich so an, wie ich mir Assassin’s Creed vorstelle und auch in vielen anderen westlichen RPGs erlebt habe, von denen ich mich fast keins begeistern konnte. Pausenlos hatte ich das Gefühl, dass hier so viel der Spielzeitstreckung diente und ich verstehe es ja auch einigermaßen: Diese Spielewelt baut sich nicht von heute auf morgen auf und soll ja dann auch irgendwie gefüllt werden. Aber doch nicht bitte so verdammt nochmal langweilig.

Das ging schon in den ersten drei Spielstunden los. In Kalm waren AFAIR schon einige Sidequests und als ich dann in die Oberwelt entlassen wurde, bei der ich bereits im Vorfeld am meisten Sorge hatte, war ich sehr enttäuscht. Fetchquests noch und nöcher, belangloser Bullshit, freies Explorieren wird nicht belohnt, da zuerst Elemente getriggert werden müssen und ein Kampfsystem, auf das ich gleich noch eingehen werde. Das machte mir alles keinen Spaß und das habe ich ja auch schon hier kundgegeben.  Man kann die Yakuza-/LaD-Reihe nur bedingt damit vergleichen, aber die zeigen mir seit nun zwei Jahrzehnten, wie gute Sidequests auszusehen haben. Da merkt man in fast jeder einzelnen Kurzgeschichte, wie viel Bock die Schreiber da gerade hatten, die dann auch über „Finde meine Chocobos“ zum x-ten Mal oder „Mein Hund hat Asthma, kannst du diese 37 Kräuter für ihn finden?“ hinausgehen.

Und überhaupt… Chocobos! Diese völlig beschissenen Stealth-Einlagen beim Chocobo-Fangen sind so unfassbar scheiße, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Ich hab zwei davon mit nem Kumpel gespielt und wir waren echt fassungslos, was man uns da aufgetischt hat. Manche Minigames waren zugegebenermaßen nett. Ich mochte unter anderem das Zielscheibenschießen und das Kartenspiel, aber überhaupt waren so manche Gameplay-Elemente absoluter Mist. Nicht nur, dass sich die Charaktere bei jeder Interaktion via Dreieck behäbig bewegen, nein, man wird auch noch mit völlig öden Schieberätseln belästigt, auf die schon seit Tomb Raider 1995 niemand mehr Bock hat. Auch den letzten Dungeon hätte man kaum öder präsentieren können und steht doch nur stellvertretend für die meisten anderen. Alles sieht gleich aus, drück mal hier, drück mal da, lade zum zwölften Mal deine Energie auf, mach da weiter und here we go again.

Zum Kampfsystem: Ich hab nach den ersten Kämpfen gleich auf Easy gestellt, weil mir die Kämpfe genauso wie schon im Vorgänger keinen Spaß bereiten. Dieser Hybridweg gefällt mir nicht. Gebt mir entweder was Rundenbasiertes oder Kämpfe im Soulsborne-Stil, dann bin ich hooked. Das hier ist weder Fisch noch Fleisch und alles verkommt für mich zu einer absoluten Beliebigkeit. Ich feiere jede neue Waffe und jedes Materia-Upgrade im Original. Hier? Whatever. Ist mir einfach egal, weil’s irgendwie auch alles nur eine Randnotiz wert ist.

Ich hab gerade Bock, nochmal die Classic-Version anzuwerfen und werde da wohl auch demnächst den x-ten Durchgang starten. FFVII Classic ist für mich eine 10/10 mit Sternchen, Remake und Rebirth hätte ich ohne meine große Liebe zum Original wahrscheinlich nicht mal beendet.


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