Thema:
Die Probezeit ist vorbei - Ein Zwischenzeugnis flat
Autor: token
Datum:02.12.23 11:07
Antwort auf:Steam Deck Nr.2 - pile of shame mobil von wolfteam

Dieser Beitrag wird gerade im Desktop-Modus auf dem Steam Deck erstellt.
Deck hängt am Dock, hat meine Maus und Tastatur per Bluetooth im Bauch, sitze am Schreibtisch, mein 4K Ultrawidescreen wird in korrekter Auflösung bespielt, und ich sitze hier und staune über einen vollwertigen Thinclient der für das was ich noch am PC mache komplett ausreicht und in diesem Anwendungsfeld auch ganz ordentlich rennt.

Dass ich hier so sitze hängt damit zusammen dass ich noch paar Falten aus der Emulationseinrichtung rausgebügelt habe. Die Ersteinrichtung hab ich noch komplett am Deck gemacht und klatsch mir da gerade an den Kopf warum ich mich so damit abgeplagt habe.

Hier nun vor zu sitzen, also vor einem Handheld das ich mit einem Anstecken an USB wie einen vollwertigen PC verwenden kann und zu sehen wie das alles performt ist so dass man fast überlegen könnte den Block unterm Schreibtisch nun auch mal auszumisten, ist nur einer von vielen tollen Aha-Momenten der letzten Tage.

Fangen wir mit dem wichtigsten an. Gaming.
Was habe ich mir vom Deck versprochen?
In erster Linie eine potente Switch für Mobile-Gaming, Hauptaugenmerk auf Indies die schon seit geraumer Zeit einer Switch zunehmend zu schaffen machen. Ein Aeterna Noctis hab ich gar nicht mehr für Switch gekauft um dann am TV zu merken dass ich diese Art Spiel halt doch Mobile zocken will und der Spaßfaktor auch gehörig drunter leidet.

Eingeweiht wurde das Deck mit Cocoon, auch so ein Game das Switch überfordert aber das ich am Handheld zocken möchte. Wie hat sich das Deck da bewährt? Ziemlich gut, ich hatte es auf 90fps gestellt, und auch wenn es da phasenweise geholpert hat mit Frameskips wenn es von der Darstellung aufwendiger wurde, war ich hochzufrieden mit der Performance. Ich schätze auf 60 oder spätestens auf 45 hätte man es auch bockstabil bekommen, ich war aber auch auf der 90 hochzufrieden und hatte nicht den Bedarf da noch zu schrauben, wollte halt auch die 90Hz vom Screen haben.

Dazu hab ich auch ein Ründchen mit Dead Cells gedreht, das läuft ja mittlerweile sehr gut auf Switch, auch wenn es dafür diverse Patches benötigt hat, auf dem Deck läuft es nun absolut flawless in stabilen 90. Ich hatte noch nicht die Muße mich mit dem verbauten Display zu beschäftigen, möglicherweise hab ich da Glück und könnte das selbst auf 120 tunen.

Also in diesem Einsatzfeld hab ich nun genau das bekommen worauf ich aus war. Bin da megahappy. Es geht aber auch weiter mit einem gewissen Erstaunen.

Im Kaufrausch während der Wartezeit wegen Versand hab ich teils recht kopflos Schnapper in den Warenkorb geworfen, einer davon war The Ascent für 2 Euro oder so. Ich weiß noch dass ich beim Einpacken noch lol gedacht hab, weil zu Release hatte ich das auf SeriesX gezockt, und das war eine Katastrophe, in erster Linie aufgrund inhaltlicher Bugs ohne Ende, aber auch Performance war ein Kriterium.

Da war also der Wunsch Vater des Gedankens, weil das ist eben auch die Art Spiel die ich auf dem Deck zocken wollen würde, nur wäre so ein Clusterfuck dann halt auch was wo es eben doch nicht mehr geht, dachte ich. Aber weil spottbillig als Testobjekt zum Spaß eingepackt.

Tja, nun zocke ich genau das schon mehrere Stunden auf dem Deck und bin drauf hängen geblieben, der Mobile-Faktor bei dem Game zündet bei mir volle Pulle, und auf einem 45er-Lock mit leicht angepassten Settings läuft es zwar alles andere als Flawless, speziell in den Städten wo extrem viel los ist gibt es schon einiges an Schluckäufen, aber da ist auch keine Action. In der offenen Welt läuft es so gut dass es super spielbar ist. Selbst so ein Problembär.

Das ist dann sogar mehr als ich mir erhofft habe. Und oh boy, wie das Game gerade für mich zündet, am TV noch entnervt weggelegt bin ich am Deck voll im Sog.

Auch gewisse Spezialfälle konnte ich letzten Endes erstaunlich unkompliziert einrichten. Ich mag die Spotify-Integration an Konsolen supergern, nutze aber selbst kein Spotify sondern YT-Music. Also hab ich mich gefragt ob ich das am Deck hinbekomme per YT-Music bei meinen Games meine eigene Mucke laufen zu lassen. Es ist natürlich nicht so elegant wie die volle Integration von Spotify an Konsolen, aber im Gegensatz zu Konsolen kann ich eben auch den Dienst nutzen den ich im Abo habe, und es funktioniert sehr gut, die Kompromisse sind überschaubar, und selbst für die gibt es vielleicht auch noch eine Lösung. Supergeil.

Gestern auch mal die Muße mitgebracht mich an Emulation ranzutasten, wo ich eben die letzten Problemchen ausgemerzt habe. Das ist dann auch der totale Wahnsinn. Für mich ist die Ära um Gamecube/DC/PS2 eine ganz besondere und ich weiß dass die Kisten schon einige Jährchen auf dem Buckel haben, aber in meinem Kopf sind das halt Pauerhäuser wo intuitiv die Skepsis da ist dass man mit der Emulation von sowas auf einem Handheld wirklich Freude haben kann.

Tja, das ist absolut irre wie die Kiste hier abliefert, zumal der kleine Screen mit 800p die Games auch so ausschauen lässt wie man sie in Erinnerung hat. Imo ist das die perfekte Emu-Plattform, es ist eine helle Freude.

Vor allem auch deswegen weil die Community-Lösung Emudeck, das ist ein Hub der alles was es an Emulation gibt mitbringt und sauelegante Einrichtungslösungen für das Deck anbietet. Die Einrichtung ist zwar nicht 100% fire and forget, aber im Grunde wirklich supereasy, sobald man den Aufbau und die Funktionen der Maske versteht geht das alles runter wie Öl. Unglaubliche Szene die dahinter steht.

Was auch der Überhammer ist, ist die Möglichkeit Controller-Interfaces zu customizen. Steam Deck ist wohl der mächtigste Controller der Welt. Du hast das klassische 360-Layout, aber du hast auch 4 gut liegende Paddles, du hast zwei Touchpads die auch als Buttons fungieren können und als solche sogar den Druck erkennen den man ausübt, du hast ein hochwertiges Gyro, und du hast auch einen Touchscreen. Und Valve hat hinsichtlich Controller-Customizing eine unglaublich gut aufgebaute und extrem mächtige Oberfläche, alles was man sich irgendwie vorstellen kann kann man auch implementieren, und wenn man nicht mag sich Settings aus der Community runterladen und feinschleifen. Es ist der siebte Himmel für Interfacefreunde.

Abschließend kann man denke ich sagen, man darf von dieser Lösung, auch wenn man so einen Schindluder mit Customizing nicht macht und komplett in SteamOS bleibt, nicht eine derart blasenfreie Lösung wie bei einer Konsole erwarten. Es ist in diversen Details halt noch ein PC, aber es ist wirklich verdammt nah dran an einem Konsolenfeeling, Valve hat da imo echt enorm gute Arbeit geleistet.

Und die paar Hakligkeiten die es in Detailthemen noch gibt nehme ich gerne hin, für die enormen Freiräume wenn es darum geht Konfigurierbarkeiten und Flexibiltäten eines solchen Geräts zu heben. Für mich ist das genau in so einem Sweetspot wo mir diese Konfigurierbarkeiten nicht zu viel sind, und in der Regel geht es hier um einmalige Einrichtungen und dann geht man wieder nach SteamOS und hat das Paket in halbwegs konsolig.

Das Steam Deck ist im Grunde genau so ein Gerät wo ich schon häufiger getagträumt hab, dass jemand sowas mal bauen müsste.

Genug Geschreibsel, mal in Kurzform meine Eindrücke zur Hardware:

+ 90Hz-OLED + Schnellmenü zur Spieleeinrichtung
Das ist einfach der Hammer. Was mich hierbei am meisten fasziniert ist die Option auf 45 zu cappen und so dass Display auch auf 90Hz fahren zu können. Während 40er-Modi auf Playse am TV auf mich wie eine marginal bessere 30 wirkten, bin ich baff wie nah die 45 auf dem Deck für mich an einer 60 sind. Ich kann kaum einen Unterschied feststellen. Keine Ahnung woran das genau liegt und was da reinspielt, aber die 45 sieht einfach verdammt gut aus, und das gibt einem einfach saugute Spielräume wenn man was zocken möchte was man auf Anschlag nicht flawless kriegt.

+ SteamOS, Desktopmodus, Valves Implementierung, Schnellmenüs, Workflows
Was bei so vielen Faktoren und Freiheiten schnell in einem hyperkomplexen Clusterfuck in Sachen Bedienbarkeit und Nutzerführung und Funktionalität hätte enden können, ist trotz aller dieser Faktoren sehr konsolig und einfach mit vielen sehr schlauen Lösungen und wenigen blinden Flecken

+ Betriebsgeräusch
Das der Lüfter läuft merkt man eigentlich nur wenn man die Hand vorhält und den warmen Luftstrom spürt oder das Ohr dran hält. Sehr tieffrequent, für mich ist es wirklich nicht warnehmbar, ich höre absolut nix, und ich bin nicht unempfindlich.

+ Batterielaufzeit
Selbst unter kompletter Last erreicht man rund drei Stunden, bei wenig hungrigen Titeln geht es schon in Richtung Macbooks in Sachen Laufzeit. Extrem gut.

+ Keyshops
Diese Preise ey!

o Soundausgabe
Ist ganz gut, kein Flash, kein Flaw

- 800p
Es hätten imo 1080p sein sollen. Die wenigsten Games haben für 800p angepasste Fonts, man sieht das Fehlen dieses letzten Stückchens bei allem was mit Textdarstellung zu tun hat permanent. Das ist schon schade, gerade weil da auch FSR drin steckt, hätte man ja auch sagen können, dass man da wo 800p in Sachen Sweetspot Sinn ergeben und auf Kante sind, FSR den Rest machen lassen kann.
Die Auflösung ist im Grunde mein größter Kritikpunkt.

- Rumble
Ich hab fast schon den Verdacht Rumble ist bei mir kaputt. Das ist DERART dezent, dass man kaum unterscheiden kann, ob das Gehäuse vom Schall der Boxen oder durch Rumble vibriert. Kann das kaum glauben und hab hier echt Sorge dass es nicht by design derart scheiße ist, sondern ich einen Garantiefall habe. Vielleicht kann jemand was dazu schreiben.


Das soll es mal gewesen sein. Fazit, ich verstehe von Tag zu Tag besser warum das Deck einen derart guten Ruf hat und Besitzer davon so begeistert sind. Ich kann mich da nur einreihen, eine Traumhardware für Gamingfreunde.


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