Thema:
The Sinking City (PS4) mit Platin flat
Autor: Hunk
Datum:12.01.24 03:27
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 40 - Vorhang zu und alle Fragen offen von Schlomo

Ist schon ein paar Tage her, aber jetzt schreib ich mal kurz was dazu. Nach Call of Cthulu hatte ich weiter Bock auf Lovecraft. Daher hab ich mir Sinking City aus dem Regal geschnappt, den überteuerten DLC Worshippers of the Necronmicon noch gekauft (Da ich total Bock auf das Game hatte und alle Inhalte sehen wollte.) und losgedaddelt.

Ich habe noch nie ein Spiel von Frogwares gezockt, daher sind für mich die wohl aus den Sherlock Holmes entnommenen Spielemechaniken allesamt neu. Das Game entlässt den Spieler in die Stadt Oakmont, die durch eine Flut, plötzlich auftauchende Monster und noch allerelei andere seltsame Dinge ins Chaos gestürzt wurden. Die Bewohner dort scheinen auch oft nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben. Der Spieler in Gestalt des Privatdetektives Charles Reed ist in die Stadt gekommen weil er hofft eine Erklärung bzw. Heilung für seine schlimmen Träume/Wahnvorstellungen zu finden. So stürzt er sich ins Abenteuer und muss durch das lösen vieler (übernatürlicher) Kriminalfälle die Hintergründe über die seltsamen Vorgänge in Oakmont und seine Verbindung dazu herausfinden. Das Gestaltet sich dermaßen, das man durch eine Open World läuft (und mit dem Boot fährt), mit Leuten redet, Hinweise an Tatorten absucht und dann versucht zu rekonstruieren was passiert ist, in seinem "Gedankenpalast" die Hinweise kombiniert um neue Erkenntnisse zu gewinnen und auch gegen Monster kämpft. Um manche weiterführende Hinweise zu erhalten, muss man z.B. die Polizei, die Bücherei oder die Zeitung aufsuchen und dort in deren Akten stöbern und drei spezifische Fakten (aus einer Vielzahl davon) kombinieren um an weitere Hinweise zu gelangen. Gerade die ganze Detektiv-Arbeit macht richtig Spaß und ist sehr gelungen. Eine Besonderheit des Spieles ist auch, dass es keinerlei Questmarker gibt, man erfährt durch Gespräche mit den Einwohnern aus Oakmont und durch das Finden von Hinweisen wo es als nächstes Hingehen soll, dies muss man sich dann selbst händisch in der Mini-Map raussuchen und markieren.

Das Kämpfen gegen die Monster ist der schwächste Aspekt des Spieles. Es hat anlehnen an Survival-Horror-Games. Man hat stets knappe Ressourcen und wenig Munition die es durch das Absuchen der Umgebung aufzufüllen gilt. Die wenig verschiedenen Monster bewegen sich unkoordiniert und schnell und sind auch durch die etwas hakelige Steuerung gerade am Anfang durchaus eine Herausforderung. Gerade wenn man Anfangs nur mit der Pistole und sehr wenig Munition bewaffnet ist, kann man ganz schnell scheitern, wenn man mal in ein Gebiet mit zu starken Monstern gelangt. Wenn man dann langsam auflevelt und dadurch bessere Skills und Waffen erhält sowie mehr Ressourcen dabei haben kann, werden die Kämpfe etwas einfacher und können dann schon auch Spaß machen, der große Wurf sind sie aber nicht. Das liegt zum Einen auch daran, dass es sehr schlechtes bis kein Trefferfeedback gibt und es irgendwie einfach nie so wirklich richtig Spaß macht gegen diese zu kämpfen. Auch weil man gerade am Anfang sehr schnell überwältigt werden kann und stirbt und das es wie erwähnt wenig Monstervarianten gibt. Ab 2/3 des Games als ich ein wenig besser ausgerüstet und hochgelevelt war, hat das Kämpfen dann mehr Spaß gemacht, der große Bringer war es aber bis zum Ende hin nicht. Ich bin aber trotzdem froh, dass es diese Komponente im Spiel gibt, isoliert betrachtet ist sie wie mehrfach erwähnt nicht supertoll, als Baustein für das restliche Spiel finde ich es aber dann doch gut dass sie dabei sind. Dadurch gibt es im Spiel echte Gefahren bei denen man scheitern kann und sie sind auch eine gelungene Abwechslung zur restlichen Detektivarbeit.

Der große Star des Spiels und der Grund warum man das spielen sollte ist die Story mit ihren schrulligen Charakteren und die Detektivarbeit. Es werden hier einige Lovecraft-Themen aufgegriffen, Kenner der Bücher dürften hier gefallen daran finden bzw. den Einen oder Anderne Aha-Moment haben. Ich mochte auch den Hauptprotagonisten, auch wenn er alles was er in Oakmont erlebt viel zu schnell zu cool mit einem Schulterzucken verarbeitet. Gerade weil er ja auf der Suche nach Heilung von seinen Wahnvorstellungen ist und was er in Oakmont auf einmal alles für abgefahrenen Kram erlebt hätte er da ein wenig involvierter und betroffener Wirken können. Aber abseits mancher Zwischensequenzen in denen Charles Wahnvorstellungen hat, ist er ein wirklich taffer Dude, der die Schrecken von Oakmont ein wenig zu gut wegesteckt.

Zur eigentlichen Story möchte ich gar nicht mehr viel mehr schreiben, das kann jeder der Bock hat dann selbst erleben. Charles gerät auf der Suche nach Heilung von einem Ärger in den Nächsten, kann sich dank seiner Cleverness aber jeden noch so mysteriösen Fall erschließen und weitere Informationen sammeln. Ich fand die Geschickte richtig stark und der treibende Faktor im Spiel. Was zudem sehr gut gelungen ist, sind die Entscheidungen die man am Ende eines Falles oft zu treffen hat. Die Hinweise die man findet kann man meistens auf mehrere Arten auslegen und es gibt fast nie die perfekte Lösung. Im Gegenteil, man steht sehr häufig vor einem schwierigen moralischem Dilemma bei dem keine Entscheidung fair wirkt oder es immer einen bitteren Nachgeschmack gibt. Das haben die Entwickler wirklich sehr gut hinbekommen und ich habe oftmals wirklich ein paar Minuten hin und herüberlegt was ich tun soll. Richtig stark! Enttäuscht war ich leider von der Auflösung des Spieles mit seinen drei möglichen Enden. Zum Einen bleibt alles bis zum Schluss recht wage ohne schockierende neue oder klare Erkenntnisgewinnung (was bei Lovecraft ja schon okay ist, aber ich hätte mir da doch noch etwas mehr gewünscht) und die drei sehr kurzen Endvideos waren echt nicht der Bringer, das wäre besser gegangen. Aber okay es liefert schon einen Abschluss und die Enden machen das Spiel jetzt nicht kaputt oder so.

Fazit: Mich hat die Story des Spieles sehr gepackt, der gesamte Gameplay-Loop rund um die Detektiv-Arbeit war richtig klasse und ich fand es auch toll, dass es hier mal keinerlei fette Questmarker gibt was als nächstes zu tun ist. Die hakeligen Kämpfe waren leider nicht der große Wurf und können gerade am Anfang aus den falschen Gründen etwas frustrierend sein, mit der Zeit kommt man damit aber besser klar und ich fand es wie gesagt dann doch gut, dass dieser Aspekt dabei war, weil er Abwechslung zum sonstigen Gameplay geboten hat und auch stets eine echte Gefahr für den Spieler vorhanden war. Lovecraft-Fans sollten sich das unbedingt mal anschauen. Alle die Bock auf eine spannende Horror-Mystery-Story mit Detektiv-Arbeit haben könnten da auch mal reinschauen.

Ich würde mich über einen Nachfolger sehr freuen. Jüngst gab es ja eine neue Entwicklung bei Streit von Frogware und ihrem ehemaligen Publisher Nacon die das Game vermeintlich geklaut haben. Frogware hat wohl vor Gericht recht bekommen und sie sind nun wieder die alleinigen Besitzer und Publisher der Marke. Somit steht einem potentiellen Nachfolger nichts im Wege, auch wenn ich nicht weiß ob da wirklich was geplant ist und wie gut sich damals Sinking City verkauft hat. Aufbauend auf dem was die Entwickler bei Sinking City gelernt haben, hat ein Nachfolger aber gute Chancen echt richtig gut zu werden. Ein weitere Erkentnissgewinn meinerseits ist, das mir das Detektiv-Gameplay richtig gut gefallen hat und ich in Erwägung ziehe mal in die Sherlock Holmes-Reihe reinzuschauen.


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