Thema:
Und klassische Multiplayermodi rechnen sich nicht mehr flat
Autor: membran
Datum:15.12.23 13:09
Antwort auf:MP Ableger eingestellt von Pfroebbel

Ein normaler MP Modus, wo man einfach zocken will, weil das Spiel Spaß macht, wird in der Mitteilung (wenig verwunderlich) nicht erwähnt. Weil es sich in der heutigen Zeit für die meisten Publisher anscheinend nicht mehr rechnet, einen stinknormalen Multiplayermodus ohne GaaS-Karotte zu veröffentlichen. Da scheinen viele gar nicht mehr überhaupt in Betracht zu ziehen, entweder GaaS oder eben nix, wenn das mit den Ressourcen nicht zu stemmen ist oder man nicht erwartet, damit langfristig erfolgreich zu sein. Um was vom leckeren GaaS-Kuchen und den Wal-Milliarden abzugreifen, ist eben neben einem guten Spiel, starker Marke, sauviel Patch-Support eben auch ne ordentliche Portion Glück und Marketing (Twitch-Streamer v.a.) nötig, um Spieler von anderen Titeln loszueisen (wir erinnern uns: jedes GaaS möchte gerne das einzige Spiel sein, dass man spielt) und auch zu halten. F2P und GaaS sind überspitzt formuliert wie ein Spiegel der Evolutionstheorie: 99% aller Spezies, die jemals gelebt haben, sind ausgestorben. GaaS ist ein Spielefriedhof.

Und es wird auch von den Spielern erwartet. Bei den älteren Spielern nur zum Teil, aber die jüngeren Generationen der Spieler wollen, nein: brauchen GaaS und damit Updates im Zweiwochentakt, denn sonst sehen sie keinen Sinn im oder ziehen keinen Spaß aus dem Spiel (das Metagame aus Level-up- und Unlock-Karotte, sowie das Metagame, wer der eitelste Costume-Pfau ist, sowie das Metagame, sich als F2P-Bauer, ehrenvoll gegen die absichtlich eingebauten Frustrations-Mechaniken kämpfend, möglichst viel unnützes Zeug mit möglichst wenig Zeitaufwand zu erhaschen, sind für diese Spieler anscheinend genauso wichtig wenn nicht wichtiger als das fucking Gameplay selber) oder sie sagen direkt, das Spiel wäre ja „tot“. Diese Spieler sind komplett brainwashed, weil sie mit dem Kack aufgewachsen sind. Die Nummer ist durch, sollten da jetzt nicht Regierungen irgendwann mal regulierend eingreifen, um der Abzocke und psychologischen Tricks, die afaik der Neurowissenschaft hinsichtlich Suchtpotenzial oder direkt den gängigen Glücksspielmechanismen entnommen sind, Herr zu werden. Iirc sind Neurowissenschaftler, Sucht-Spezialisten, Psychologen und Leute aus dem Glückspiel-/Sportwettenbereich eine der großen Quereinsteigergruppen in die Videospielindustrie in den letzten 10 Jahren.

Das Problem ist leider auch - weder die Hersteller (Überraschung) noch die Masse der Spieler wollen das reguliert haben, und wenn da kein Interesse dran besteht, seh ich da auch erstmal nix passieren. Die regulieren irgendwann mal endlich (oder haben schon?) Lootbox-Kram, wenn die schon längst keiner mehr verwendet, weil andere Dopaminspritzen noch viel besser putschen. Und dann sind sie fertig damit erstmal, denk ich.

Ich hab vor 'nem Jahr sehr viel FTL Faster than Light gespielt. Ich war zu dem Zeitpunkt ab und an im FTL Subreddit unterwegs, und da kam einer an und fragte, ob er sich FTL (Single Player Indie Game von 2012, 10 Euro regulär, aber gerade mal wieder für popelige zwei Flocken im Sale) kaufen sollte, sähe ja interessant aus, aber ob das Spiel und die Community schon tot sei. Das Spiel hätte ja schon lange kein Update mehr bekommen. Und seitdem wunder ich mich über GaaS, Battlepasses, FOMO-rotierende-"Angebote" (die man nur dann kaufen kann *wenn* sie im Angebot sind), Dailies, Weeklies, Login-Boni, Twitch-Drops, Prime Gaming Rewards und wie auch immer sie noch die Spieler an die Nadel legen wollen, überhaupt gar nicht mehr.


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